Dickson Abiama strahlt, wenn er seine Geschichte erzählt. Der Nigerianer hat auf dem Fußballplatz eine Menge erlebt. Auch oder gerade, weil der 25-Jährige einen äußerst ungewöhnlichen Weg hingelegt hat, um Profi zu werden. Geplant war das ohnehin nicht.
Mit 17 kommt Abiama nach Deutschland, wo seine Eltern bereits leben, in einem Stadtteil von Nürnberg. Eigentlich wollte er hier studieren oder "eine bessere Arbeit" finden, sagt er im Gespräch mit SWR Sport. "Fußball war nur ein Hobby. In Deutschland kannte ich nur Bayern, Dortmund und Leverkusen."
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Über den Bolzplatz zur SpVgg Mögeldorf
Trotzdem startet er eine Karriere im Fußball, aber nicht wie man es gewohnt ist über ein Nachwuchsleistungszentrum. Gespielt hat er bis zu seiner Ankunft in Deutschland nie in einem Verein, sondern vor allem auf der Straße, mit "seinen Kumpels in Nigeria". Das macht er auch weiter, als er in Nürnberg angekommen ist. Alleine geht Abiama mit dem Ball raus und kickt auf dem Bolzplatz. Einmal schließen sich zwei Jugendliche an und spielen mit. Abiama macht seine Sache so gut, dass die beiden meinen, mit seinem Talent müsse er doch "in einem richtigen Verein spielen". Sie vermitteln den Kontakt zur SpVgg Mögeldorf. "Mein erster Klub in Deutschland", strahlt Abiama.
Abiama Schritt für Schritt nach oben
Abiama spielt zunächst in der U19 des Vereins, schießt diese zur Meisterschaft und spielt parallel für das Herrenteam - in der Kreisklasse. Auch hier trifft der Angreifer nach Belieben, ein Jahr später wechselt er zur SG Quelle Fürth in die Landesliga, wo ihm 13 Treffer in 34 Spielen gelingen. "War auch sehr gut", erinnert sich Abiama mit Freude.
Der Bayernligist SC Eltersdorf erkennt das Potenzial und verpflichtet den Offensivspieler. Die Verantwortlichen finden Bestätigung, Abiama kann seine Torquote sogar steigern. Für Eltersdorf absolvierte er auch das "vielleicht wichtigste Spiel" seiner Karriere, dabei geht es nicht einmal um Punkte. In einem Vorbereitungskick gegen die SpVgg Greuther Fürth unterliegt der SC mit 1:3. Abiama erzielt den Treffer und sticht auch sonst heraus. Der Zweitligist hat ihn fortan auf dem Zettel, scoutet ihn und lädt ihn zum Probetraining ein. Und klar, auch hier überzeugt der Stürmer und erhält einen Profi-Vertrag.
Dickson Abiamas Karriere in Bildern
Bundesliga-Aufstieg als Krönung
Bei den Kleeblättern etabliert sich Abiama im Profiteam, kommt regelmäßig zu Einsätzen und schießt weiter Tore. Gegen den 1. FC Nürnberg trifft er zum 2:2, verhindert so eine schmerzhafte Derby-Pleite. Noch wichtiger ist allerdings sein Treffer am 23. Mai 2021: Abiama wird am letzten Spieltag in der 82. Minute eingewechselt und erzielt das 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf, das den Fürthern den Aufstieg beschert. Es klingt wie ein Märchen: Von der Kreisklasse in die Bundesliga, und das alles in nur vier Jahren.
Die Fürther gehen als krasser Außenseiter in die Saison, ein Jahr später steigt die SpVgg wieder ab. Zurück in der 2. Liga stabilisiert sich der fränkische Klub. Abiama kommt derweil nicht mehr wie erhofft zum Zug. Im Januar 2024 verlässt er die Kleeblätter und schließt sich dem FCK an - ein neues Kapitel einer besonderen Karriere.
Abiama will beim FCK durchstarten
Vom Ronhof zum Betzenberg, von Traditionsklub zu Traditionsklub. Abiama freut sich, nun Teil des FCK zu sein. "Das ist ein riesiger Verein mit einer erfolgreichen Geschichte. Sehr große Spieler haben hier gespielt. Ich will einfach so gut wie möglich alles auf dem Platz tun, um die Leute glücklich zu machen", sagt der Angreifer.
Erfolgreich ist die aktuelle Phase des FCK allerdings nicht. Seit mittlerweile neun Spielen sind die Roten Teufel in der Liga sieglos, die Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis kämpft gegen den Abstieg.
Auch Abiamas Start verlief bislang nicht optimal. Im Trainingslager in Belek hatte sich der Angreifer noch in Szene setzen können, beim 0:2 gegen den FC St. Pauli stand er dann allerdings nicht im Kader. Eine Momentaufnahme. Und wer weiß, vielleicht kommt der FCK demnächst ja mit Abiama in Schwung. Es wäre bei Weitem nicht die größte Überraschung in seiner Karriere.