Weltnichtrauchertag

Jugend-Trend: So schädlich sind E-Zigaretten

Stand
Autor/in
Katharina Ditschke
Portraitbild der Reporterin Katharina Ditschke.
Onlinefassung
Leila Boucheligua

E-Zigaretten werden bei Jugendlichen immer beliebter. Die Bewerbung der Produkte spricht gerade junge Menschen an. Doch Fachleute warnen vor den gesundheitlichen Schäden durch die vermeintlich harmlosen Lifestyleprodukte.

Heute (31.5.) ist Weltnichtrauchertag. Auch in diesem Jahr kommen die WHO und Gesundheitsexperten aus aller Welt wieder zusammen, um auf den schädlichen Einfluss der Tabakindustrie aufmerksam zu machen. Dieses Jahr im Fokus: der Schutz von Kindern und Jugendlichen. 

Attraktiv designed und sofort einsatzfähig sind die Vapes in einer Vielzahl beliebter Geschmackssorten bereits ab etwa 5 Euro erhältlich. Das macht die Produkte vor allem für Kinder und Jugendliche attraktiv, sagt Dr. Claudia Bauer-Kemény. Sie leitet die Abteilung für Prävention und Rauchentwöhnung an der Thoraxklinik Heidelberg.

Gerade die neuen Einwegprodukte wie Elfbar oder Puffbar haben ein total buntes, farbenfrohes Design und viele süße Aromen wie Kirsche, Erdbeere, Kiwi, Melone oder Apfelkuchen mit Streusel. Das macht die Produkte vor allem für Kinder und Jugendliche attraktiv.  

E-Zigaretten sind Einstiegsdroge in Nikotinsucht

Die in den E-Zigaretten enthalten süßen Aromastoffe erwecken den Eindruck, dass die Produkte nicht schädlich seien. Dabei sind es gerade die Aromen, die den Hustenreiz vermindern und so ein tieferes Inhalieren des Dampfes ermöglichen, wodurch toxische Substanzen noch stärker aufgenommen werden.

Inzwischen sei bekannt, dass Konsumentinnen und Konsumenten von E-Zigaretten ein dreifach höheres Risiko haben, später auch Tabakzigaretten zu rauchen, so Dr. Bauer-Kemény.

Nikotin in den Vapes stört die Gehirnreifung von Jugendlichen

Im vergangenen Jahr gaben über ein Drittel der 14- bis 17-jährigen an, schon einmal eine E-Zigarette gedampft zu haben. Zwischen 2021 und 2022 hat sich die Zahl der Konsumenten in dieser Altersgruppe verfünffacht.

Die Produkte sind sehr präsent: im Handel, auf Social Media und zunehmend in Automaten, gleich neben Süßigkeiten und Softdrinks. Das führe dazu, dass sie als harmlose Lifestyleprodukte wahrgenommen werden. Dabei ist die E-Zigarette, auch Vape genannt, alles andere als eine gesunde Alternative zur normalen Zigarette, so Claudia Bauer-Kemény: 

Man zieht an so einer Vape an und bereits wenige Sekunden danach gelangt das Nikotin über die Blutbahn in unser Gehirn und führt dort zur Ausschüttung von Dopamin, das Glückshormon, das ein Wohlgefühl auslöst.

Gerade im Jugendalter wirkt sich Nikotin störend auf die Gehirnreifung, insbesondere auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit aus.

Ein Haufen von E-Zigaretten-Müll
Nicht nur für die Gesundheit sind E-Zigaretten problematisch, auch für die Umwelt, denn durch die Einwegprodukte fällt viel Müll an.

Aerosole der E-Zigaretten können krebserregende Substanzen enthalten 

Die Flüssigkeit in den Vapes besteht aus dem Gemisch, das wir auch aus Nebelmaschinen von Konzerten und Theatern kennen. Es besteht hauptsächlich aus Propylenglykol und Glycerin.

Dieser Mischung sind in den E-Zigaretten eine Vielzahl von Aromastoffen zugesetzt — laut WHO sind rund 16.000 verschiedene im Handel. Außerdem wird oft auch Nikotin zugesetzt. 

Die beigefügten Aromastoffe stammen aus der Lebensmittelindustrie und sind im Essen generell unbedenklich. Durch das Erhitzen und Verdampfen entstehen jedoch neue Substanzen. Unklar ist, wie sie untereinander agieren und auf die Atemwege wirken.

Zudem kann das entstehende Aerosol krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd enthalten. Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen des E-Zigarettenkonsums lassen sich noch nicht abschließend beurteilen. 

Prävention soll Jugendliche für die Folgen des Zigarettenkonsums sensibilisieren

Dr. Claudia Bauer-Kemény setzt auf Prävention, um Jugendliche zu erreichen und diese auf die Risiken und Folgen des Zigarettenkonsums aufmerksam zu machen. Mit ihrem Team greift sie dafür auf die Sprache der Heranwachsenden zurück:  

Ein großes Potenzial haben digitale Spieleanwendungen, wie zum Beispiel „Serious Games“. Das sind Spiele mit ernsthaftem Hintergrund und einem hohen Grad an „Gamification“. So können Themen an die Spielenden herangetragen werden, die eigentlich wenig Aufmerksamkeit in ihren Lebenswelten bekommen.

Auch die Games „Agents of A.T.E.M. – Mission blauer Dunst“ und das hybride Escape-Room Spiel „Gefangen im Tower der Holy Smoke LTD“ haben die Heidelberger Fachleute mit diesem Gedanken entwickelt. Zudem ein spezielles Programm für Schulklassen, die ohnekippe Klassenshow.

Sprechstunden zur Rauchentwöhnung

An der Heidelberger Thoraxklinik, ein Fachkrankenhaus für Patienten mit Lungenkrebs, finden zusätzlich Sprechstunden zur Raucherentwöhnung statt – für alle und ganz individuell. In der Beratung zeigt Claudia Bauer-Kémeny Schritt für Schritt auf, wie der Rauchstopp langfristig gelingen kann.

Der Ausstieg  sollte vorbereitet und gut geplant sein. E-Zigaretten als Methode werden weder in den Deutschen Leitlinien noch von der WHO zur Raucherentwöhnung empfohlen. 

Jemand hält in einer Hand eine E-Zigarette, in der anderen Hand Tabakzigaretten
Nicht selten greifen Raucherinnen und Raucher, die von Tabakzigaretten auf E-Zigaretten umgestiegen sind, letztlich auf beide Suchtmittel zurück.

Im Gegensatz zu den verfügbaren Nikotin-Ersatztherapien oder Medikamenten zur Unterstützung der Raucherentwöhnung werden die E-Zigaretten von den meisten Ausstiegswilligen dauerhaft genutzt. Das langfristige Einatmen des E-Zigaretten-Dampfs beinhaltet Gesundheitsrisiken, deren Ausmaß nicht abschätzbar ist.

Hinzu kommt, das Raucherinnen und Raucher, die auf E-Zigarette umsteigen, ein erhöhtes Rückfallrisiko haben oder letztlich sogar sowohl E-Zigaretten als auch Tabakzigaretten nutzen.

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