Wann ist eine Abtreibung erlaubt?
Geht eine Abtreibung auch nach der 12. Woche?
Welche Methoden gibt es?
Welche Risiken gibt es?
Was macht eine Abtreibung mit der Psyche?
Wer führt eine Abtreibung durch?
Wann ist eine Abtreibung erlaubt?
Fast 100.000 Schwangerschaften wurden 2020 in Deutschland abgebrochen. Auf 100 Lebend- und Totgeburten kamen etwa 13 registrierte Abtreibungen. Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland eigentlich strafbar, weil das Grundgesetz das menschliche Leben schützt.
Menschliches Leben beginnt per Gesetz mit der Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter. Wenn die Schwangere sich aber für eine Abtreibung entscheidet und folgende drei Bedingungen erfüllt, bleibt der Abbruch in Deutschland straffrei, ist also erlaubt.
- Der Abbruch muss innerhalb von zwölf Wochen nach der Empfängnis geschehen.
- Die Schwangere muss mindestens drei Tage vor dem Abbruch eine sogenannte Schwangerschaftskonfliktberatung wahrnehmen.
- Der Abbruch muss von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen werden.
2020 erfolgten 96 Prozent der Abtreibungen nach dieser Beratungsregelung. Ebenfalls straffrei bleibt der Abbruch nach einer Vergewaltigung oder wenn die psychische oder physische Gesundheit der Mutter auf dem Spiel steht. Rechtlich wird dann von einer medizinischen oder kriminologischen Indikation gesprochen. Bei vier Prozent aller 2020 durchgeführten Abtreibungen war das der Fall.
Geht eine Abtreibung auch nach der 12. Woche?
Liegt ein medizinischer Grund vor, kann eine Abtreibung auch noch nach der 12. Woche durchgeführt werden. Eine Behinderung oder Krankheit des ungeborenen Kindes kann aus rechtlicher Sicht aber nie der Grund für einen Abbruch sein. Der Grund ist immer die Gefahr für die Schwangere.
Abbrüche nach der 22. Woche finden nur in extremen Ausnahmefällen statt. Denn der Fötus konnte ab diesem Zeitpunkt bereits lebensfähig sein. Solche Spätabbrüche machen 0,6 Prozent aller Abtreibungen aus.
Welche Methoden gibt es?
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, eine Schwangerschaft abzubrechen. Medikamentös oder operativ.
Medikamentöse Methode
Die medikamentöse Methode kann bis zur neunten Schwangerschaftswoche angewendet werden und erfolgt in zwei Schritten.
Schritt 1: Das erste Medikament löst die Gebärmutterschleimhaut und die Fruchtblase mit dem Embryo. Bei den meisten Frauen kommt es dann zu einer Blutung. Die kann ähnlich wie bei der Periode sein.
Schritt 2: Drei bis vier Tage danach, wenn der Embryo abgestorben ist, löst ein zweites Medikament Wehen aus und es kommt innerhalb von etwa drei Stunden zu einer stärkeren Abbruchblutung. Dabei werden die Gebärmutterschleimhaut und die Fruchtblase mit Embryo ausgestoßen. Nach der Behandlung haben viele Frauen noch zwei bis vier Wochen lang Blutungen.
Die operative Methode
Nach der neunten Schwangerschaftswoche geht ein Abbruch nur noch operativ. Etwas über die Hälfte aller Abtreibenden entscheidet sich für die Absaugung- auch Vakuumaspiration genannt. Der operative Eingriff wird überwiegend ambulant durchgeführt. Entweder mit örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose. Dabei wird ein Röhrchen in die Gebärmutterhöhle eingeführt und der Embryo samt Gebärmutterschleimhaut abgesaugt.
Der Eingriff dauert 10 bis 15 Minuten. Im Anschluss kommt es zu wehenartigen Schmerzen, während deren sich die Gebärmutter wieder auf die ursprüngliche Größe zusammenzieht. In den kommenden zwei Wochen kann es zu Blutungen kommen. Nach beiden Abbruchsformen gilt: Eine Woche nicht baden, keine Tampons oder Menstruationstassen verwenden und kein Geschlechtsverkehr.
Welche Risiken gibt es?
Beide Abbruch-Techniken gelten als sicher. Doch wie bei jedem Medikament oder jedem Eingriff, kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Bei der medikamentösen Methode sind es vergleichbare Symptome wie bei der Regelblutung. In seltenen Fällen ist bei der operativen Methode mit Verletzungen der Gebärmutter, hohem Blutverlust, Narkoseproblemen oder Entzündungen zu rechnen. Diese können zum Beispiel durch verbleibendes Restgewebe in der Gebärmutter entstehen. Ein Anzeichen dafür ist Fieber.
Solange keine Komplikationen auftreten steht einem späteren Kinderwunsch auch nach einer Abtreibung nichts im Wege. Allerdings gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass vor allem operative Abbrüche das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen könnten.
Was macht eine Abtreibung mit der Psyche?
Es gibt zahlreiche Studien zu den möglichen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen. Manche kommen zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen Abtreibungen und psychischen Problemen danach gibt. Vor allem, wenn die Betroffenen sowieso schon in belastenden Lebensumständen (Gewalt, Armut, psychische Vorerkrankungen) leben.
Dass eine Abtreibung allein das Risiko erhöhe, psychisch krank zu werden, wurde in anderen Studien wiederum widerlegt. Eine Studie der University of California sammelte zum Beispiel Daten über drei Jahre: 95 Prozent derer, die eine Schwangerschaft abgebrochen hatten, bereuten demnach ihre Entscheidung nicht - auch wenn ihnen die Entscheidung dafür zunächst schwer gefallen war.
Folgen einer ungewollten Schwangerschaft
Natürlich müssen auch Menschen, die eine ungewollte Schwangerschaft austragen müssen, mit den Folgen leben. Laut amerikanischen Studien hätten Frauen, die ein ungewolltes Kind entbunden haben, noch Jahre nach der Schwangerschaft im Durchschnitt einen etwas schlechteren Gesundheitszustand als diejenigen, die abgetrieben haben. Außerdem sei die Bindung zwischen Mutter und ungewolltem Kind im Vergleich zu den gewollten Geschwistern häufig schwächer - und die gesamte Familie sei häufiger von Armut betroffen.
Wer führt eine Abtreibung durch?
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts weisen darauf hin, dass immer weniger Ärzte und Ärztinnen Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Die Statistik erfasst die Anzahl von Kliniken und Arztpraxen, die Abbrüche melden - also nicht die Anzahl aller Stellen, die Abbrüche durchführen. Im Jahr 2003 gab es 2.050 solcher "Meldestellen" in Deutschland, im ersten Quartal 2021 waren es nur noch 1.110.
Außerdem dürfen Ärzte und Ärztinnen, die Abbrüche durchführen, auf ihren Webseiten nicht dafür “werben”- also auch nicht selbst über ihre Methoden aufklären. Aufgrund einer Gesetzesänderung von 2019 dürfen sie inzwischen aber schreiben, dass sie Abtreibungen vornehmen.
Für weitergehende Infos müssen sie dann aber an Behörden, Beratungsstellen und Ärztekammern verweisen. Seitdem gibt es aber auch eine öffentliche Liste, in die sich alle Ärzte und Ärztinnen in Deutschland eintragen können, die Abbrüche durchführen und über die man dann eine entsprechende Praxis in der Nähe finden kann.
Wer bezahlt eine Abtreibung?
Grundsätzlich muss man Abtreibungen in Deutschland aus eigener Tasche bezahlen. Je nach Methode und Praxis kostet eine Abtreibung zwischen 200 und 700 Euro.
Ein medikamentöser Abbruch ist dabei günstiger als ein operativer. Für Menschen, die wenig Einkommen haben, und bei Abbrüchen, die aufgrund von medizinischer oder kriminologischer Gründe wie bei einer Vergewaltigung, werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.
Behandlungskosten während der Schwangerschaft – also vor dem Abbruch – und die Nachbehandlung möglicher Komplikationen werden generell bezahlt.