Es war die 87. Spielminute im Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Padeborn, als auf dem Betzenberg alle Dämme brachen. Marlon Ritter düpierte auf der rechten Seite Ex-FCK-Profi Felix Götze und zog in den Paderborner Strafraum. Von der Grundlinie aus passte er scharf nach innen, wo Daniel Hanslik die Hereingabe per Hacke aufs Tor brachte, aber am stark reagierenden SCP-Keeper Pelle Boevink scheiterte. Den Abpraller allerdings schob Luca Sirch aus Nahdistanz zum 2:0 für die Roten Teufel ein - und verwandelte das Fritz-Walter-Stadion damit in ein Tollhaus.
Ragnar Ache mit kuriosem Führungstreffer für den FCK
Der Treffer von Sirch beseitigte die Zweifel der Fans am ersten Heimerfolg der Saison. Das wenig später der überragende Ritter mit dem 3:0 aus 25 Metern (90.) endgültig den Deckel drauf machte, war dann noch eine schöne Zugabe. Bereits in Halbzeit eins hatte Torjäger Ragnar Ache die Pfälzer in Führung gebracht - und zwar mit einem sehr kuriosen Treffer. SCP-Schlussmann Boevink traf den Ball nach einem Rückpass von Götze wegen eines Rasenfehlers nicht richtig, die Kugel sprang zum anlaufenden Ache, der aus kurzer Distanz zum 1:0 traf (30.).
Erste Saisonniederlage für den SC Paderborn
Man darf auch einmal Glück haben, wird man sich beim FCK gedacht haben - und die Roten Teufel hatten es nicht nur in dieser Situation. Sie hatten es ebenso in der 71. Minute, als Filip Bilbija für Paderborn per Kopf den Pfosten traf, und in der 84. Minute, als Raphael Obermaier aus sieben Metern nur um Zentimeter am FCK-Tor vorbei schoss. So stand am Ende für Lautern ein klares 3:0 gegen Paderborn, das bislang in dieser Zweitligasaison noch ungeschlagen war.
Marlon Ritter: "Endlich hat es geklappt"
Dementsprechend war die Stimmungslage bei den Gastgebern. "Es ist sehr geil - der erste Heimsieg der Saison. Heute hat es endlich geklappt und alle sind sehr glücklich. Endlich können auch die Fans mal wieder glücklich nach Hause fahren", sagte Ritter im Gespräch mit SWR Sport. "Der Sieg war sehr wichtig für unseren Kopf, dass wir sehen, dass wir Tore schießen und verteidigen können."
Luca Sirch fehlen die Worte
Ähnlich glücklich wie Ritter war auch Sirch, der bei seinem Startelf-Debüt gleich seinen ersten Zweitligatreffer erzielt hatte. "Das Wichtigste war, dass wir heute gewinnen. Als Verteidiger freut man sich, zu Null zu spielen. Und dass ich selbst noch vor der Kulisse treffe - da weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Einfach ein wunderschönes Gefühl", sagte der Abwehrspieler, der im Sommer von Lokomotive Leipzig zum FCK gewechselt war.
FCK-Trainer Markus Anfang ist zufrieden
Auch FCK-Trainer Markus Anfang war hochzufrieden. "Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die bisher noch kein Spiel verloren hatte und nicht umsonst da oben steht. Wir mussten zudem auch personell einiges ändern. Die Jungs haben aber alle leidenschaftlich gekämpft und mit Leidenschaft Fußball gespielt", analysierte er. "Wir haben gut verteidigt und alles reingeworfen."
Die sogenannten "Grundtugenden", so Anfang weiter, seien vom FCK abgerufen worden. Daher sei der Erfolg wichtig und verdient, auch wenn sein Team diesmal das Matchglück auf seiner Seite gehabt habe. "Insgesamt haben wir fußballerisch vielleicht nicht alles gebracht, was wir bringen können, aber wir haben uns am Ende den Sieg erkämpft", sagte der Coach der Roten Teufel.
Schwere Aufgaben warten auf den 1. FC Kaiserslautern
Nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Serie war der Sieg für den FCK bitter notwendig, um ein Abrutschen in den Tabellenkeller zu verhindern. Und er bietet für die Roten Teufel, die jetzt auf Rang zehn (zwölf Punkte) stehen, die Gelegenheit, einmal kurz durchzuschnaufen. Aber nicht lange - denn die nächsten Aufgaben haben es in sich. Am 26.10. (20:30 Uhr) geht es für die Pfälzer zu Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf, am 29.10. (20:30 Uhr) müssen sie im DFB-Pokal auswärts beim VfB Stuttgart ran. Danach kommt mit dem 1. FC Magdeburg ein weiteres Spitzenteam auf den Betzenberg (03.11., 13:30 Uhr).
Dass der Sieg gegen den SCP nur ein erster Schritt gewesen sein kann, war daher auch allen FCK-Profis bewusst. Es gelte, an diese Leistung anzuknüpfen, meinte etwa Matchwinner Ritter. "Es geht in den nächsten Wochen mit schwierigen Aufgaben direkt weiter", blickte er voraus, aber: "Heute freuen wir uns einfach erstmal."