Noch immer befinden sich aufgrund der Covid-19 Krise die Mitarbeiter und MItarbeiterinnen zahlreicher Unternehmen und Institutionen im Homeoffice. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT hat am 1. April 2020 im Internet eine Homeoffice-Umfrage gestartet. Ziel der Umfrage ist es herauszufinden, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Situation erleben.
Es soll auch analysiert werden, wo für die Zukunft Verbesserungspotentiale liegen. Dabei sollen auch zeitliche Veränderungen und Lernprozesse über die Dauer betrachtet werden. Die Auswertung der ersten Woche der Erhebung mit knapp 500 ausgewerteten Fragebögen liegt jetzt vor.
Die meisten sind zufrieden mit der Arbeit im Homeoffice
Die Teilnehmenden arbeiten überwiegend in den Branchen Forschung und Entwicklung (48 %) sowie IT, Telekommunikation und Medien (27 %) tätig. Weitere Branchen: Dienstleistungsbranche 6 %; Produzierendes / Verarbeitendes Gewerbe 4 %; Finanzen und Versicherung 4 %; Erziehung und Unterricht 4 %.
Insgesamt ergibt sich folgendes Bild:
- Über 80 Prozent der Befragten – 79 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer – sind zufrieden im Homeoffice, obwohl der soziale und professionelle Austausch, die Unterstützung sowie Verbundenheit im Team als eher schlecht bewertet werden.
Ausschlaggebend für die Zufriedenheit im Homeoffice:
- Wichtig ist den Befragten vor allem, dass sie ihre eigene Arbeitsleistung positiv einschätzen. Das scheint den Befragten wichtiger zu sein als die soziale Nähe zu den Kolleginnen und Kollegen - obwohl der soziale und professionelle Austausch und die Unterstützung sowie Verbundenheit im Team im allgemeinen als eher schlecht bewertet werden.
- Für die Zufriedenheit ist die reibungslose aufgabenbezogene Kommunikation anscheinend wichtiger als die informelle Kollegenkommunikation und das Gefühl von Teamgeist.
Für die Zufriedenheit im Homeoffice scheint es wichtig zu sein, dass tägliche Arbeitsroutinen, sowohl individuell als auch im Team, aufrecht erhalten werden.
Faktoren, die dazu beitragen, dass es gut funktioniert:
- Eine gute technische Ausstattung
- regelmäßige Team-Meetings
- klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben
- geeignete Räumlichkeiten
Gerade bei der Einrichtung der technischen Ausstattung sind die Heimarbeiter auf menschliche Hilfe, etwa durch Kolleginnen oder Kollegen angewiesen. Allerdings sehen es die meisten als wichtige Aufgabe des Arbeitgebers, dafür zu sorgen, dass alle technischen Hilfsmittel gut funktionieren.
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass etwas nicht gut funktioniert:
- Zu viele verschiedene technische Medien erschweren die Kommunikation untereinander.
- Virtuelle Lösungen können das Menschliche nicht ersetzen.
- Die fehlende physische Nähe im Homeoffice beeinträchtigt tägliche Arbeitsroutinen, individuell und auch im Team.
- Insgesamt wird im Homeoffice deutlich weniger miteinander kommuniziert.
Etwas produktiver im Homeoffice
Von den Befragten wird die eigene Produktivität im Homeoffice insgesamt als etwas höher eingeschätzt. Knapp 40 Prozent der Befragten fühlen sich als produktiver als bei der Arbeit vor Ort. Knapp 15 Prozent schätzen ihre Produktivität sogar als wesentlich höher ein.
Die Einschätzung der Produktivität im Team führt allerdings zu geteilten Meinungen: Die Hälfte der Teilnehmenden betrachtet die Produktivität als gleich hoch, ein Viertel der Befragten schätzt die Produktivität des Teams als höher, ein weiteres Viertel der Befragten allerdings als insgesamt niedriger ein.
Hierbei scheinen vor allem die Erreichbarkeit der Kolleginnen und Kollegen sowie die technische Ausstattung die wichtigsten Faktoren zu sein.
Homeoffice mit kleinen Kindern schwierig
Ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit mit der Situation im Homeoffice ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Großen Einfluss auf die empfundene Zufriedenheit und Produktivität haben dabei insbesondere betreuungspflichtige Kindern unter 12 Jahren:
- Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, sind ein Viertel der im Homeoffice Beschäftigten unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation.
- Ohne Kinder unter 12 Jahren sagen dies nur 15 Prozent der Personen .
- Befinden sich Kinder unter 12 Jahren im Haushalt, empfinden 37 Prozent ihre Produktivität als geringer.
- Ohne Kinder unter 12 Jahren gehen nur 23 Prozent der Befragten von einer geringeren Produktivität aus.
Die Corona-Pandemie wird die Arbeitswelt verändern
Prof. Wolfgang Prinz, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT, geht davon aus, dass die Corona-Pandemie die Arbeitswelt auch längerfristig verändern wird. Arbeitgeber werden sehen, dass Arbeitnehmer auch gute Arbeit leisten können, wenn sie von zu Hause arbeiten. Auch im Arbeitsleben selbst werden wohl häufiger virtuelle Treffen an Stelle von Konferenzen vor Ort stattfinden, die letztlich auch viel Geld und Zeit sparen können.