Der Verband Deutscher Betriebs- und Werkärzte warnt: Eine Innentemperatur von 19 Grad sei nicht pauschal für jede körperlich leichte Arbeit geeignet. Gerade Beschäftigte mit dauerhaften Tätigkeiten brauchen es wärmer. Da macht es einen Unterschied, ob es die Arbeit erlaubt, sich frei zu bewegen, oder ob man hochkonzentriert und bewegungslos über längere Zeiträume auf einen Bildschirm starrt. Zum Beispiel ein Fluglotse oder jemand, der ein Atomkraftwerk überwacht, kann nicht einfach aufstehen und sich die Beine vertreten. Für solche Tätigkeiten sind die 19 Grad eindeutig zu wenig.
Kompromiss zwischen Energieeinsparung und Gesundheitsbelastung
Die Absenkung auf 19 Grad ist dabei nicht willkürlich gewählt. Es ist die tiefst mögliche Temperatur, darunter wird es kritisch. In Innenräumen sind eigentlich 20 bis 22 Grad für das Wohlbefinden und letztlich auch das gesundheitliche Befinden optimal, sagt Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt.
Bei Temperaturen dauerhaft unter 19 Grad erhöhe sich die Anfälligkeit für Infekte wie Erkältungen, so Moriske. Das gilt vor allem für älteren Menschen, für Menschen mit niedrigem Blutdruck und für solchen, die sich wenig bewegen.
Tiefere Temperaturen begünstigen Schimmelbefall
Liegt die Innentemperatur dauerhaft unter 19 Grad, fängt es leichter an zu schimmeln. Auch das ist gesundheitsschädlich und kann zu Allergien und Atemwegserkrankungen führen. In kalten Innenräumen, in denen sich Menschen aufhalten, steigt die Luftfeuchtigkeit stärker an als in warmen beheizten Räumen. Um die Feuchtigkeit abzuführen, muss gelüftet werden – und zwar bei kühlen Räumen über mehrere Stunden am Tag, so Moriske. Das ist im Winter kaum machbar. In der Folge breitet sich Schimmel aus.
Frauen müssen in der Regel mehr frieren
Bei der Festlegung auf 19 Grad ist womöglich nicht mitgedacht worden, dass das Kälteempfinden bei jedem Menschen unterschiedlich sein kann. So frieren gerade Frauen in der Regel leichter und frösteln früher als Männer. Das liegt daran, dass sie im Schnitt etwa 10 bis 15 Prozent weniger Muskelmasse haben als Männer. Und diese Muskelzellen generieren Wärme.
Außerdem haben Männer in der Regel eine deutlich dickere Haut, die sich als Schutzschicht gegen Kälte bemerkbar macht. Frauen haben zwar im Schnitt 10 bis 15 Prozent mehr Fettmasse, die gut isoliert, aber das reicht oft nicht aus, um mit Männern in Sachen Kälteempfinden gleichzuziehen.