Weltraum

Proba-3 Mission zur künstlichen Sonnenfinsternis gestartet

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Autor/in
Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell.
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Constanze Fett
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Eine Sonnenfinsternis dauert wenige Minuten und findet nur ein bis zweimal im Jahr statt. Mit der Satelliten-Mission Proba-3 will die Europäische Weltraumagentur ESA eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugen. Was ist der Zweck dieser Mission?

Wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt, können wir eine Sonnenfinsternis beobachten. Für ein paar Minuten verdunkelt sich der Himmel und die Sonnenkorona ist deutlich zu erkennen. Sie ist eine sehr dünne und sehr schwach leuchtende Gashülle, die sich weit ins All erstreckt. Während einer Sonnenfinsternis wird sie als heller Lichtkranz sichtbar.

Das Besondere an der Korona: Sie ist mit einer Temperatur von einer Millionen Grad viel heißer als die darunterliegende Sonnenoberfläche. Die ist mit 5.500 Grad vergleichsweise kühl. Dieser enorme Unterschied gehört zu den ungelösten Sonnenrätseln.

Daten über die Vorgänge in der Sonnenkorona wurden bereits mit Raumsonden und Teleskopen im All und auf der Erde gesammelt. Aber in dem Übergangsbereich zwischen innerer und äußerer Korona ist die Datensammlung noch recht dürftig.

Eine totale Sonnenfinsternis, bei der die Sonnenkorona klar zu erkennen ist
Während einer Sonnenfinsternis ist die Sonnenkorona deutlich als heller Lichtkranz zu erkennen.

Satelliten-Mission Proba-3 erzeugt Sonnenfinsternis

Am 5. Dezember ist die Mission Proba-3 gestartet, mit an Bord zwei Satelliten. Mit ihnen möchte die Europäische Weltraumagentur ESA eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugen. Dafür müssen die beiden Satelliten auf den Millimeter genau in einem Abstand von 150 Metern zueinander um die Erde kreisen. So ein Präzisionsflug ist technisch äußerst anspruchsvoll und eine Premiere im All.

Halten die beiden Satelliten den Abstand genau ein, dann fällt der Schatten des einen Satelliten genau so auf den anderen, dass dieser eine Sonnenfinsternis sieht. Wie bei einer natürlichen Sonnenfinsternis ist dann die Sonnenkorona zu erkennen.

Zwei Satelliten stehen sich im All gegenüber. Sie sind dafür da, eine künstliche Sonnenfinsternis zu erzeugen, um die Sonnenkorona zu erforschen.
Die beiden Satelliten müssen genau 150 Meter voneinander entfernt fliegen, damit sich eine künstliche Sonnenfinsternis einstellt.

Sechs Stunden Sonnenfinsternis durch Präzisionsflug

Das Satellitenpaar der Proba-3 wird rund 20 Stunden für eine Erdumkreisung benötigen. Sechs Stunden davon wird das Tandem im Präzisionsflug verbringen. Das sind also sechs Stunden künstliche Sonnenfinsternis.

Während sich natürliche Verfinsterungen nur ein bis zweimal im Jahr ereignen, soll die künstliche Finsternis bis zu 50 Mal im Jahr erzeugt werden. Damit verlängert sich der Zeitraum, in dem die Sonnenkorona untersucht werden kann, auf ungefähr das Tausendfache.

Auf der Erde bekommen wir von der künstlichen Sonnenfinsternis nichts mit. Bis die Sonne auf natürliche Weise verdunkelt wird, müssen wir uns noch bis Ende März 2025 gedulden. Dann wird es wieder eine partielle Sonnenfinsternis geben.

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