Autoindustrie und Zulieferer stark betroffen

Was die neuen US-Zölle für die deutsche Wirtschaft bedeuten

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Von Autor/in Geli Hensolt

Die neuen US-Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China treffen auch deutsche Firmen. Die Weltwirtschaft ist eng verknüpft. Trump droht mit ähnlichen Zöllen auf EU-Produkte.

Der neue US-Präsident Trump hat weitreichende Zölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt: Auf Importe aus Mexiko und Kanada sind 25 Prozent fällig, auf alle Einfuhren aus China zusätzlich zehn Prozent.

Gleichzeitig machte Trump auch nochmals klar, dass er sich ähnliche Zölle für Produkte aus der EU vorstellen kann.

2.100 deutsche Firmen produzieren in Mexiko

Nach Angaben der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer sind 2.100 deutsche Unternehmen in Mexiko aktiv. Für sie ist das Land vor allem ein wichtiger Produktionsstandort. Die meisten deutschen Firmen, die in Mexiko Werke haben, beliefern von dort aus den US-Markt.

Deutsche Autohersteller: Fast alle haben Werke in Mexiko

Mexiko ist der wichtigste Investitionsstandort der deutschen Wirtschaft in Lateinamerika, so die Industrie- und Handelskammer - besonders für die deutsche Autoindustrie. Mercedes, VW, Audi und BMW und auch der Lkw-Hersteller Daimler Truck haben Fabriken in Mexiko. Die meisten Fahrzeuge, die sie dort produzieren, gehen in die USA.

Standorte von ZF Friedrichshafen, Bosch und Mahle von Zöllen betroffen

Auch die deutschen Zulieferer wie Bosch oder Mahle haben Werke in Mexiko. ZF Friedrichshafen zum Beispiel hat an elf Standorten etwa 25.000 Mitarbeitende. Damit ist der Zulieferer der größte deutsche Arbeitgeber.

Waren passieren mehrfach die Grenze zur USA

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Mexiko und den USA sind eng. Im Laufe eines Produktionsprozesses passieren Produkte bis zu acht Mal die Grenze zwischen Mexiko und den USA, sagen Experten.

Strafzölle für Kanada: Bosch und VW betroffen

Aber auch nach Kanada haben deutsche Unternehmen Verbindungen: Bosch produziert dort mit rund 1.400 Beschäftigten in mehreren Geschäftsbereichen. Seit 1912 ist das Unternehmen in Kanada präsent.

VW plant in Kanada aktuell eine Batteriezellfabrik, die die E-Auto-Werke in die USA beliefern soll.  

Deutsche Hersteller reagieren vorsichtig  

Konkret will sich momentan kein deutscher Hersteller, der in Mexiko oder Kanada produziert, äußern. Branchenexperten rechnen damit, dass viele deutsche Firmen zumindest einen Teil der Fertigung von Mexiko in die USA verlagern werden.

Das wären schlechte Nachrichten für Mexiko. Dort würden dann Arbeitsplätze wegfallen.

Für die deutschen Hersteller bedeutet eine Verlagerung in die USA steigende Kosten. Denn eine Produktion zu switchen, ist teuer.  

Gegen-Zölle als Folge für US-Zölle - Gespräche laufen noch

Kanada und Mexiko erheben nun ihrerseits Zölle auf US-Waren. Kanada hat beispielsweise Zölle auf Getränke und Kosmetika angeordnet. Möglicherweise kommen noch Zölle auf Fahrzeuge oder Stahlerzeugnisse dazu. Auch Mexiko hat angekündigt, Zölle zu erheben.

Der kanadische Regierungschef Trudeau und US-Präsident Trump wollen aber noch einmal miteinander sprechen. Unter Umständen lässt sich ein Handelskrieg noch abwenden. 

 

Zölle und die Folgen: Preise für Verbraucher werden steigen

In der Regel geben Importeure höhere Zölle an die Kundinnen und Kunden weiter. Ein Sprecher von ZF Friedrichshafen sagte dem SWR, man gehe davon aus, dass die Endkunden betroffen sein werden – kein Unternehmen könne es sich leisten, Kostenerhöhungen zu absorbieren.  

Trump: Es wird - vielleicht - schmerzhaft.

Zölle machen importierte Autos in den USA für Käuferinnen und Käufer teurer. Da die USA auch Strom, Gas und Öl aus Kanada beziehen, steigen voraussichtlich auch diese Preise für die Amerikaner.

Mexiko liefert Obst und Gemüse in die USA – auch das wird möglicherweise teurer. Trump selbst schrieb auf Truth Social: Wird es schmerzhaft? Ja, vielleicht - vielleicht auch nicht. Aber wir werden Amerika wieder groß machen. 

Auswirkungen von US-Zöllen auf EU-Produkte

Trump hat bei seiner Amtseinführung davon gesprochen, Zölle in Höhe von 20 Prozent auf europäische Produkte zu erheben. Das würde die europäische Wirtschaft hart treffen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat ausgerechnet, dass der Schaden bei etwa 200 Milliarden Euro liegen würde.

  

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Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele