“Wann immer ich die Antwort auf etwas wissen will, frage ich einfach ChatGPT4”, sagt der frischgebackene Nobelpreisträger für Physik Geoffrey Hinton kurz nach der Bekanntgabe. “Aber ich vertraue ihr nicht ganz, weil sie halluzinieren kann.”
Der Informatiker gilt als “Godfather of AI”, also als Pate oder Urvater der Künstlichen Intelligenz. Seine Forschung und die Entdeckung des zweiten Preisträgers John Hopfield gelten als Grundlage für die rasante KI-Entwicklung in den vergangenen Jahren, aber auch den Jahrzehnten davor.
Künstliche Intelligenz mit dem Gehirn als Vorbild
Schon in den 1980ern-Jahren entwickelten beide Wissenschaftler die zentralen physikalischen Modelle für viele KI-Anwendungen. Heute tragen wir sie ständig bei uns - zum Beispiel im Smartphone. Gesichtserkennung und Spracherkennung funktionieren nur, weil neuronale Netzwerke in der Lage sind, aus einer Unmenge von Daten Muster herauszufiltern.
Die meisten KI-Anwendungen basieren heute auf künstlichen neuronalen Netzen. Diese arbeiten ähnlich wie ein Gehirn. Das KI-Netz besteht aus verbundenen Knotenpunkten – wie das Netz von Neuronen, also Nervenzelle, im Gehirn. Diese Knoten beeinflussen sich gegenseitig. Verbindungen verstärken sich oder schwächen sich ab.
Diese künstlichen neuronalen Netze können dann zum Beispiel mit Bildern und Texten trainiert werden. Ein Chatbot kann durch komplizierte statistische Methoden dann möglichst natürliche Antworten oder auch Bilder und Videos generieren. Das klappt noch nicht perfekt, wird aber immer besser.
Hinton vergleicht Künstliche Intelligenz mit industrieller Revolution
Der neue Nobelpreisträger Geoffrey Hinton sieht noch großes Potential in der Künstlichen Intelligenz: "Ich denke, sie wird einen enormen Einfluss haben. Es wäre vergleichbar mit der industriellen Revolution, aber anstatt die Menschen mit physischen Kräften zu übertreffen, wird KI die Menschen bei den intellektuellen Fähigkeiten übertreffen. Wir haben keine Erfahrung damit, wie es ist, wenn es Dinge gibt, die schlauer sind als wir.”
Künstliche Intelligenz – Revolution in Medizin, Klimaforschung und mehr?
Einer der ehemaligen Doktoranden von Hinton ist Ilya Sutskever. Er hat OpenAI mitbegründet und war damit bei der Entwicklung von ChatGPT direkt beteiligt.
Die Entdeckungen der beiden Nobelpreisträger ermöglichen aber nicht nur KI-Chatbots: Auch KI-Anwendungen zur Erstellung von besseren Klima- oder Wettermodellen arbeiten mit den neuronalen Netzen. Bei der Material- und in der medizinischen Forschung werden KI-Modelle schon heute eingesetzt – zum Beispiel zur Diagnose von Hautkrebs.
Gewinner des Physik-Nobelpreises warnt vor Gefahren der Künstlichen Intelligenz
Es gibt viel Potenzial und doch sieht Geoffrey Hinton zunehmend kritisch auf seine Entdeckung: “Unter den gleichen Umständen würde ich dasselbe nochmal tun, aber ich bin schon besorgt, dass letztlich Systeme entstehen, die intelligenter sind als wir und irgendwann die Kontrolle übernehmen.”
Klar ist: Das Zeitalter der KI beginnt gerade erst. Die Welt wird sich durch die Innovation verändern - auch deswegen bekommen zwei Urväter der KI jetzt schon den Nobelpreis für Physik.