Jede fünfte verkaufte Nudel in Deutschland kommt von Barilla. Die italienische Pasta-Marke in der typischen dunkelblauen Verpackung kennt fast jeder aus dem Supermarkt. Mit Preisen zwischen 2,29 bis 2,79 Euro gehört sie allerdings eher zum höherpreisigen Angebot.
Neben der klassischen Reihe bietet Barilla heute unter dem Namen "Integrale" Vollkornpasta, unter "Collezione" ausgefallene Pastaformen und unter "Al Bronzo" besonders hochwertige Nudeln mit rauer Oberfläche.
Doch rechtfertigt die Qualität den Preis?
Marktcheck hat die beliebte "Spaghetti No. 5" genau unter die Lupe genommen. Zum Vergleich sind Spaghetti von De Cecco aus Italien, Delverde - früher bekannt als Buitoni, Alnatura in Bio-Qualität und der Aldi-Eigenmarke Cucina Nobile im Check.
Alle Nudeln bestehen aus nur zwei Zutaten: Hartweizengries und Wasser. Übrigens: Die Qualität der Nudel hängt stark von der Qualität des Hartweizens ab. Dabei sorgt ein möglichst hoher Proteingehalt für die gewünschte Bissfestigkeit. Glutenin sorgt für Elastizität.
Die Elastizität der Barilla Nudeln
Besonders elastische Nudeln zeugen laut Experten von hoher Qualität.
Für Marktcheck nimmt der Physiker die Spaghetti der verschiedenen Marken unter die Lupe. Die ungekochte Barilla-Nudel bricht im Vergleich zu den anderen Nudeln als letzte. Dies spricht für einen besonders hohen Glutenin-Gehalt.
Der Geschmack von Barilla Nudeln
Geschmäcker sind verschieden. Um einen möglichst diversen Eindruck zu erhalten, lässt Marktcheck einerseits zwei Experten über den Geschmack der Nudeln urteilen und anderseits 50 Passanten den Geschmackstest machen.
Expertenmeinung zu Pasta
Koch und Restaurantinhaber Mario Furlanello und Genussforscher und Physiker Thomas Vilgis arbeiten tagtäglich mit verschiedensten Lebensmitteln und haben zusammen ein Buch über Pasta veröffentlicht. Für Marktcheck probieren die beiden Experten fünf Spaghetti-Sorten blind:
- Barilla für 2,29 Euro
- Delverde für 1,79 Euro
- Alnatura für 1,29 Euro
- De Cecco für 2,29 Euro
- Aldi Cucina Nobile für 0,79 Euro
Das Experten-Ergebnis: überraschend. Denn beide Pasta-Profi sind sich einig, dass es, wenn überhaupt, beim Geschmack nur marginale Unterschiede gibt. Eine klare Sieger-Spaghetti gibt es für sie nicht.
Passantenmeinung zu Pasta
Den gleichen Versuchsaufbau mit den fünf Marken wiederholt Marktcheck auf einem Mainzer Weinfest. Insgesamt 50 Passanten stimmen ab - das Ergebnis:
- De Cecco und Aldi
- Alnatura
- Delverde
- Barilla
Das Passanten-Ergebnis ist ebenso überraschend. Denn in der Blindverkostung landet die eigentlich so beliebte Barilla-Pasta hier auf dem letzten Platz.
Sind Barilla-Nudeln mit Schadstoffen belastet?
Marktcheck hat außerdem die verschiedenen Pasta-Produkte im Labor untersuchen lassen. In Pulverform lassen sich sogar Kleinstbestandteile an Pestiziden und Schwermetallen wie Blei oder Arsen finden.
Laborergebnis: insgesamt sehr gut, mit Werten unterhalb jeglicher gesetzlicher Vorgaben. In sehr kleinen Mengen konnte bei den Spaghetti von Barilla, De Cecco und Aldi das Schwermetall Cadmium festgestellt werden. Die gefundenen Werte lagen dabei allerdings deutlich im unbedenklichen Bereich.
Wie nachhaltig produziert Barilla seine Nudeln?
Barilla arbeitet zum Teil mit Vertragsbauern, die ein spezielles Saatgut von Barilla nutzen. Der Qualitätsanspruch an dieses Saatgut sei sehr hoch, weiß Marktcheck von Insidern. Offiziell bezieht Barilla auf Nachfrage zur Nachhaltigkeit aber keine Stellung.
Hartweizen wird auch als Durum-Weizen bezeichnet. Beim nachhaltigen Anbau kommen spezielle Hartweizen-Sorten zum Einsatz, die so gezüchtet werden, dass sie besser mit dem sich verändernden Klima zurechtkommen, gleichzeitig weniger Dünger und Pestizide benötigen sowie einen möglichst hohen Proteininhalt haben.
Professor Friedrich Longin von der Uni Hohenheim forscht an wetterresistenten Hartweizen-Sorten und weiß, dass Barilla mit Zuchtfirmen kooperiert, die nachhaltiges Saatgut züchten. Allerdings:
Hartweizen aus Italien - und aus Importen
Laut eigenen Angaben, kaufte Barilla im vergangenen Jahr 64 Prozent seines Hartweizens von italienischen Landwirten - davon sind nur 69 Prozent Barilla-Vertragsbauern, die also mit den nachhaltigen Saatgut-Züchtungen arbeiten.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Die italienische Pastafirma nutzt ebenso Import-Hartweizen aus anderen Ländern und hat daher nicht bei allem Hartweizen durchgehend denselben Anspruch an die Nachhaltigkeit.
Acht Millionen Tonnen Hartweizen werden in Italien zu Nudeln verarbeitet – aber nur 4,3 Millionen Tonnen werden pro Jahr im Land geerntet. Daher ist Barilla auf Importe aus dem Ausland angewiesen - aus Kanada, den USA, Mexiko und anderen Ländern im Mittelmeerraum.
Umweltfreundlicher Transport
Derzeit testet das Unternehmen verschiedene Routen, will den Transport per Schiene weiter ausbauen. Barilla transportierte jahrelang 70 Prozent seiner Waren für den deutschen Markt per Zug. So sparte das Unternehmen im Vergleich zum Transport mit Lkw jährlich 6.000 Tonnen CO2 ein.
Fazit
- Bei der Qualität hebt sich Barilla kaum von der Konkurrenz ab. Im Labor wie alle anderen Nudeln top, geschmacklich landeten die beliebten Pasta in unserer großen Blindverkostung aber auf dem letzten Platz.
- Das Unternehmen ist beim Nachhaltigkeitsthema dank Zugtransport und spezieller Weizenzüchtungen für Vertragsbauern auf dem richtigen Weg. Bis zum Ziel einer komplett nachhaltigen Produktion ist es aber noch weit.
Wie steht es um die Qualität der Barilla-Soßen wie Pesto und Bolognese? Diese und weitere Infos inklusive der Nudel-Checks finden Sie im Video.