Im Deutschen Museum in München gibt es für die Besucherinnen und Besucher viele Gegenstände aus früheren Zeiten zu bestaunen, die ersten Telefone zum Beispiel. Wenn diese nicht mehr in einem guten Zustand sind oder ihre Haltbarkeit verlängert werden soll, damit weitere Generationen sie bestaunen können, machen sich Restaurator:innen an die Arbeit.
Mit Gummi abgedichteter Raumanzug macht Probleme
Vor allem Kunststoffe bereiten den Restaurierungsforscher:innen im Deutschen Museum oft Kopfzerbrechen. Da ist etwa ein russischer Raumanzug, den der deutsche Kosmonaut Klaus-Dietrich Flade 1992 getragen hat. Damals war er noch strahlend weiß – inzwischen ist er an vielen Stellen bräunlich verfärbt. Der Grund: An den Handgelenken ist der Anzug mit Gummi abgedichtet. Dieser setzt nach längerer Zeit Gase frei, die dem Textil schaden. Dr. Charlotte Holzer, Mitarbeiterin der Abteilung Objekt- und Restaurierungsforschung am Deutschen Museum, hat sich den Anzug im genauer angeschaut:
"An den Ellenbogen, den Knien und an den Schultern sind innen nochmal weiche Patches angebracht. (...) Das sind anscheinend Stellen, wo man das einfach braucht als Kosmonaut. Und das hat dazu geführt, dass Schadgase, die aus dem Gummi rausgehen, nicht so richtig weit kommen und dann Schaden anrichten an genau der Stelle. Und deswegen wird es dort viel schneller braun als an anderen Stellen."
Ein typisches Problem für das Technikmuseum: Sollen die Restauratorinnen zulassen, dass der Anzug sich weiter verfärbt und vielleicht sogar irgendwann ganz zerbröselt? Oder sollen Fachleute eingreifen, damit aber die Originalsubstanz verändern?
Für den Raumanzug haben die Restauratorinnen eine Lösung gefunden. Dr. Charlotte Holzer wird ein spezielles Textil in den Anzug geben. Es fängt die Schadstoffe ein und wird ab und zu ausgetauscht. Weiß wird der Raumanzug dadurch nicht mehr, aber er verfärbt sich hoffentlich nicht weiter.

Wann ist eine Restauration sinnvoll?
Oft ist die internationale Zusammenarbeit der Restaurator:innen von Vorteil. Manche Objekte sind mehrmals auf der Welt vorhanden, manche ein Unikat. Das gilt es herauszufinden und anschließend abzuwägen, ob eine Restauration sinnvoll ist. Das meint auch Dr. Marisa Pamplona, Leiterin der Abteilung Objekt- und Restaurierungsforschung am Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte am Deutschen Museum:
"Wie viel Aufwand können wir treiben, Forschung im Sinne von Bewahren, sodass dieses Exponat sehr lang lebt? Oder, wie ein Kurator für Robotik bei uns überlegt: zwei Exponate zugleich zu sammeln - das eine wird ausgestellt, das andere wird bewahrt."

Genaue Laboranalysen zur Bestimmung der Bestandteile
Einige Kunststoffsorten vertragen Wärme, Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit auf Dauer besonders schlecht. Meist gibt es aber keine Dokumentation darüber, woraus ein Gegenstand genau besteht. Hier hilft das Labor: Ist zum Beispiel PVC dabei oder Polyurethanschaum, dann klingeln bei den Expert:innen die Alarmglocken. Denn bei diesen Stoffen schreitet der Zerfall besonders schnell voran.
Besonders kritisch ist auch Acrylglas, besser bekannt unter dem Handelsnamen Plexiglas. Daraus besteht zum Beispiel das Bullauge einer Transall-Maschine der Bundeswehr. Die Restauratorin Susanne Brunner kennt sich mit dem Material aus:
"Wenn Acrylglas stark altert, wird es weiß und trüb. Und in diesem Fall blättert dann auch die Oberfläche ab."
Verschmutzungen sind unausweichlich und schädigen die Oberfläche des Acrylglases. Dann dringen Luft und Sauerstoff ein. Das gibt dem Material den Rest. Wenn Flugzeuge nicht mehr benutzt und damit nicht mehr klimatisiert werden, kommt noch Hitze dazu: Gerade die Cockpitfenster heizen sich bei Sonnenschein extrem auf.

Für den Erhalt der Acryl-Flugzeugscheiben haben die Restauratoren einer Flugwerft viel recherchiert und sich mit anderen Technikmuseen in Deutschland beraten.Gemeinsam haben sie sich für eine Schutzfolie als Lösung entschieden. Die Folie hat eine leicht silberne Oberfläche und wird auf die Scheibe aufgeklebt, sodass die einfallende Strahlung reflektiert wird.
Für jedes Exponat braucht es eigene Überlegungen und die individuell passende Entscheidung. Nur durch die Arbeit von Restaurator:innen ist es möglich, dass die Besucher von Museen viele alte und historische Objekte, in denen Kunststoffe verarbeitet sind, auch nach langer Zeit noch betrachten können.
