
5 Jahre Corona - Welche Gewohnheiten sind geblieben?
Mittlerweile sind wir in einer neuen Normalität angekommen - ohne Abstandsregeln und Hamsterkäufe. Doch einige Gewohnheiten aus den Anfangszeiten der Pandemie haben wir bis heute beibehalten. Was ist geblieben? Und welche Gewohnheiten sind wieder verschwunden, obwohl wir vor fünf Jahren der Meinung waren, dass sie sicherlich auch nach der Pandemie bleiben werden?
Wald wird nach Ausbruch der Corona-Pandemie zum Zufluchtsort
Als die Bundesregierung im März 2020 den ersten Lockdown verordnet hat, waren die Innenstädte auf einmal leer. Stattdessen haben viele die Natur für sich entdeckt: Ein Spaziergang im Wald oder Park wurde zum Alltag. Kristina Wirth von der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg hat untersucht, wie und warum Menschen in der Pandemie den Wald genutzt haben: "Während der Pandemie konnten Leute im Wald, Fitnessstudio, Wohnzimmer, wo man sich zum Kaffeetrinken treffen konnte, auf dem Spielplatz und noch an ganz vielen anderen Orten, eine Art von Freiheit erleben und sich diesen Raum umfunktionieren zu ihren Zwecken“.
Viele Menschen haben also vor allem ihre alltäglichen Aktivitäten in den Wald verlagert, dauerhaft war das aber größtenteils nicht. Wichtiger als das Erleben von Natur war für viele die Tatsache, dass der Wald als einer von wenigen Orten einfach nicht verboten war. Nach der Pandemie seien die meisten wieder zurück ins richtige Fitnessstudio oder die Fußgängerzone gegangen, sagt Kristina Wirth. Und wer vor der Pandemie schon gerne in den Wald gegangen sei, um die Natur zu genießen, mache das auch weiterhin.
Ihr Fazit ist: Vor allem in Krisenzeiten kann der Wald ein Rückzugsort sein, der etwas Normalität ermöglicht. Auch wenn sich die Waldnutzung heute eher wieder an das Vor-Corona-Niveau angeglichen hat, wird der Wald bei zukünftigen Krisen vielleicht auch wieder eine stärkere Rolle spielen.

Homeoffice: Fünf Jahre nach der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt geändert
Corona hat unsere Arbeitswelt tatsächlich ganz schön auf den Kopf gestellt. Zwischen Frühjahr 2021 und 2022 gab es - mit einer Unterbrechung - auch eine gesetzliche Pflicht, aus dem Homeoffice zu arbeiten. Die Zahlen zeigen: Auch nach der Pandemie ist Homeoffice sehr beliebt. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hatte vor der Pandemie nur jeder Fünfte die Möglichkeit überhaupt von zuhause zu arbeiten. Nach der Pandemie gibt jeder Dritte an, zumindest manchmal im Homeoffice zu sein.
Der Anteil der Beschäftigten, die täglich im Homeoffice sind, stieg von 4 Prozent vor der Pandemie auf 7 Prozent danach. Am größten ist die Zunahme bei den Beschäftigten, die mehrmals pro Woche zuhause sind: Hier hat sich der Anteil von 7 Prozent vor der Pandemie auf 17 Prozent danach mehr als verdoppelt.
Einige Unternehmen kehren dem Homeoffice aber wieder den Rücken: Beispielsweise müssen Angestellte von Amazon seit Jahresbeginn wieder an fünf Tagen pro Woche zurück ins Büro. Auch beim deutschen Software-Konzern SAP müssen Mitarbeitender wieder an drei Tagen pro Woche in Präsenz anwesend sein. Experten des ifo-Instituts sind sich aber trotzdem sicher, dass das Homeoffice weiterhin fester Bestandteil unserer Arbeitswelt bleiben wird.

Masken - der Schutz für alle
In vielen ostasiatischen Ländern ist das schon lange Alltag: Wer erkältet ist, trägt eine Maske, um seine Mitmenschen vor einer Ansteckung zu schützen. Hierzulande sieht man hingegen kaum noch Schutzmasken in Bus, Bahn oder beim Einkaufen. Christoph Randler von der Universität Tübingen führt das auf unterschiedliche kulturelle Prägungen zurück: Denn viele ostasiatische Gesellschaften seien kollektivistisch, das heißt, dem Wohl des Gegenübers wird ein besonders hoher Wert beigemessen.
In den individualistischen Gesellschaften des Westens sei hingegen jeder für sein eigenes Wohl verantwortlich. Allerdings schützen Masken nicht nur andere, sondern auch einen selbst vor gefährlichen Erregern. Warum haben wir uns das Tragen nach der Pandemie dann wieder abgewöhnt? Boris Holzer, Soziologe an der Universität Konstanz, geht davon aus, dass die Dauer der Pandemie einfach nicht lang genug war, um eine Masken-Routine zu entwickeln. Eine wichtige Rolle spielen auch soziale Normen.
Kam Corona aus dem Labor? Fragwürdige Prozentangaben beim BND
Gesellschaftliche Gewohnheiten müssen soziale "Kipppunkte" überschreiten
Laut Boris Holzer gibt es sogenannte Kipppunkte, die dafür verantwortlich sind, wann sich ein bestimmtes Verhalten etabliert: "Gibt es eine Mehrheit oder zumindest eine kritische Masse, die ich wahrnehmen und beobachten kann, die das so macht? Weil wenn dieser Punkt unterschritten ist, dann verschwindet es ganz schnell ganz. Das hat offensichtlich mit dem Überschreiten solcher Kipppunkte in die eine oder andere Richtung zu tun, dass man dann irgendwann sagt, "Na ja, jetzt würde ich ja hier ganz alleine da stehen, dann mache ich das nicht".
Dazu kommt, dass unser Gehirn das Risiko von einer Grippe und einer Corona-Erkrankung vor allem zu Beginn der Pandemie grundsätzlich anders eingeschätzt hat, sagt der Biologe Christoph Randler:
"Wir leben mit der Grippe seit Hunderten von Jahren. Covid war ja ne völlig neue Erkrankung, die dann unser Gehirn damit stresst, dass wir sofort Angst bekommen, weil wir etwas erleben, was vielleicht eine tödliche Gefahr sein könnte. Der Mensch funktioniert da quasi nach so einem Feuermelderprinzip: Lieber fünfmal falscher Alarm, als einmal einen richtigen Alarm übersehen und deswegen ist es so, dass dann tatsächlich da die Bereitschaft, die Maske aufzusetzen, sicherlich größer war."