18.8.1978

Vater Otto Frank über "Das Tagebuch der Anne Frank"

Stand
Autor/in
ARD Archivradio
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Untergetaucht in Amsterdam: Anne Frank führt ab 1942 Tagebuch

An ihrem 13. Geburtstag beginnt Anne Frank, geboren am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main, in Amsterdam ihr Tagebuch zu führen. Es sollte später weltberühmt werden.

Die Familie Frank war bereits 1933 aus Frankfurt in die Niederlande gezogen. Im Juli 1942 flüchtet sie innerhalb von Amsterdam in ein Hinterhaus, um sich vor den Nazis zu verstecken. Versorgt wird die Familie unter anderem von Miep Gies, der früheren Sekretärin des Vaters.

Anne Franks Tagebucheinträge gehen über zwei Jahre, bis zum August 1944. Im September wird die Familie nach Auschwitz gebracht. Männer und Frauen werden getrennt. Anne Frank wird später ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie Anfang 1945 stirbt.

Otto Frank überlebt den Holocaust als einziger der Familie

Annes Vater Otto Frank bleibt in Auschwitz. Die Befreiung durch die sowjetische Armee rettet ihm das Leben, er überlebt als einziger der Familie.

Vater Otto Frank gibt Tagebuch nach dem Krieg heraus

Nach dem Krieg veröffentlicht er das Tagebuch seiner Tochter. Auf Deutsch erscheint das "Tagebuch der Anne Frank" 1950 und gehört heute zum Unesco-Weltdokumentenerbe.

Doch Neonazis und Rechtsextreme behaupten schon früh, es sei nicht echt. Ende der 1970er-Jahre kommt es deshalb zum Prozess in Hamburg. Otto Frank reist zu diesem Anlass 1978 als Zeuge nach Hamburg und gibt dem NDR am 18. August dieses Interview.

Die Angeklagten im Hamburger Prozess werden 1979 freigesprochen – das Gericht sieht ihre Behauptungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerungen gedeckt. Die Echtheit der Tagebücher wird jedoch durch weitere Untersuchungen erhärtet und gilt als erwiesen.

Porträt Anne Frank und ihr Tagebuch – Wie der Personenkult den Holocaust überlagert

Anne Frank ist weltweit Symbol für Leid und Menschlichkeit – die Vereinnahmungen reichen von kreativ bis empörend. Der Holocaust rückt dabei meist in den Hintergrund. Was rührt so viele an ihrem Schicksal?

15.4.1945 Zwei Mädchen nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen im BBC-Interview

15.4.1945 | Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Unmittelbar danach führt BBC-Kriegsreporter Patrick Gordon Walker Interviews mit Überlebenden.
Die erste ist die 14-jährige Olga Schlossberg. Sie hatte mehrere Konzentrationslager überlebt. Die Aufnahme mit ihr dauert nur 40 Sekunden.
Der Interviewer Patrick Gordon Walker arbeitete damals für das deutschsprachige Programm der BBC.
In einem zweiten Interview befragt Patrick Gordon Walker ein belgisches Mädchen, die 15-jährige Hetty Esther Werkendam, ebenfalls kurz nach der Befreiung aus Bergen-Belsen. Sie schildert die Trennung von ihrer Mutter und die Misshandlung ihres Vaters im Lager. Hetty Werkendam, ihre Eltern und ihre zwei Brüder überlebten das Konzentrationslager. Viele andere Verwandte wurden jedoch ermordet. Nach dem Krieg zog die Familie zunächst in die Niederlande. Hetty heiratete und nahm den Namen ihres Mannes, Verolme, an. Als dieser starb, zog Hetty Verolme 1954 nach Australien, wohin ihre Eltern schon vorher ausgewandert waren.
Der Interviewer, Patrick Gordon Walker wiederum, wurde später britischer Außen- und Bildungsminister. Im SWR2 Archivradio gibt es eine weitere Aufnahme mit ihm, in der er ebenfalls im April 1945 einen SS-Unterscharführer über seine Erlebnisse in Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen befragt.

15.4.1945 Interview mit einem SS-Unteroffizier nach der Befreiung von Bergen-Belsen

15.4.1945 | Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen befragt BBC-Reporter Patrick Gordon Walker einen 35-jährigen Unterscharführer der SS namens Joachim Wolf. Unterscharführer war der niedrigste Offiziersrang in der SS. Wolf berichtet von seinen Erlebnissen in Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen, wo er erst seit 14 Tagen sei. Er sei entsetzt über den Zustand der Insassen und das, was er dort erleben musste.
Am Ende bestätigt Wolf, dass viele in der SS, auch er, sich für einen Fronteinsatz gemeldet hätten, um einem Einsatz im Konzentrationslager zu entkommen.
Aus den Unterlagen in Bergen-Belsen ist bekannt, dass Wolf nicht erst 14 Tage, sondern schon etwa vier Monate in Bergen-Belsen war.
Nach der Befreiung des Lagers wurde er wie andere SS-Mitarbeiter dafür eingesetzt, die Leichen der Toten in Massengräbern zu beerdigen. Wolf starb kurz darauf, am 30. Mai 1945, an Typhus.
Der Interviewer, Patrick Gordon Walker wiederum wurde später britischer Außen- und Bildungsminister. In einer weiteren Aufnahme im SWR2 Archivradio befragt er zwei Mädchen unmittelbar nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen.

16.4.1945 Radioansprache von Anita Lasker nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen

16.4.1945 | Am 15. April 1945 wurde die 19-jährige Anita Lasker von britischen Truppen aus dem KZ Bergen-Belsen befreit. Schon einen Tag später berichtete sie im deutschen Programm der BBC, was sie erlebt hatte.

28.1.1979 Zuschauerreaktionen auf US-Fernsehserie "Holocaust"

28.1.1979 | Das Wort "Holocaust" zog erst mit der gleichnamigen Serie 1979 in die deutsche Sprache ein – und das war nicht das einzige, was diese US-Serie bewirkte. Die Aufarbeitung und öffentliche Erinnerungskultur hat damals erst begonnen. Die Resonanz auf die Serie war überwältigend – aber auch gespalten, wie die Zuschauerreaktionen zeigen.

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

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