Nicht zufällig ist am 11.2. der Tag des Notrufs. Das Datum beschreibt die Notrufnummer 112. Der Tag wurde im Jahr 2009 ins Leben gerufen, um die Nummer bekannter zu machen.
Technisch hat sich seit der europaweiten Einführung der Notrufnummer 112 im Jahr 1991 einiges getan. So gibt es mittlerweile eine GPS-gestützte automatische Standortübermittlung. Die ist extrem wichtig für den Rettungsdienst, wenn das Unfallopfer nicht genau weiß, wo es sich befindet. In Spitzenzeiten gibt es in Deutschland gut 10.000 dieser Standortübermittlungen - in einer Stunde. In der Silvesternacht verfünffacht sich diese Zahl auch schon mal.

Zusätzliche Informationen für die Rettungskräfte beim Wählen der Notrufnummer
Mit vielen Handys gibt es außerdem die Möglichkeit, Zusatzinformationen an die Rettungskräfte zu übermitteln. Etwa zu Allergien, Medikamenten oder zu Personen, die im Notfall kontaktiert werden sollen - sofern die Smartphone-Besitzer*innen diese Möglichkeit erlauben. Datenschutz ist ein ständig diskutiertes Thema, wenn es um automatische Notrufsysteme geht. Die Standortdaten beispielsweise werden an den Rettungsleitstellen nur für 60 Minuten vorgehalten und dann gelöscht.
Henning Schmidtpott von der Integrierten Rettungsleitstelle in Freiburg hat die automatische Standortübermittlung für die 112 in Deutschland federführend aufgebaut. Die Technik kann Leben retten:
Also die neuen Technologien in den Smartphones ermöglichen durch die Sensoren eben auch eine automatische Notruf-Auslösung zum Beispiel bei Sturz oder Verkehrsunfällen. Es ist tatsächlich so, dass das schon in dem einen oder anderen Fall tatsächlich geholfen hat, also dass der derjenige, der da zu Schaden gekommen ist, dass dem dank dieser Technologie dann eben doch geholfen werden konnte.

Ist das Schicken eines Notrufs zu einfach, gibt es viele Fehlalarme
Smartphone-Hersteller versuchen das Absetzen von Notrufen immer mehr zu erleichtern. Beispielweise durch einfache Tastenkombinationen, die auch von Schwerverletzten leicht zu bewerkstelligen sind. Ein zweischneidiges Schwert:
Es gab letztes Jahr ein ganz massives Problem: Nach einem Betriebssystem-Update konnte sehr leicht der Notruf ausgelöst werden, indem die Nutzer bestimmte Tastenkombinationen drücken konnten. Es kam daraufhin bundesweit zu Steigerungen der Notruf-Anzahl von bis zu 60 Prozent.
Sechzig Prozent mehr Fehlanrufe: Mit einem Software-Update wurde das Problem behoben.

KI könnte in Zukunft als Dolmetscherin beim Notruf helfen
Künstliche Intelligenz (KI) soll in Zukunft weitere Verbesserungen beim Notruf möglich machen. Das ist wichtig in einem Land, in dem momentan viele Menschen aus Krisengebieten Zuflucht suchen. KI kann Sprachbarrieren überwinden, die einen Hilferuf sonst stark behindern würden.
Fremdsprachige Anrufer stellen beim Notruf natürlich ein Problem dar und es kostet auf jeden Fall Zeit, wenn die Sprache nicht direkt verstanden wird. Wenn womöglich erst ein Dolmetscher herbeigezogen werden muss, dann macht es natürlich Sinn, neue Technologien zu nutzen, damit ein Anruf in Echtzeit übersetzt werden kann.
Ein großes Thema sind Fehlalarme, also Notrufe, die gar keine sind. Vor allem weil das Personal bei den Rettungskräften begrenzt ist und Menschen in echten Notlagen im Ernstfall durch Fehlanrufe länger auf Hilfe warten müssen. Auch hier lassen sich die Verhältnisse mit Künstlicher Intelligenz verbessern. Zum Beispiel, indem weitere Informationen über die Situation der Anrufenden durch das Smartphone übermittelt werden.
Wenn ein Smartphone sich in der Hosentasche befindet, während der Besitzer vielleicht auf einem Fahrrad fährt oder am Joggen ist oder am Spazierengehen ist dann sag ich mal, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass da tatsächlich irgendwer ein medizinisches Problem hat.
Dann könne man zumindest, sagt Henning Schmidtpott, bei hohem Notrufaufkommen diesen Anruf hintanstellen und andere priorisieren.
