Meteorologie

Warum weht der Wind überwiegend aus Westen?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

In den mittleren Breiten kommt der Wind meist aus West

Das ist nicht überall auf der Erde so. Aber gerade in den mittleren Breiten, in denen wir leben, kommt tatsächlich der Wind meist aus West. Das hängt zum einen mit der Erddrehung zusammen – also damit, dass sich die Erde von West nach Ost dreht. Zum anderen mit unserer Position auf der Erde.

Im Grenzgebiet zweier Zonen

Wir leben klimatisch in einer Gegend, in der sich immer wieder Hoch- und Tiefdruckgebiete abwechseln – das kennen wir aus dem Wetterbericht. Das liegt daran, dass wir uns in einem Grenzgebiet befinden zwischen zwei Zonen, die sich wie Gürtel um die Erde ziehen. Südlich von uns – in Südeuropa und vor allem Nordafrika – befindet sich eine Hochdruck-Zone. Deshalb ist es in Nordafrika so heiß und trocken. Nördlich von uns dagegen – Richtung Skandinavien, oder allgemein Richtung nördlicher Polarkreis – befindet sich ein Gürtel mit überwiegend Tiefdruckwetterlagen.

Corioliskraft lenkt Luftströmungen ab

Zwischen diesen beiden Zonen – platt gesagt: zwischen der Sahara und dem Polarkreis – herrscht somit tendenziell ein Druckgefälle. Infolgedessen strömen Luftmassen vom Hochdruck- zum Tiefdruckgebiet – das wäre also eigentlich von Süd nach Nord. Diese Luftströmungen werden allerdings nach Osten abgelenkt; Wetterexperten sprechen von der Corioliskraft. Daran ist die Erdrotation schuld, aber auch die Trägheit der Luftmassen.

Und das kommt so: Die Erde dreht sich bekanntlich in 24 Stunden einmal um sich selbst. Angenommen, Sie befinden sich am Äquator – der hat einen Umfang von 40.000 Kilometern. Da Sie sich mit der Erde drehen, bewegt sich jeder Punkt auf dem Äquator – somit auch Sie – faktisch mit einer Geschwindigkeit von 40.000 km pro Tag nach Osten, nämlich einmal um die Erdachse.

Anderswo bewegen sie sich langsamer. Am Äquator sind sie ja weit weg von der Erdachse. Entfernen Sie sich vom Äquator und bewegen sich Richtung Nordpol, rücken Sie immer näher an die Erdachse ran; am Nordpol selbst stehen Sie ja direkt auf ihr. Zwar bewegen wir uns auch in Deutschland an jedem Tag einmal um die Erdachse – nämlich entlang des, sagen wir, 50. Breitengrads. Aber in Kilometern beträgt dieser "Weg" nur 26.000 km – ist also viel kürzer als am Äquator.

Was hat das nun mit dem Wind zu tun? Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Luftmolekül in der Sahara und fliegen nach Norden – weil da der Luftdruck niedriger ist. Sie starten also in Afrika, nicht weit vom Äquator, und haben dort eine relativ hohe Bahn-Geschwindigkeit. Der Standort unter Ihnen – und damit auch Sie – bewegen sich wegen der Erddrehung mit vielleicht 36.000 km pro Tag nach Osten. Diese Geschwindigkeit behalten Sie auf Ihrem Weg nach Norden bei, denn Sie haben, wie jeder Körper, eine Trägheit. Doch kommen sie jetzt in eine Gegend, in der sich die Erdoberfläche verglichen mit Ihnen immer langsamer bewegt. Umgekehrt heißt das: Sie bewegen sich in Relation zur Erde unter Ihnen schneller. Ähnlich wie jemand, der aus einem fahrenden Zug springt. Für einen Beobachter auf der Erde fliegen Sie – als Luftmolekül – Richtung Osten. Und wenn man sich das jetzt in groß vorstellt, mit ganz vielen Luftmolekülen, dann bedeutet das, dass der Wind, der von Süden nach Norden "will", scheinbar nach Osten abgelenkt wird. Der Wind weht dann im Ergebnis von West nach Ost. Das ist der wesentliche Grund, weshalb bei uns der Wind überwiegend aus dem Westen kommt.

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