Medizin

Krebspatienten profitieren von einer täglichen Vitamin-D-Dosis

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Autor/in
Ulrike Till
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Antonia Weise

Die tägliche Einnahme von Vitamin D ist für Patientinnen und Patienten mit Tumoren empfehlenswert. Das hat ein Forschungsteam aus Heidelberg nach der Analyse von Daten nochmals bestätigt.

Widersprüchliche Ergebnisse neu bewertet

Der Körper kann das Hormon Vitamin D mit Hilfe von UV-Strahlen selbst produzieren - dennoch ist Vitamin-D-Mangel vor allem bei Älteren weit verbreitet, Menschen mit Tumorerkrankungen sind besonders häufig betroffen.

Einige große Studien haben bereits vor Jahren gezeigt, dass tägliche Vitamin D-Pillen die Krebssterblichkeit senken können. Doch dann schlug vergangenes Jahr eine Studie aus Australien ein wie eine Bombe: In der weltweit größten Untersuchung des Themas konnten die Forschenden keinerlei positiven Effekt auf die Sterblichkeit zeigen.

Allerdings hatten die Freiwilligen bei dieser Untersuchung Vitamin D nicht täglich, sondern nur hochdosiert einmal im Monat bekommen. Genau das kann vermutlich den fehlenden Erfolg erklären. Davon geht der Epidemiologe Dr. Ben Schöttker vom Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg aus. Die Metastudie mit der Forschung des Heidelberger Teams ist gerade im Fachblatt „Ageing Research Reviews“ erschienen.

Tägliche Vitamin D-Einnahme mit eindeutigem Effekt

Schöttkers Team hat gerade 14 internationale Studien der höchsten wissenschaftlichen Qualitätsstufe neu bewertet. Insgesamt sind darin Daten von mehr als 100.000 Probandinnen und Probanden erfasst. Wenn man einfach pauschal sämtliche Studien zusammen analysiert, bestätigt sich das negative Ergebnis aus Australien - es scheint keine positive Wirkung von Vitamin D zu geben.

Aber wenn man sich nur jene zehn Studien anschaut, bei denen täglich Vitamin D verabreicht wurde, war der Effekt eindeutig: die Sterblichkeit durch Krebs sank im Schnitt um zwölf Prozent.

Vitamin D Quellen sind Fisch, Lachs. Eier und Pilze
Laut RKI trägt Ernährung mit circa 10 bis 20 Prozent nur einen geringen Anteil zur Vitamin-D-Versorgung bei. Wenige Lebensmittel enthalten nennenswerte Mengen an Vitamin D: Zum Beispiel fetter Seefisch, Speisepilze, Eier.

Kein Effekt bei Einnahme von Vitamin D alle paar Wochen

Am meisten profitierten Menschen über 70. In den Studien, bei denen nur alle paar Wochen hohe Dosen von Vitamin D verabreicht wurden, blieb die Sterblichkeit dagegen unverändert. Schöttker erklärt den verblüffenden Unterschied so: Wenn man Vitamin D-Pillen schluckt, muss der Körper den biologisch aktiven, vermutlich tumorhemmenden Wirkstoff, um den es geht, erst selber bilden.

Die Pillen stoßen diesen Prozess nur an. Doch der aktive Wirkstoff scheint nicht lange haltbar zu sein. Wahrscheinlich ist er immer nur für rund zwei bis drei Tage verfügbar. Im Detail ist das noch nicht erforscht, so Schöttker und spricht von einer „black box“.

Die These erklärt auf jeden Fall, warum seltene Hochdosisgaben in den untersuchten Studien wirkungslos blieben. Die jüngsten Ergebnisse aus Heidelberg werfen nun neue Fragen auf: Ist es überhaupt sinnvoll, Vitamin D regelmäßig nur selten, dafür aber hochdosiert zu geben? Dazu ist nun dringend weitere Forschung nötig.

Vitamin D Tabletten Packungen. Das Präparat soll den Vitamin D Mangel durch geringer Sonneneinstrahlung ergänzen.
Normalerweise bildet der Körper in der Haut 80 bis 90 Prozent des Vitamins selbst. Das geschieht durch UV-B-Strahlung, also Sonnenlicht. Neben natürlichen Quellen kann Vitamin D durch Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.

Keine Belege für Schutz vor Krebs durch Vitamin D

Für Krebspatientinnen und -patienten ist die Botschaft klar: Tägliche Vitamin D-Gaben können wohl die Sterblichkeit senken. In den untersuchten Studien lag die Dosis zwischen 400 und 4.000 Internationalen Einheiten - das ist eine sehr breite Spanne.

Bei einer Studie mit Darmkrebspatienten am DKFZ bekamen die Probandinnen und Probanden, nach einer individuellen Hochdosis zum Start der Behandlung, 2.000 Einheiten. Schöttker rät aber grundsätzlich dazu, Vitamin D-Pillen immer nur nach Absprache mit Arzt oder Ärztin einzunehmen: Die richtige Dosis hängt auch vom Gewicht ab - wer viel wiegt, braucht mehr. Und wer gar keinen Mangel hat, braucht auch nichts ergänzend einzunehmen. Ein Schutz vor Krebs für die Allgemeinbevölkerung lässt sich aus den Daten der Studien nicht ableiten.

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