Sprache ist dynamisch und entwickelt sich permanent weiter. Deshalb kann man solche Leitlinien immer nur für den Moment erarbeiten. Wir merken gerade, dass in den zurückliegenden Jahren das Thema gendersensible Sprache für immer mehr Menschen an Bedeutung gewinnt. Vor allem Menschen unter 30 ist dieses Thema heute sehr wichtig. Oberstes Gebot für uns ist die Verständlichkeit. Gerade in knappen Texten fürs Radio oder im TV müssen die Menschen den Sinn sofort verstehen. Zugleich wollen wir mit unserer Sprache integrierend wirken und dem Publikum zu verstehen geben, dass wir Menschen aller Geschlechter gleichermaßen im Blick haben.
Um es jetzt mal konkret zu machen: Wir verkneifen uns wenn möglich das sogenannte „generische Maskulin“. Also die Begriffe, bei denen man die männliche Form benutzt, damit aber nicht nur die Männer meint wie z.B. bei den Worten Abteilungsleiter, Zuschauer oder Kunden. Hier bietet die deutsche Sprache ausreichend Alternativen, ohne dabei die Orthografie zu verbiegen: Abteilungsleitung, Publikum, Kundschaft. Daneben gibt es auch noch die Möglichkeit des „substantivierten Partizips“, das sich heute nach und nach Bahn bricht. Bestes Beispiel sind die „Studierenden“, von denen man heute an Hochschulen wie selbstverständlich spricht statt von Studenten. Wem das alles zu kompliziert ist, kann natürlich auch weiterhin „Kolleginnen und Kollegen“ oder „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ sagen.
Zurückhaltend sind wir auch mit dem sogenannten Gender-Stern*. Diese Form gendersensibel zu schreiben, ist unter jüngeren Menschen zunehmend gebräuchlich - das zeigen auch Umfragen. Für Programmangebote des SWR für junges Publikum kann diese Form deshalb verwendet werden. Aber der Stern macht die Lektüre von Texten nicht gerade angenehmer. Außerdem ist zu befürchten, dass diese Schreibweise weniger gut von Suchmaschinen wie Google gefunden wird. Bei der gesprochenen Variante des Gender-Sterns - also der kurzen Pause innerhalb des Wortes - sind wir im SWR sehr kritisch. Es wirkt künstlich und ist aus meiner Sicht dazu angetan, große Teile unseres Publikums zu irritieren, vielleicht sogar zu verärgern. Dann wirkt die Sprache nicht mehr integrierend, sondern schließt Menschen eher aus.
Bei Namen und Bezeichnungen von Organisationen bleiben wir natürlich beim Originalbegriff. Der „Mieterbund“ wird nicht zum „Mietendenbund“ und der „Bund Deutscher Radfahrer“ bleibt maskulin. Und natürlich bleibt der Weihnachtsmann der Weihnachtsmann.