Bessere Einschätzung durch Erfahrungen
Mit der Zeit können Ärztinnen und Ärzte und die Pfleger*innen auf den Intensivstationen immer besser einschätzen, was der neu eingelieferte Patient oder die Patientin mit eine COVID-19-Erkrankung benötigt. Wir hätten jetzt mehr Möglichkeiten den Patienten zu untersuchen und zu erkennen, wo er bei seiner Virusinfektion stehe, so Prof. Dr. Cristoph Berg vom Uniklinikum Tübingen. Wichtige Erkenntnisse liefern zum Beispiel auch CT-Bilder von der Lunge.
Dexamethason soll Krankheitsverlauf abmildern
Mittlerweile weiß das Personal, wann die Behandlung mit einem bestimmten Wirkstoff am besten hilft. Zum Beispiel der Wirkstoff Dexamethason. Er wird als übliche Cortison-Therapie bei Viren eingesetzt. Fünf Tage bekommen die Patienten in der Regel das Medikament. Diese Therapie kann das Virus in den Patienten selbst nicht stoppen – soll aber eine gefährliche Überreaktion des Immunsystem verhindern.
Der Wirkstoff wird neuen Patienten verabreicht, die bald beatmet werden müssen und bei denen sich ein schwerer Verlauf abzeichnet. Diese Betroffenen profitieren von dem Arzneimittel. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur befürwortet in solchen Fällen den Einsatz von Dexamethason.
Unterschiedliche Meinung bei Remdesivir
Zusätzlich erhalten die Patienten in vielen Kliniken für kurze Zeit das Medikament Remdesivir. Das wurde ursprünglich gegen Ebola entwickelt. Das Medikament soll das Virus im Körper zumindest teilweise stoppen können. Anderer Meinung ist die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie ist derzeit gegen den Einsatz und sieht nach der Analyse mit über 400 beteiligten Kliniken für den Patienten bisher keinen nachgewiesenen Vorteil.
Christoph Berg ist Oberarzt für Innere Medizin an der Uniklinik Tübingen und kann die Zurückhaltung gegenüber dem Medikament Remdesivir nicht verstehen.
Weiterhin Belastung für Pflege- und Ärzteteams
Bei der akuten Behandlung von COVID-19-Patienten sind Beatmungsgeräte nur eine Unterstützung. Versagt die Lunge kurzzeitig, kann dem Körper eine Lungenersatzmaschine helfen.
Trotz neuer Erkenntnisse zu den Behandlungsmöglichkeiten stirbt auf den Intensivstationen etwa jeder vierte intensivpflichtige COVID-19-Patient. Das ist weniger als im Frühjahr. Damals starb dort etwa jeder dritte COVID-19-Patient. Für Pflege- und Ärzteteams ist es nach wie vor eine Belastung. Zumal sie im Winter mit vielen neuen COVID-19-Patienten rechnen müssen.