Das Labor auf der "Morgenstelle", das Hörfunkstudio auf dem Österberg – das waren meine beiden Pole in Tübingen. Beim Biochemie-Studium ging es Tag und Nacht um DNA und Proteine, in den Semesterferien berichtete ich von Maskenschnitzern, Tarifverhandlungen oder den nächtlichen Besuchern auf Autobahnraststätten – gerne auch aus dem Ü-Wagen. Konzentration und Vielfalt, beides war mir wichtig.
Nach der Diplomarbeit überwog mein Wunsch nach Abwechslung. Ich wurde Freier beim Rias Berlin – ja, so lange ist das her – und machte ein Volontariat beim WDR in Köln. Der Liebe wegen bin ich zurück nach Berlin gezogen, wo ich mich auf Themen aus der Wissenschaft und der Medizin spezialisierte. Die waren damals nicht ganz so aktuell und ließen so Raum für die Kinder. Als Freier berichte ich für den DLF, den WDR und immer wieder auch für Das Wissen – etwa über "Insekten als Nahrungsmittel" oder "die Erforschung des Vogelgesangs".
In den vergangenen Jahren ist das Geschäft schneller geworden, und Corona hat das Berichtstempo weiter erhöht. Das geht seriös nur mit Hintergrundwissen. Da zahlt sich meine langjährige Erfahrung aus, die auch schon mit dem Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus gewürdigt wurde.
Bei all der Hektik ist es gut, dass Sendeplätze wie Das Wissen Hörer*innen und Journalist immer noch Gelegenheit bieten, tiefer einzusteigen. Die letzten Themen waren Tuberkulose, Laienforscher und jetzt die Gendermedizin. Forschungsvielfalt für die Ohren!