Melatonin-Gabe bei Kleinkindern birgt Risiken
Die Gesellschaft für Schlafforschung und ihre Abteilung für Kinder warnt ausdrücklich vor der unbedachten Einnahme von Melatonin-Gummibärchen. In den USA hat es mehrere Todesfälle von Kleinkindern gegeben, die möglicherweise in Zusammenhang mit Melatonin-Überdosierungen stehen.
Das Problem ist, dass bislang nur wenig über die Auswirkungen von Melatonin-Produkten auf Kleinkinder bekannt ist. Melatonin ist zwar ein körpereigenes Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert und auch von Körper komplett wieder abgebaut wird - also nicht süchtig macht.
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Spätere Pubertät bei längerer Einnahme von Melatonin
Wenn man Melatonin allerdings künstlich zuführt, kann es auch zu Nebenwirkungen kommen. Am häufigsten wird über Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und depressive Stimmung geklagt. Auch ältere Kinder und Jugendliche sollten Melatonin nicht einfach so längere Zeit nehmen - heißt es - denn offenbar gibt es Hinweise, dass die Heranwachsenden später in die Pubertät kommen, wenn sie längere Zeit Melatonin einnehmen.
Melatonin-Gabe kann bei Kindern mit Autismus oder ADHS möglicherweise sinnvoll sein
Studien zeigen, dass das Hormon den Schlaf bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störung verbessern kann. Außerdem wird es in der Medizin auch bei Einschlafstörungen eingesetzt, die in Verbindung mit ADHS stehen und nach Gehirnerschütterungen, damit die Kinder leichter in den Schlafrhythmus zurückfinden.
Dafür gibt es dann zugelassene Präparate. Die sollten allerdings nur nach ärztlicher Anordnung eingenommen werden. Die Dosierung und wann das Melatonin gegeben wird, ist sehr wichtig für die Wirksamkeit. Denn wie empfindlich der menschliche Körper auf Melatonin reagiert, ist individuell ganz unterschiedlich.
Die Gesellschaft für Schlafforschung hat zur Gabe des Schlafhormons bei Kindern und Jugendlichen gerade jetzt eine Leitlinie veröffentlicht. Darin schreiben sie: Melatonin sollte Kindern bei Schlafstörungen immer erst dann gegeben werden, wenn geprüft wurde, ob nicht besser eine psychologische Behandlung zur Linderung oder Beseitigung des Problems beitragen kann.
Singen in den Schlaf als mögliche Alternative zu Melatonin-Gummibärchen
Schlafforschende empfehlen Kinder in den Schlaf zu singen. Bei Säuglingen wurde nachgewiesen, dass Schlaflieder günstige Effekte auf die Sauerstoffsättigung, die Herzfrequenz und den Blutdruck hatten, und die Babys fanden so schneller in den Schlaf.
Wer nicht selber singen mag, der kann zum Beispiel Melodien von Mozart abspielen- auch die haben in Studien gute Einschlafwirkungen gezeigt. Außerdem sollten Eltern immer erstmal schauen, was steckt dahinter, wenn ihr Kind nicht schlafen kann. Entspricht die Schlafzeit auch wirklich dem Schlafbedarf?
Und schließlich kommt dann doch noch das körpereigene Schlafhormon Melatonin ins Spiel – aber auf natürliche Art und Weise. Schlafforschende empfehlen ein Abendritual im Dämmerlicht – das regt die Hormonausschüttung an und hilft dem Kind, zu entspannen.