Feinstaub schadet der Lunge – das ist in unzähligen Studien nachgewiesen worden. Je kleiner die Partikel, umso tiefer dringen sie ins Gewebe vor und schädigen die Zellen. Es liegt also nahe, dass sie besonders bei hoher Feinstaubbelastung auch Schäden in unseren Fortpflanzungsorganen - etwa in den Eizellen - anrichten, sagt Sebastian Leathersich, der bis vor kurzem in einer Fertilitätsklinik in Perth in Australien gearbeitet hat.
Neuer Forschungsansatz getestet: Liegt es an den Eizellen?
Unbekannt blieb jedoch, wo genau, also in welcher Fortpflanzungsphase sich die Schadstoffe negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Bislang hat sich die Forschung vor allem auf das erste Trimester der Schwangerschaft konzentriert. Denn in dieser Phase treten die meisten Probleme auf.
Aber was, wenn die Schäden bereits vorher, bei der Reifung der Eizellen auftreten? Um das zu prüfen, hat sich das Team um Leathersich die Erfolgsrate von fast 3700 künstlichen Befruchtungen angeschaut und sie mit der Feinstaubbelastung verglichen, der die Frauen während der Reifung der Eizellen an ihrem Wohnort ausgesetzt waren. Ihre Ergebnisse stellten sie auf der Konferenz der Europäischen Gesellschaft für menschliche Reproduktion und Embryologie in Amsterdam vor.
Feinstaub schadet vermutlich bereits vor der Befruchtung
Dabei zeigte sich: Wenn die Feinstaubbelastung während der Reifung der Eizellen in den Eierstöcken besonders hoch war, hatten die Frauen eine deutlich geringere Chance auf eine erfolgreiche künstliche Befruchtung. Die Erfolgsquote sank bei hoher Belastung im Vergleich zu niedriger Belastung um 38 Prozent.
Das deutet darauf hin, dass die Eizellen schon während ihrer Reifung in den Eierstöcken durch Feinstaub geschädigt werden. Und dass Embryonen, die aus diesen Eizellen entstehen, sich im Mutterleib nicht oder schlechter weiterentwickeln als unbelastete Zellen. Dass schon geringe Feinstaubkonzentrationen diesen Eizellen einen schlechteren Start ins Leben geben, beunruhigt Sebastian Leathersich.
Immer mehr künstliche Befruchtungen
Grenzwerte der WHO zu WHO Feinstaub sind nur wenig ausschlaggebend
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Studie wurde in Perth, also in West Australien durchgeführt, wo die Schadstoffbedingungen geradezu paradiesisch sind. Dort lag die Feinstaubbelastung nämlich an 95 Prozent der Tage, an denen die Forschenden Messungen durchgeführt haben, unterhalb der von der WHO festgelegten Grenzwerte.
Bisherige Studien warnen bereits vor Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit durch Feinstaub und Chemikalien
Die neuen Daten reihen sich ein in eine Serie ähnlicher Befunde, die zeigen: Bestimmte Chemikalien reichern sich in den Eierstöcken an, die Zahl der Spermien im Ejakulat nimmt jährlich ab und die Fälle von Hodenkrebs nehmen zu. Und viele Studien zeigten, dass immer mehr Menschen keine Kinder bekommen können, sagt Sebastian Leathersich.
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Es ist Zeit gegen die Feinstaubbelastung vorzugehen
Dass sich die Feinstaubbelastung und auch andere Schadstoffe negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, liege damit klar auf der Hand, sagt Sebastian Leathersich. Es sei deshalb höchste Zeit gegenzusteuern.