1942
Mitte Dezember
Der Reichssender Stuttgart wird mit Ausnahme eines Studios, das bis 1944 Tanzmusik produziert, stillgelegt.
1944
25. Juli
Die Räume des Reichssenders im Gebäude am Charlottenplatz werden bei schweren Luftangriffen auf Stuttgart stark beschädigt. Ein Behelfsstudio entsteht im Kurhaus Bad Mergentheim.
1945
5. April
Um 23 Uhr erfolgt die letzte Durchsage des Reichssenders Stuttgart aus Bad Mergentheim. Die Übertragungen werden eingestellt und die Hörer auf andere Frequenzen verwiesen.
6. April
Der Sendeturm in Mühlacker wird von deutschen Pionieren gesprengt, die Sendeanlagen werden systematisch zerstört.
8. April
Ein Voraustrupp der Amerikaner erreicht das Gelände des Senders Mühlacker. Eine Woche nach der Zerstörung des Senders beginnen Radiospezialisten der US-Armee mit dem Wiederaufbau der Sendeanlage.
3. Juni
Radio Stuttgart meldet sich erstmals aus einem Studiowagen der US-Armee aus der Neckarstraße: „Hier ist Radio Stuttgart, ein Sender der Militärregierung. Wir senden täglich von 11 Uhr 30 bis 14 Uhr und von 18 Uhr 30 bis 22 Uhr auf der Wellenlänge 523 Meter.“ Außerhalb der genannten Zeiten übernimmt der Sender das deutsche Programm von Radio Luxemburg.
8. Juli
Die US-Militärregierung übernimmt offiziell die Verwaltung von Stuttgart und zugleich beginnt Radio Stuttgart, eigene Sendungen auszustrahlen. Die Grenzen der amerikanischen Besatzungszone bestimmen auch die des Sendegebiets. Der Aufbau eines Senders in der französischen Zone verzögert sich, daher dürfen die Franzosen bis Februar 1946 Nachrichten und Ankündigungen auf Radio Stuttgart senden.
8. Oktober
Das „Kleine Symphonie-Orchester von Radio Stuttgart“ nimmt die Arbeit unter der Leitung von Josef Dünnwald auf.
14. Oktober
Das ehemalige Radio Koblenz sendet für die französische Besatzungszone erste Hörfunksendungen. Der Rundfunk besitzt für die Besatzungsmächte wegen des Papiermangels und der zerstörten Transportwege besondere Bedeutung zur Verbreitung von Informationen.
November
Gotthold Ephraim Lessing übernimmt den Aufbau und die Leitung eines Orchesters beim neu gegründeten Südwestfunk im November. Das Orchester erhält zunächst den Arbeitstitel „(Philharmonisches) Orchester des Südwestdeutschen Rundfunks“.
1. November
Oscar Schneider-Hassel wird erster Verwaltungschef und Generaldirektor des Südwestfunks in Baden-Baden.
1946
Frühjahr
Das „Kleine Symphonieorchester von Radio Stuttgart“ wird in „Großes Orchester von Radio Stuttgart“ umbenannt.
12. März
Friedrich Bischoff, ehemaliger Intendant der „Schlesischen Funkstunde“, wird zum Künstlerischen Leiter des Südwestfunks ernannt. Der SWF ist von Anfang an eine Mehrländeranstalt (Saar, Rheinland-Pfalz, Hessen-Nassau, Rheinhessen, Baden, Württemberg-Hohenzollern). Gesendet wird aus Baden-Baden und den Studios Freiburg, Koblenz und Kaiserslautern.
31. März
Der Südwestfunk nimmt in Baden-Baden mit eigenem Programm aus dem Hotel „Kaiserin Elisabeth“ den Sendebetrieb auf. Die erste Nachrichtensendung „Tribüne der Zeit“ besteht bis 1988. Die Texte für die Nachrichten dürfen nur von der französischen Agentur AFP stammen. Das Studio Koblenz wird in den Südwestfunk eingegliedert.
21. Mai
Gründung eines beim SWF-Studio Kaiserslautern angesiedelten Unterhaltungsorchesters mit Namen „Funkorchester Kaiserslautern“. Die Leitung übernimmt Heinrich Geiger.
14. September
Die Sendestelle Heidelberg von Radio Stuttgart wird im ehemaligen Hotel „Prinz Max“ eröffnet. Damit bekommt auch der badische Teil des Sendegebiets eine Stimme. Eine der ersten Sendereihen ist „Aus Kunst und Wissenschaft“.
In Heidelberg werden auch öffentliche Veranstaltungen wie Radio Stuttgarts Forum angeboten. Mit solchen Diskussionsrunden soll dem deutschen Hörer demokratisches Verhalten gezeigt werden.
17. September
Der „Kammerchor von Radio Stuttgart“ wird gegründet. Gründer ist der deutsch-amerikanische Dirigent Otto-Werner Müller, der 1945 zum Leiter der Kammermusikabteilung bei Radio Stuttgart berufen worden war.
1947
30. März – 13. April
Anlässlich der Jahresfeier des Südwestfunk Baden-Baden findet eine Rundfunk-Ausstellung statt.
13. Juni
Radio Stuttgart erhält einen deutschen Intendanten: Fritz Ermarth. Als seine Personalvorschläge für den Ausbau des Senders von den Amerikanern nicht genehmigt werden (Ermarth bestand auf der Einstellung auch von im Dritten Reich belasteten Journalisten), tritt er im November zurück und verlässt Radio Stuttgart.
14. September
Beginn der SWF Hörfunk-Senderreihe „Die Aula“.
1948
15. Januar
Emmerich Smola, bis dahin Kontrabassist beim Funkorchester Kaiserslautern, übernimmt die Leitung des Funkorchesters Kaiserslautern von Heinrich Geiger.
4. März
Aus Karlsruhe kommt erstmals wieder eine eigene Sendung. Das Studio Karlsruhe bezieht das Gartenhaus des zerstörten „Palais Bürklin“, das von der Stadt Karlsruhe instand gesetzt wurde.
1. September
Hans Müller-Kray wird als neuer Chefdirigent mit Verantwortung für den gesamten Bereich der hauseigenen Ernsten-Musik-Produktionen sowie als Leiter der Hauptabteilung Musik bei Radio Stuttgart verpflichtet.
1. Oktober
Nachdem Gotthold Ephraim Lessing zum 31. August ausscheidet und als musikalischer Oberleiter für Oper und Konzert nach Lübeck wechselt, übernimmt Hans Rosbaud als neuer Chefdirigent die Leitung des Sinfonieorchesters beim SWF. Etwa zu diesem Zeitpunkt wird das Orchester umbenannt in „Südwestfunk-Orchester“.
30. Oktober
Der Südwestfunk wird durch Verordnungen der französischen Militärregierung eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt mit dem Recht auf Selbstverwaltung. Allein der Südwestfunk hat die Berechtigung, Rundfunkeinrichtungen jeglicher Art innerhalb der französischen Besatzungszone zu errichten und zu betreiben.
Dezember
Radio Stuttgart hat 635 Mitarbeiter, die in Mühlacker, Karlsruhe, Heidelberg und Stuttgart tätig sind.
1949
31. März
Nach zwei vergeblichen Anläufen wird das Radiogesetz der Landesregierung Württemberg-Baden verabschiedet. Es tritt am 12. Mai in Kraft und bildet die Rechtsgrundlage für den Süddeutschen Rundfunk.
2. und 3. Juni
Konstituierende Sitzung des SWF-Rundfunkrats: Die Mitglieder werden durch Institutionen des öffentlichen Lebens (Volkshochschulen, Gewerkschaften etc.) benannt. Mindestens drei Mitglieder des Rundfunkrats müssen Frauen sein. Außerdem gibt es einen Beirat, dem „zwölf hervorragende Einzelpersönlichkeiten des geistigen und künstlerischen Lebens, darunter mindestens sechs ausländischer Staatsangehörigkeit“ angehören müssen.
30. Juni
Der Verwaltungsrat des SWF kommt zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Er wählt den Oberlandesgerichtspräsidenten a. D. Ludwig Ritterspacher, CDU-Abgeordneter im Landtag von Rheinland-Pfalz, zu seinem Vorsitzenden und den Konstanzer Bürgermeister Fritz Arnold (SPD) zu dessen Stellvertreter.
Juli
Sportreporter Günter Jendrich und Tontechniker Ernst Gerstle berichten für den SWF von der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt der Radfahrer aus einem eigens dafür zum Übertragungswagen umgebauten VW Käfer.
4. Juli
Der Rundfunk- und Verwaltungsrat des neugegründeten Süddeutschen Rundfunks (SDR) konstituieren sich. Als einzige öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland hat die neugegründete Anstalt keinen Regierungsvertreter in ihren Gremien.
16. Juli
Der bisherige Generalintendant Friedrich Bischoff wird von Rundfunk- und Verwaltungsrat des SWF zum ersten Intendanten der Baden-Badener Rundfunkanstalt gewählt. Stellvertreter Bischoffs und Programmdirektor wird Lothar Hartmann. Mit der Wahl der beiden Spitzenleute geht der SWF ohne große Feierlichkeiten endgültig in deutsche Hände über. Verwaltungsdirektorin des SWF wird Margarete Sachsenberg, Justitiar Peter Haensel, Technischer Direktor Ernst Becker.
22. Juli
Radio Stuttgart wird von der US-Militärregierung mit einem Festakt in deutsche Hände übergeben und heißt nun „Süddeutscher Rundfunk – Anstalt des öffentlichen Rechts“. Die Amerikaner berufen Erich Rossmann als Nachfolger von Fritz Ermarth zum Intendanten von Radio Stuttgart. Bis zum Amtsantritt Fritz Eberhards am 1. September 1949 leitete Rossmann kommissarisch die Intendantengeschäfte der neuen Anstalt des öffentlichen Rechts.
Bericht vom 22. Juli 1959 über die Entstehung, den Status und die Organisation des SDR und die Arbeit der einzelnen Abteilungen. Durch die Sendung führt der Intendant des SDR, Hans Bausch.
1. September
Fritz Eberhard tritt das Amt des Intendanten des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart an.
1950
Frühjahr
Der Rheinland-Pfälzische Landtag verlegt den Sitz der Landesregierung von Koblenz nach Mainz, das Studio Koblenz ist vom 30. April 1951 an nur noch „Zweigstelle“.
9. Juni
Auf der Bremer Tagung der westdeutschen Rundfunkanstalten am 9. und 10. Juni schließen die sechs Gründeranstalten, NWDR, BR, HR, RB, SDR und SWF, eine „Vereinbarung über die Errichtung einer Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ als Gründungssatzung. Das Kürzel „ARD“ wird erst 1954 eingeführt. Das Ziel des Zusammenschlusses der Rundfunkanstalten bleibt über die Jahrzehnte im Kern gleich: nämlich die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen sowie die Zusammenarbeit bei der Herstellung und dem Austausch von Programmen.
24. Juli
Das Landesstudio Tübingen geht auf Sendung. Das erste Studio ist im Haus der Studentenverbindung „Franconia“ auf dem Österberg untergebracht.
9. und 10. Oktober
Auf Betreiben von Heinrich Strobel, Leiter der SWF-Musikabteilung, finden erstmals nach dem Krieg wieder die Donaueschinger Musiktage für zeitgenössische Tonkunst statt, die vom SWF gestaltet werden. Bis 1926 war das Festival Impulsgeber für zeitgenössische Kammermusik.
November
Carl Schuricht wird als neuer künstlerischer Leiter des Sinfonieorchesters auf Basis freier Zusammenarbeit verpflichtet.
19. November
Der SDR startet sein zweites Hörfunkprogramm gleich als UKW-Sender. Dieses zweite Programm solle das erste Programm ergänzen und für „höchste Ansprüche sein“ – so SDR-Programmdirektor Peter Kehm. Er begrüßt die Hörerinnen und Hörer in eben jenem neuen UKW-Programm.
19. November
Der SDR überträgt im Radio live das erste Fußballländerspiel der Nachkriegszeit Deutschland gegen die Schweiz (1:0) aus dem Neckarstadion in Stuttgart.
22. November
Als erster SWF-Neubau wird das Musikstudio „Auf der Funkhöhe“ in Baden-Baden eingeweiht. Heute heißt es Hans-Rosbaud-Studio, benannt nach dem langjährigen Chefdirigenten des SWF-Sinfonieorchesters.