Eine Metaanalyse, die jetzt im Fachmagazin nature veröffentlicht wurde, zeigt, dass körperliche Berührungen unsere psychische und physische Gesundheit verbessern können. Ein Grund, sich mal wieder öfter zu umarmen. Berührungen wirken sich nämlich positiv auf eine Vielzahl von körperlichen und geistigen Befindlichkeiten aus – und helfen gesunden wie kranken Menschen.
Erwünschte Berührungen verbessern die Gesundheit
Erwünschte Berührungen verbessern unsere Gesundheit - sagt Studienautor Julian Packheiser vom Institut für Kognitive Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Doch er schränkt ein:
Dieses Ergebnis ist nicht wirklich überraschend, aber die Details sind spannend. So hat das Team genauer untersucht, welche Faktoren eigentlich die Effektivität der Berührung beeinflussen. Dazu haben sie verschiedene physiologische Parameter erhoben: Blutdruck, Herzrate und die Menge des Stresshormons Cortisol. Letzteres ist ein Indikator dafür, wie hoch das Stresslevel ist und wie gut die Schlafqualität.
Berührungen reduzieren Schmerz und mindern Depressionen
Tatsächlich gab es messbare physiologische Effekte durch Berührungen. Je häufiger die Berührungen stattgefunden haben, desto besser ging es den Menschen. Durch die Berührungen verminderten sich Gefühle wie Schmerz oder Depressionen. Und auch der Blutdruck wurde gesenkt. Berührungen scheinen also, so Julian Packheiser, wichtig zu sein, um die Gesundheit nachhaltig zu verbessern.
Ein weiteres Ergebnis der Metastudie, hat selbst das Forschungsteam überrascht: Die Dauer der Berührung ist nicht entscheidend für den gesundheitlichen Vorteil. Ob man "sich jetzt 60 Minuten massieren lässt oder ob man sich jetzt mal 10 Sekunden umarmen lässt" ist nach der Einschätzung von Julian Packheiser nicht entscheidend:
Entdeckung der Sinnlichkeit: Die Kraft der Berührung
Auch kurze Berührungen können heilsam sein
Selbst eine kurze Umarmung hat bereits eine gesundheitsfördernde Wirkung. Und wo sollte man sich am besten berühren? Auch das hat das Forschungsteam aus den vielen Studien herausgelesen:
Besonders interessiert war das Forschungsteam um Julian Packheiser an Berührungen, die ohne das Zutun von Menschen ausgelöst werden können. Das sei schließlich gerade für Menschen, die nicht häufig berührt würden, von großer Relevanz.
Sogar Berührungen durch soziale Roboter oder Umarmungskissen hilfreich
Tatsächlich ergab die Auswertung der Metastudie: Berührungen durch Objekte wie soziale Roboter, Umarmungskissen und spezielle Gewichtsdecken zeigten ebenfalls einen messbaren positiven Effekt auf die körperliche Gesundheit:
Für die Psyche sind menschliche Berührungen aber besser
Im Bereich der psychischen Gesundheit war die Berührung von nicht menschlichen Objekten wie Robotern oder Gewichtsdecken zwar immer noch messbar positiv, aber eben längst nicht so effektiv und gut wie eine menschliche Berührung.
Was das Team um Julian Packheiser leider nicht klären konnte, war die Frage, ob es für die Person, die die Berührung gibt, ebenfalls von gesundheitlicher Bedeutung ist. Denn dazu gab es zuwenig Daten.
Unterschiedlicher Umgang mit Berührungen in verschiedenen Kulturen
Das Forschungsteam um Julian Packheiser würde gerne weiter untersuchen, ob sich die Ergebnisse zur gesundheitlichen Wirkung von Berührungen auch auf Kulturen übertragen lassen, in denen Berührungen anders gewertet werden wie zum Beispiel im ostasiatischen Raum.