So lief die Hinrunde
"Wellenförmig" triff als Umschreibung die 17 bisherigen Ligaspiele des FCK am besten. Die Roten Teufel kamen schwer in die Saison, standen nach zwei Pleiten zum Auftakt früh mit dem Rücken zur Wand. Es folgten sieben ungeschlagene Spiele mit einem 3:1 gegen Hannover 96 und dem Sprung auf Rang drei als krönenden Abschluss. Die nächste Partie dürfte dann "DER" Wendepunkt der Hinserie gewesen sein: Bei Fortuna Düsseldorf verspielten die Pfälzer eine zwischenzeitliche 3:0-Führung (Endstand: 3:4) unter dubiosen Umständen (Flaschenwurf) und verloren darüber hinaus noch Top-Stürmer Ragnar Ache, der mit einem Bänderriss wochenlang ausfiel. Nach der Pleite bei den Rheinländern folgten weitere sieben Spiele ohne Sieg, der FCK stürzte bis auf Rang 15 ab und befindet sich somit in großer Abstiegsgefahr.
Positiv war im abgelaufenen halben Jahr indes die Performance im DFB-Pokal, wo Lautern nach Erfolgen gegen Rot-Weiß Koblenz (5:0), den 1. FC Köln (3:2) und den 1. FC Nürnberg (2:0) im Viertelfinale steht. In diesem müssen die Roten Teufel bei Hertha BSC ran (31.01., 20:45 Uhr). Ein mögliches Halbfinale wäre eine lukrative Zusatzeinnahme, die der Klub mehr als gut brauchen könnte.
Wer kommt, wer geht?
In der Winterpause ging es alles andere als ruhig zu beim FCK. Geschäftsführer Sport Thomas Hengen ist bekannt dafür, Nägel mit Köpfen zu machen, wenn er die Notwendigkeit dafür sieht. Und der frühere Profi hat offensichtlich Handlungsdruck gespürt. Anders ist es nicht zu erklären, dass in der ohnehin sehr kurzen Winterpause bereits fünf neue Spieler verpflichtet wurden.
Insbesondere in der Offensive hat Hengen nachgelegt. Der FCK hat zwar mit 28 Toren in 17 Spielen eine ordentliche Ausbeute, aber insbesondere in der zweiten Hälfte der Vorrunde war die Abhängigkeit von Ache sichtbar - als der Stürmer Nummer eins ausfiel. Mit Filip Stojilkovic (ausgeliehen von Darmstadt 98) und Dickson Abiama (Greuther Fürth) soll künftig mehr Breite in der Spitze erreicht werden.
Fußball | 2. Bundesliga Ache, Stojilkovic, Abiama: Wie stellt sich der FCK im Sturm auf?
Der 1. FC Kaiserslautern krempelt seinen Kader in der kurzen Winterpause kräftig um. Das gilt vor allem für den Angriff. Wie stellen sich die Roten Teufel künftig im Sturm auf?
Ba-Muaka Simakala (ausgeliehen von Holstein Kiel) soll den Konkurrenzkampf auf den offensiven Außenbahnen anheizen. Die Verpflichtung des Darmstädters Frank Ronstedt, der sowohl auf dem linken als auch auf dem rechten Flügel verteidigt, zeigt, dass sich die Bosse mehr erwarten, als Jean Zimmer, Erik Durm (beide rechts) sowie Tymoteusz Puchacz und Hendrick Zuck (beide links) in der bisherigen Saison gezeigt haben. Der tschechische Junioren-Nationalspieler Filip Kaloc (FC Banik Ostrava) soll indes eine Alternative im zentralen Mittelfeld werden.
Bei so vielen Neuzugängen muss es natürlich auch Abgänge geben. Davon gab es bisher aber erst zwei in diesem Winter, von denen einer von großem Getöse begleitet war: nämlich der Weggang von Terrence Boyd.
In seinen zwei Jahren beim FCK war der bullige Stürmer die meiste Zeit Leistungsträger und über den vollen Zeitraum Identifikationsfigur. Sportlich reichte es für den 32-Jährigen schließlich nicht mehr ganz auf dem hohen Zweitliganiveau. Das zeigte sich in der Zeit, in der Boyd für Ache im Sturmzentrum auflief. Als künftiger "Edeljoker" war sich der US-Amerikaner zu schade, so dass er schließlich aus nachvollziehbaren Gründen - er wollte in der Region bleiben - zum SV Waldhof Mannheim wechselte. Sportlich verschmerzbar, in der Kabine wird Boyd indes fehlen. Menschlich war er ein wichtiger Faktor bei den Roten Teufeln.
Fußball | Meinung Vom FCK zum Waldhof: Terrence Boyd hat keine Anfeindungen verdient
Terrence Boyd wechselt vom 1. FC Kaiserslautern zu Waldhof Mannheim. Dass es den Stürmer ausgerechnet zum Erzrivalen zieht, nehmen ihm einige FCK-Fans übel. Doch das hat der 32-Jährige nicht verdient, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.
Weg ist mit Lex Tyger Lobinger ein zweiter Angreifer. Der 24-Jährige hatte sportlich keine große Rolle gespielt und kam wettbewerbsübergreifend nur auf 116 Einsatzminuten in der Hinrunde, er blieb dabei ohne Torbeteiligung. In der Rückrunde versucht Lobinger sein Glück auf Leihbasis beim VfL Osnabrück.
Klar ist aber, dass der Kader des FCK sehr groß ist - auch durch die Neuzugänge - und es noch Abgänge in der Wintertransferperiode geben soll. Man darf gespannt sein, wie sich dieses "Kommen und Gehen" auf die mannschaftliche Geschlossenheit auswirken wird. Diese war für die Pfälzer immer ein großer Faktor.
Der Trainer
Dimitrios Grammozis konnte die sportliche Kehrtwende noch nicht einleiten. Während er in der Liga beide Spiele, in denen er auf der Bank saß, verlor, steht dem immerhin der 2:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Nürnberg gegenüber. Doch klar ist: Der neue Trainer, der auf den nach der 0:3-Heimpleite gegen Kiel freigestellten Dirk Schuster folgte, muss im neuen Jahr liefern. Grammozis, der erst nach tagelanger Suche als neuer Coach eingestellt wurde, haftet noch so ein bisschen der Makel als "1b"- oder sogar "1c"-Lösung an. Der frühere Lautern-Profi muss deshalb versuchen, auch die Fans zu überzeugen und hinter sich zu bringen. Am besten geht das natürlich mit Siegen.
Die Spieler dazu hat er bekommen. Taktisch indes scheint Grammozis noch nach der Idealformation zu suchen. Der Coach scheint dabei ein System mit einer Viererabwehrkette zu favorisieren, nachdem auch die Dreier-/Fünferkette (wie unter Vorgänger Schuster) getestet worden war. In der Vorbereitung zeigte das Team von Grammozis Licht und Schatten (4:1 gegen Ankara, 0:3 gegen Dynamo Dresden).
Zudem wird Grammozis die ideale Offensivaufstellung finden müssen. Eine attraktive Spielweise ist nicht nur der Wunsch von Hengen sondern auch von der überwiegenden Mehrheit der Fans. Alternativen sind da, jetzt gilt es, die richtige Mischung zu finden. Grammozis hat viele Aufgaben vor sich, er wird daran gemessen werden, ob und wie er sie bewältigen kann. Er hat Erfolgsdruck, wenn er langfristig auf der Lauterer Bank sitzen will.
Erwartungen an die Rückrunde
Eigentlich sind die Erwartungen an die Rückrunde gar nicht mal so hoch: Der sichere Klassenerhalt soll es sein, möglichst ohne zu lange zittern zu müssen. Doch das ist nach bereits acht sieglosen Ligaspielen in Folge leichter gesagt als getan. Und das Auftaktprogramm hat es in sich: Der FCK muss am 20.01. beim Tabellenzweiten FC St. Pauli ran, am 26.01. kommt Schalke 04 auf den Betzenberg, am 04.02. kommt es zum Derby (zumindest geographisch) bei der SV Elversberg. Zwischendrin steht das DFB-Pokalviertelfinale bei Hertha BSC an. Viel schwerer geht es nicht.
Die Stimmung rund um den Betze ist aufgrund der Negativserie ohnehin schon angespannt. Deshalb sind Siege eminent wichtig für die sportliche Lage, aber auch für Coach Grammozis fast schon elementar. Denn beim FCK brodelt es. Bei einem Fehlstart ins neue Jahr kann die Stimmung auch ganz schnell kippen.