Als erstes - und das wollte auch FCK-Fan Stefan aus München wissen - wurde die Frage nach der Aussprache des nicht so ganz einfachen Nachnamens Gyamerah geklärt. Eine Frage, so Jan Gyamerah, die ihm praktisch auch bei jedem öffentlichem Training von einem der zahlreichen Fans gestellt wird. 'Dschammra', verrät uns der 29-Jährige, heißt es richtig. Das sei in Ghana, wo sein Vater herkommt, ein sehr häufiger Name. Da aber bereits in Jans jungen Jahren viele ihre Probleme damit hatten, wurde er einfach "Jambo" genannt - und der Spitzname habe sich bis heute gehalten.
Auf die Leistung gegen den HSV können wir aufbauen
Acht Punkte, Tabellenplatz zehn - das ist die Bilanz des FCK nach den ersten sechs Saisonspielen. In den drei Begegnungen gegen Hertha BSC, in Hannover und gegen den Hamburger SV holten die Roten Teufel aber nur noch einen Zähler. Doch Jan Gyamerah sieht seine Mannschaft dennoch auf dem richtigen Weg: "Ich glaube, nach dem 1:3 in Hannover haben uns nicht viele so ein Spiel gegen den HSV zugetraut, leider haben wir zum Schluss noch den Ausgleich kassiert", sagt er, und ergänzt: "Auf diese Leistung können wir aufbauen." Auschlaggebend für den Sieg seines Ex- Klubs auf dem Betzenberg - Gyamerah spielte von 2019 bis 2022 beim HSV - war für ihn auch die starke Bank der Hamburger. Bekanntlich traf der eingewechselte Davie Selke zum 2:2-Endstand.
Nächster "Abnutzungskampf" in Regensburg
Der Blick geht nach drei vom Ergebnis und der Punkte-Ausbeute her enttäuschenden Spielen nach vorne. Und hier steht als nächstes das Auswärtsspiel in Regensburg auf dem Programm. Nachdem die beiden Aufsteiger Ulm und Münster am vergangenen Wochenende ihre ersten Siege einfahren konnten, grüßt der Jahn vom Tabellenende. Was aber bei Jan Gyamerah und beim gesamten FCK Team auf keinen Fall auch nur den kleinsten Anlass zur Überheblichkeit auslöst. "Regensburg war zwar noch nicht so erfolgreich bislang, aber jedes Spiel ist ein Abnutzungskampf. Wenn man da nur ein bisschen nachlässt und mit ein paar Prozent weniger reingeht, dann verliert man das", sagt der Abwehrspieler.
Der FCK ist "einfach ein harmonischer Haufen"
Anpassungsprobleme hatte Jan Gyamerah nach seinem Wechsel vom 1. FC Nürnberg auf den Betzenberg nicht. Bereits nach den sehr guten Gesprächen mit FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen und Trainer Markus Anfang hatte er "das Gefühl, dass das gut passen kann". In Kaiserslautern traf der Rechtsverteidiger mit dem Zug in die Mitte dann auf ein Team, dass es ihm sehr einfach machte: "Was das Zwischenmenschliche außerhalb des Platzes angeht - einfach top. Ich würde sagen, dass wir einfach ein harmonischer Haufen sind."
Noch nicht bei 100 Prozent
Jan Gyamerah stand zwar bereits dreimal in der Startelf, ist aber noch nicht vollständig fit: "Bei 100 Prozent war ich jetzt noch nicht. Ich hatte leider keine Saisonvorbereitung. Mein Ziel ist es jetzt, genug Körner zu sammeln, dass es für 90 Minuten reicht", sagt der gebürtige Berliner, der über die Stationen Bielefeld, Bochum, Hamburg und Nürnberg in der Pfalz gelandet ist. Eine unfreiwillige Pause muss "Jambo" allerdings in der zweiten DFB-Pokalrunde beim VfB Stuttgart einlegen. Beim Erstrundensieg in Ingolstadt sah er die Gelb-Rote Karte.
Keine einfache Zeit als Jugendlicher
Als Jan Gyamerah fünf Jahre alt war, zog die Familie aus Berlin nach Stadthagen in Niedersachsen. Dort hat er leider auch die Erfahrung gemacht, dass es dunkelhäutige Jugendliche nicht immer einfach haben. "Man hat natürlich irgendwann gemerkt, dass man etwas anders aussieht als der Großteil der Kinder. Das war zwischendurch nicht einfach, weil Kinder manchmal Sachen sagen, die sie gar nicht so meinen", spricht Gyamerah das Thema Rassismus an. Auch deshalb setzt er sich für die Bewegung "Black Lives Matter" ein, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt.
Sehr beeindruckend auch, dass sich Jan Gyamerah zu den politischen Entwicklungen in Deutschland äußert. Er habe, auch nach den letzten Wahlen im Osten, Bedenken, dass sich das Ganze in die falsche Richtung entwickelt. "Ich kann es nicht verstehen, und es ist auch erschreckend, nach alldem, was schon passiert ist in der Vergangenheit, dass es immer noch Leute gibt, die so denken und diesen Hass entwickeln. Keiner kann sich aussuchen, in welchem Land er mit welchem Geschlecht auf die Welt kommt."
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