Mehr als "nur" Corona-Impfstoffe

Biontech – Ausblick in die Zukunft

Stand
Autor/in
Pascal Kiss
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Mit seinem Covid-19-Impfstoff ist das Mainzer Unternehmen Biontech weiter auf Erfolgskurs. Doch wie geht es weiter? Kommt bald der angepasste Omikron-Impfstoff? Wo könnte die mRNA-Technologie noch zum Einsatz kommen?

Wann kommt der Omikron-Impfstoff von Biontech?

Das ist immer noch nicht genau klar – die Europäische Arzneimittelagentur hat im März Studiendaten angefragt, die laut Biotech bis Anfang Mai vorliegen sollten – also jetzt etwa. Biontech hat nochmal betont, dass die Daten innerhalb der nächsten Wochen tatsächlich vorliegen sollen. Die Zulassungsbehörde wird sich die Ergebnisse genau anschauen und vielleicht dann entscheiden, ob sie für den angepassten Impfstoff grünes Licht geben kann.

Die klinischen Studien sind dieses Mal anders angelegt als beim ersten zugelassenen Impfstoff. Der Omikron-Impfstoff wird dieses Mal an viel weniger Menschen getestet – etwa 2.000 Freiwillige, beim zugelassenen Impfstoff waren es über 30.000. Das liegt natürlich daran, dass der Omikron-Impfstoff nicht komplett neu ist, sondern nur angepasst wurde.

Die Anforderungen an einen auf Omikron angepassten Corona-Impfstoff sind hoch.
Die Anforderungen an einen auf Omikron angepassten Corona-Impfstoff sind hoch.

Und mit Blick auf Nebenwirkungen sind die Auflagen da nicht mehr so streng. Weniger Menschen bei den Studien, klingt erst mal nach weniger Aufwand. Aber bei dem Omikron-Impfstoff gibt es schon einige Herausforderungen: Der Omikron-Impfstoff muss in den klinischen Studien gegen den schon zugelassenen Impfstoff antreten und muss natürlich deutlich besser sein.

Zum Glück sind die meisten Menschen mit dem aktuellen Impfstoff vor sehr schweren Verläufen gut geschützt und viele haben sich zusätzlich mit Corona infiziert. Die große Frage ist also: Kann der Omikron-Impfstoff deutlich besser schwere Verläufe verhindern? Das ist natürlich alles andere als selbstverständlich.

In Zukunft stellt sich die Frage, wie schnell ein Impfstoff bei einer im Vergleich zu Omikron oder Delta nochmals bedrohlicheren Variante angepasst und vor allem zugelassen werden kann. Da sind die Rahmenbedingungen noch immer nicht ganz klar.

Die Biontechgründer sind auch für den deutschen Zukunftspreis 2021 nominiert.
Die mRNA-Technologie könnte auch für weitere weitere medizinische Anwendungen, z.B. in der Krebsmedizin, zum Einsatz kommen.

Was sind unabhängig von Corona die Zukunftsvisionen von Biontech?

Neben Corona will Biontech dieses Jahr Impfstoffe gegen Grippe und Malaria testen – so weit zu den Infektionskrankheiten. Aber die eigentliche Vision von Biontech ist eine andere. Die Gründer von Biontech Ugar Sahin und Özlem Tureci wollen möglichst viele Krebsarten heilen.

Die beiden haben sich im Saarland bei der Arbeit mit Krebspatienten kennengelernt und hoffen seitdem auf einen Durchbruch in der Krebsmedizin. Dabei spielt auch die m-RNA, die wir von den Corona-Impfungen kennen, eine entscheidende Rolle.

In der mRNA-Technologie steckt großes medizinisches Potential. Es ist allerdings weiter sehr viel Forschung nötig.
In der mRNA-Technologie steckt großes medizinisches Potential. Es ist allerdings weiter sehr viel Forschung nötig.

Mit der m-RNA-Technik könnte in Zukunft das Immunsystem gegen Krebszellen trainiert werden. Denn Tumorzellen werden vom Körper leider nicht immer als Feind erkannt. Eine m-RNA-Therapie kann das ändern. Statt auf das Coronavirus wird das Immunsystem dann durch die m-RNA-Therapie auf die Tumorzellen trainiert.

Impfstoff als Hoffnungsträger Wie mRNA auch bei der Heilung von Krebs helfen könnte

Durch die Corona-Pandemie haben die mRNA-Impfstoffe den Durchbruch geschafft. Doch ganz neu ist der Ansatz nicht. Die mRNA-Technik kommt eigentlich aus der Krebsforschung.

Was meint Biontech mit "personalisierter Krebsmedizin"?

Das ist die große Vision. Selbst bei einer Krebsart – zum Beispiel Bauchspeicheldrüsen-Krebs – ist der Tumor von Person zu Person unterschiedlich. Ein einziges Standard-Medikament für alle Bauspeicheldrüsen-Krebsarten kommt daher an seine Grenzen – einfach weil der Krebs so unterschiedlich ist.

Deswegen forscht Biontech an m-RNA-Impfstoffen, die an jeden einzelnen Patienten angepasst werden können – also die Tumorzellen des Patienten werden analysiert und dann wird die Therapie an den individuellen Befund angepasst. Bei der dafür notwendigen Analyse der Tumorzellen will Biontech besser werden. Denn nur wenn die Schwächen jeder Tumorzelle verlässlich gefunden werden, können die individuellen Medikamente für Krebspatienten hergestellt werden. Diese Therapie könnte bei ganz verschiedenen Krebsarten funktionieren.

BioNTech setzt auch auf eine personalierte Krebsmedizin.
BioNTech setzt auch auf eine personalierte Krebsmedizin.

Aber Biontech forscht nicht nur mit m-RNA. Mehrere Forschungsteams wollen in Zukunft die körpereigenen Immunzellen von Patienten in deren Körper verändern, sodass diese Immunzellen den Krebs besser erkennen. Im April hat Biontech hier von ersten Zwischenergebnissen mit Prostata- und Eierstockkrebs berichtet, die zumindest in dieser frühen Phase gut aussehen.

Aktuell arbeitet Biontech an insgesant 16 Forschungsansätzen mit 20 laufenden klinischen Studien. Bei Hautkrebs und Darmkrebs sind die Studien am weitesten. Funktioniert der Ansatz sind Mittel gegen viele weitere Krebsarten denkbar.


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