Ozeanografie

Ist das Meer überall auf der Welt gleich salzig?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Meere umspülen die Kontinente

Nein. Bei der Frage denken vielleicht viele ans extrem salzhaltige Tote Meer – aber das ist kein echtes Meer, sondern nur ein See.

Meere im engeren Sinn sind nur die offenen Wasserflächen auf der Welt, die die Kontinente umspülen. Die sind alle miteinander verbunden – aber trotzdem unterschiedlich salzig.

Überdurchschnittlich viel Salz im Mittelmeer

Zum Beispiel ist das Mittelmeer salziger als der Atlantik. Das liegt daran, dass vom Mittelmeer sehr viel Wasser verdunstet. Und wenn das Wasser verdunstet, bleibt das Salz zurück. Das Wasser wird zwar ersetzt durch Wasser vom Atlantik, aber auch durch Regen und Flüsse. Trotzdem überwiegt in der Summe die Verdunstungsanteil. Deshalb ist die Salzkonzentration im Mittelmeer überdurchschnittlich hoch, nämlich 38 Gramm pro Liter; beim Atlantik sind es nur 35 Gramm.

Angenehm: Salzgehalt der Ostsee ähnlich wie bei isotonischer Kochsalzlösung

Genau die umgekehrten Verhältnisse haben wir in der Ostsee. Die ist fast ein Binnenmeer; es gibt nur eine schmale Verbindung zum Nordsee. Aber die Ostsee wird vor allem gespeist von Flüssen und Niederschlägen – und das überschüssige Wasser verdunstet auch wenig, sondern fließt Richtung Nordsee ab. Je weiter man an der Ostsee nach Osten fährt, also Richtung St. Petersburg, oder nach Norden in den Bottnischen Meerbusen hinein, desto weniger Salz enthält sie. Das Ist ganz angenehm, das Wasser brennt nicht so in den Augen. Im Gegenteil: Die Konzentration entspricht mit ungefähr 10 Gramm fast der einer isotonischen Kochsalzlösung. Anders gesagt: Das Wasser an den mecklenburgischen oder polnischen Stränden ist ideal für eine angenehme Nasenspülung.

Atlantik ist etwas salziger als der Pazifik

Mittelmeer und Ostsee sind aber insofern Sonderfälle, weil sie zwar nicht ganz, aber relativ abgeschlossen sind. Aber es gibt auch bei den großen Ozeanen Unterschiede. Der Atlantik ist nämlich ein bisschen salziger als der Pazifik, das macht immerhin 3 Prozent aus. Der Grund ist, dass die Ozeane sich nicht einfach irgendwie vermischen, sondern sie sind über ein riesiges erdumspannendes Wasserförderband miteinander verbunden.

Ocean Conveyor Belt: globales Förderband des Meerwassers

In groben Zügen sieht das so aus: Im Pazifik, dem größten Ozean der Welt, steigen große Wassermengen an die Oberfläche und fließen dann durch den Indischen Ozean, an Südafrika vorbei in den Atlantik und von dort nach Norden Richtung Karibik. Von dort strömt das Wasser als Golfstrom weiter Richtung Europa. Während dieser langen Reise vom Pazifik zum Atlantik verdunstet eine Menge Wasser. Deshalb ist das Wasser, das im Atlantik ankommt, etwas salziger als das, was im Pazifik gestartet ist.

Die Reise hört aber im Atlantik nicht auf, denn das salzige Wasser wird, wenn es Richtung Island und Grönland abkühlt, sehr schwer und sinkt in die Tiefe. Dort, in der Tiefsee, fließt es den weiten Weg zurück in den Pazifik. Auf dem Weg dorthin vermischt es sich mit anderen Tiefenströmungen und nimmt nebenbei Schmelzwasser aus den Gletschern der Antarktis auf. Dadurch wird es wieder etwas süßer, bis es nach ein paar 100 Jahren erneut im Pazifik ankommt und dort wieder aufsteigt.

Dieser Kreislauf ist das sogenannte „globale Förderband“ des Meerwassers – und das erklärt, warum der Atlantik salziger ist als der Pazifik.

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