Rituale

Ist die Tradition des weißen Brautkleids noch zeitgemäß?

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Dagmar Hänel
Dagmar Hänel

Schwarz war lange die Farbe des Festtagskleides

Es kommt darauf an, wie man dieses weiße Kleid interpretiert, denn es ist ja ein Symbol. Wenn wir in die Geschichte zurückschauen: Dieses weiße Kleid ist noch gar nicht so alt. Auf Bildern von Hochzeiten des frühen 20. Jahrhunderts sieht man: Gerade im ländlichen Raum hat die Braut kein weißes Kleid an, sondern ein schwarzes – also ein Festtagskleid.

Bürgertum und Adel: helle Kleidung als Statussymbol

Die weißen Kleider stammen aus dem 19. Jahrhundert. Im Bürgertum, etwas früher bereits im Adel, konnte man sehr feine, helle Kleider als Statussymbol tragen. Das Kleid nur für den einen Anlass konnte sich jahrhundertelang nur eine ganz kleine Oberschicht leisten. Daher wurde dieses weiße Kleid erst im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts auch in breiteren Bevölkerungskreisen zu einem Symbol für Unschuld und Jungfräulichkeit – so ein typisches 50er-Jahre-Denken, als es andere moralische Werte gab.

Vielleicht ist es an der Zeit, dieses Symbol des weißen Kleids als Zeichen für Unschuld zu verändern. Heute ist dieses weiße Hochzeitskleid, das man ja nur ein einziges Mal für wenige Stunden anzieht, ein Statussymbol, das die Besonderheit dieses Übergangs und dieses Festes repräsentiert. Und heute muss es ja auch nicht mehr unbedingt weiß sein; es gibt da sehr viele Abstufungen.

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Sprache Woher kommt das Wort "Tohuwabohu"?

Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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