Kann man sich durch eine Grippeimpfung so schwächen, dass das Corona-Virus leichtes Spiel hat?
In der Regel nein. Ganz ausschließen kann man es jedoch nicht. In seltenen Fällen könnte die Schwächung des Immunsystems durch die Impfung das Zünglein an der Waage sein. Aber das ist wahrscheinlich die Ausnahme und spielt beim Infektionsgeschehen wohl keine Rolle.
Und sehr wahrscheinlich war das auch bei Jens Spahn nicht der Fall. Symptome verspürte er erstmals am 21. Oktober, das bedeutet, dass er sich sehr wahrscheinlich zwischen dem 16. und 18. Oktober mit dem Virus infizierte. Seine Grippeimpfung erhielt er am 14. Oktober und zwei Tage später sollte ein gesundes Immunsystem wieder voll auf der Höhe sein.
Auch Schlagersängerin Alexandra Hofmann wurde kurz nach ihrer Grippeimpfung positiv auf das Coronavirus getestet. Allerdings war sie zum Zeitpunkt der Impfung wahrscheinlich bereits mit dem Virus infiziert, denn die Symptome traten kurz nach der Impfung auf.
Kann es sein, dass ein Corona-Test fälschlicherweise anschlägt, obwohl es eigentlich ein Grippevirus ist, das da durch die Impfung im Körper rumschwimmt?
Bei einer Grippeimpfung werden nur abgeschwächte oder inaktivierte Viren gespritzt, aber ob lebend oder tot würde bei einer sogenannten Kreuzreaktivität keine Rolle spielen, also wenn die Tests fälschlicherweise anspringen würden.
Warum es aber keine Kreuzreaktivität zwischen Grippeviren und Coronatests gibt, zeigt ein Blick auf die Verwandtschaftsbeziehungen der beiden Viren: Sie sind ungefähr so nahe miteinander verwandt wie Menschen mit Stubenfliegen.
Dass ein PCR-Test, bei dem das Erbgut des Virus gesucht wird, also auf ein Grippevirus anspringt, ist so wahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass ein Vaterschaftstest zwischen einem Mensch und einer Fliege positiv ausfällt.
Und auch bei den neuen Antigen-Schnelltests, bei denen auf die Oberflächenmerkmale von Corona-Viren getestet wird, wird es auf Grund dieser großen verwandtschaftlichen Entfernung wohl kaum eine Kreuzreaktivität geben.