Malaria ist die häufigste Todesursache für Kleinkinder in Afrika. Vor allem bei Kleinkindern verläuft die Krankheit oft tödlich. Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria – 90 Prozent davon in Afrika. Vorhandene Medikamente helfen nur ganz zu Beginn der Erkrankung und sind keine Dauerlösung. Ein wirksamer Impfstoff soll vor allem die Kleinkinder in Zukunft möglichst gut schützen.
WHO empfielt Malaria-Impfstoff
Seit 40 Jahren läuft die Suche nach einem Malaria-Impfstoff – über 100 Impfstoffkandidaten sind entwickelt worden. Jetzt spricht die Weltgesundheitsorganisation dennoch von einem ersten Durchbruch und empfiehlt für Kleinkinder zum ersten Mal einen Malaria-Impfstoff.
Die Hoffnungen sind groß – der erste Malaria-Impfstoff soll Leben retten. Vor allem die Jüngsten, die am häufigsten an einer Malaria-Infektion sterben, sollen jetzt besser geschützt werden. Nach jahrelangen Tests spricht die Weltgesundheitsorganisation nun von einem Durchbruch:
Malaria wird durch Anopheles-Mücken übertragen
Übertragen wird Malaria von Anopheles-Mücken. Gelangen die Parasiten – sogenannte Plasmodien – in den menschlichen Körper, kann dies zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Vor allem Kleinkinder bekommen oft hohes Fieber, fallen teilweise ins Koma und kämpfen um ihr Leben. Über 270.000 Kleinkinder sind 2019 weltweit an Malaria gestorben – trotz Moskitonetzen und trotz vorhandener Medikamente, die mit der Zeit immer schlechter wirken. Auch deshalb sind die Hoffnungen in den nun eingesetzten Impfstoff Mosquirix so hoch:
Schutzwirkung liegt bei 30 Prozent in den ersten vier Jahren
Doch wird der Impfstoff den hohen Erwartungen gerecht? Klar ist: Der Impfstoff konnte in der letzten großen klinischen Studie drei von zehn schweren Malaria-Verläufen verhindern. Der Schutz liegt in den vier Jahren nach der ersten Impfung also bei etwa 30 Prozent. Was nach wenig klingt, kann dennoch zehntausende bis hunderttausende Leben retten - sagt nicht nur die WHO:
Impfungen gegen Malaria sind kompliziert
Aber klar ist auch: Viele Leben sind trotz der Impfungen weiter bedroht – denn eine Impfung gegen den Malaria-Erreger ist kompliziert.
So übertragen infizierte Mücken Parasiten, die dann in die Leber wandern und sich hier zunächst vermehren und ihre Form verändern. Der Malaria-Parasit kommt schon nach wenigen Tagen aus der Leber und befällt dann die roten Blutkörperchen. Die Parasiten vermehren sich hier weiter, verändern sich ständig und stellen das Immunsystem deshalb vor Probleme.
Die Blutkörperchen werden zerstört, der Körper reagiert mit Fieber. Organe können dann irgendwann nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt werden.
Das soll der aktuelle Impfstoff möglichst verhindern. Er versucht, das Immunsystem mit Proteinen des Parasiten zu trainieren. Durch die Teile des Parasiten lernt das Immunsystem – also T-Helferzellen und Antikörper – den Erreger zumindest teilweise kennen. Dann kann das Immunsystem auch in Zukunft besser reagieren.
Malaria-Parasit verändert sich ständig
Soweit die Theorie, in der Praxis reicht das Training aber leider oft nicht aus – auch weil sich der gefährlichste Malaria-Parasit, das Plasmodium falciparum, ständig verändert. Deshalb ist die Suche nach einem Malaria-Impfstoff deutlich schwieriger als bei Covid-19:
Impfung mit echten Malaria-Parasiten
Anders als die Coronaviren durchlaufen die Malaria-Parasiten verschiedene Stadien im Körper und verändern sich dabei – die Suche nach einem Impfstoff ist deutlich komplexer.
Deshalb arbeiten Forschungsteams weltweit an noch besseren Impfstoffen – fast alle mit einem ähnlichen Ansatz. Professor Peter Kremsner hat dagegen einen anderen Plan. Er kennt das Leid in vielen afrikanischen Ländern und kämpft schon jahrzehntelang gegen Malaria. Am Tropenmedizin-Institut der Uniklinik Tübingen arbeitet er an einem Lebendimpfstoff – mit echten Malaria-Parasiten:
Sie suchen schon lange und wissen immer besser, wie sie den Parasiten abschwächen müssen. Der vielversprechendste Ansatz: Die Patienten bekommen den Parasiten gespritzt und nehmen gleichzeitig das Medikament Chloroquin, das die Parasiten neutralisieren soll: Die Parasiten gehen wie bei einer natürlichen Infektion in die Leber. Erst wenn sie aus der Leber kommen, werden sie durch das Medikament abgetötet. Bis dahin soll das Immunsystem die Parasiten möglichst gut kennen lernen.
Experimente mit abgeschwächten Malaria-Erregern
Ein Unterschied zur aktuellen Mosquirix-Impfung. Hier lernt das Immunsystem nur Teile des Parasiten kennen, beim Tübinger Ansatz dagegen den ganzen Parasiten.
Und erste Tests machen Hoffnung – auch wenn der Impfstoff bisher nur in kleinen Studien getestet wurde. In einer Studie mit 18 Probanden lag der Schutz vor einer Malaria-Erkrankung etwa bei 77 Prozent – ein erster positiver Hinweis. Doch das Tübinger Forschungsteam sucht noch nach besseren Möglichkeiten die Parasiten abzuschwächen, indem sie zum Beispiel bestrahlt werden.
Ein erster Lebendimpfstoff soll dann zunächst für Reisende zugelassen werden – die Zulassung geht hier schneller, weil die positive Schutzwirkung erstmal nur für wenige Monate nachgewiesen werden muss.