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SWR Kultur Gespräch

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Persönlichkeiten aus dem Kulturleben, die etwas zu sagen haben. Irgendwann sind sie alle im SWR KULTUR Gespräch. Und erklären, wie sie den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken. Gegen den Krieg arbeiten. Diskriminierung verhindern wollen. Oder einfach Kunst machen. Und was das alles mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.

  • Mina Saidze: „Deutschland ist ein digitales Hinterland“

    Geboren wurde die KI-Spezialistin, Big-Data-Analystin und Expertin für Algorithmen-Ethik Mina Saidze 1993 in Hamburg. Als Tochter afghanischer Einwanderer und politischer Aktivisten fühlte sie sich „oft wie ein Ausreißer im Datensatz, da ich nicht ins Bild des neuen Deutschlands passte“. Seit Jahren verfolgt die 30-Jährige das Ziel, mehr Diversität in die IT- und Tech-Branche zu bringen. Als Gründerin von Inclusive Tech setzt sie außerdem auf eine Demokratisierung von Wissen – nicht nur Nerds sollen etwas von Künstlicher Intelligenz verstehen: „Ich bilde eine Brücke zwischen Menschen und Tech.“

  • Aron Boks: „Nackt in die DDR, ich hab’s gemacht“

    Die DDR war für Aron Boks, geboren 1997 in Wernigerode, lange Zeit kein Thema. Bis seine Großmutter ihm ein Bild seines Urgroßonkels Willi Sitte zeigte, einem der umstrittensten Maler des sozialistischen Realismus. Als regimetreuer Kulturpolitiker verhinderte dieser in der DDR etliche Künstlerkarrieren, unter anderem die von A.R. Penck. Im Zweiten Weltkrieg desertierte der Kommunist Sitte von der Wehrmacht und schloss sich italienischen Partisanen an. So begann Aron Boks zu recherchieren über die DDR-Vergangenheit seiner Familie - und zur Frage: „Was hat die ganze Geschichte mit mir zu tun?“

  • Helena Janeczek: „Auschwitz wird reduzierbar auf ein Mutter-Tochter-Verhältnis“

    „Mit historischem Personal zu operieren, ist ein Risiko“, sagt die Schriftstellerin Helena Janeczek. Genau dieses Risiko geht sie ein, wenn sie Romane über reale Personen schreibt und ihnen Gedanken und Gefühle zuschreibt, zum Beispiel der Kriegsreporterin Gerda Taro im Roman „Das Mädchen mit der Leica“. 2018 bekam sie dafür den wichtigsten italienischen Literaturpreis „Premio Strega“. Helena Janeczek, geboren 1964 in München als Tochter polnisch-jüdischer Eltern, lebt in Mailand und beschäftigt sich als Autorin vornehmlich mit persönlichen Geschichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

  • Senthuran Varatharajah: „Ich fühle mich nicht mehr bedroht als sonst.“

    Wie ein Naturereignis hat Senthuran Varatharajah 2016 mit seinem Debutroman „Vor der Zunahme der Zeichen“ – über Brüche in migrantischen Biografien – die deutsche Literaturszene betreten. Heimat, sagt der aus Sri Lanka stammende Schriftsteller, sei für ihn ein Ort der Fremde: eine Kategorie, die keine Rolle spiele. In seinem aktuellen Roman „Rot (Hunger)“ beschreibt der studierte Theologe und Philosoph eine brutale Form der Sehnsucht: Einen monströsen Kriminalfall, in dem der Täter das Opfer, wie zuvor vereinbart, tötet, zerteilt und Teile davon isst, erzählt er als Liebesgeschichte.

  • Emil Steinberger: „Ich hab‘ einfach so viel Glück im Leben“

    Über seinen „Emil“ haben viele Millionen seit den 70er-Jahren Tränen gelacht. In diesem Jahr wurde der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger 90, war auf Tournee mit neuem Programm und schreibt seine Autobiografie. Seit 2014 lebt der Luzerner mit seiner Frau Niccel in Basel, mit der er auch immer wieder zusammen Kunst macht. Er erzählt von seiner langen Kabarettkarriere, seiner Zeit in New York, aber auch wie er es schafft, mit 90 noch voller Energie und Neugier zu sein.

  • Mirna Funk: „Porsche ist für Frauen gemacht“

    Mirna Funk polarisiert: Sie schreibt über Sex, über ihr Leben als glückliche Single-Mutter, sie klärt über das moderne Judentum auf und studiert nebenbei Philosophie an der Humboldt-Universität. Zudem ist sie Autorin zweier Romane und zahlreicher Artikel. Mirna Funk wuchs als eine der wenigen Jüdinnen in der DDR auf. In Berlin lebt sie noch heute mit ihrer kleinen Tochter, doch auch Tel Aviv ist für sie Heimat. Für ihre Art zu leben, erfährt sie viel Anfeindungen, auch von linken Feministinnen.

  • Eckhart Nickel: „Pop ist für mich das Schönste.“

    Kaum ein zeitgenössischer Schriftsteller schreibt so elegant, klug und sinnlich über das Reisen wie der 1966 in Frankfurt geborene Gentleman-Traveller Eckhart Nickel. Nickel, der mit seinem Roman „Hysteria“ für den Deutschen Buchpreis nominiert war, bereist naheliegende und weit entfernte Orte gleichermaßen, nutzt alle Verkehrsmittel stets in angemessener Kleidung und mit den passenden Büchern im Gepäck.

  • Aladin El-Mafaalani: „Für mich war es eine geile Strategie, das zu machen, was ich Scheiße fand.“

    Er war Punk und hat mit Nazis geredet, ging als Pazifist zur Bundeswehr und wollte Lehrer werden, obwohl er die Schule als Zwangssystem erlebt hat – Widersprüche ziehen Aladin El-Mafaalani an. Als Soziologe hat der Sohn syrischer Einwanderer eine steile Karriere gemacht: „Ich habe Fragen gestellt, die andere nicht gestellt haben.“ Dass Integration zu mehr Streit führt, davon ist El-Mafaalani überzeugt – und auch, dass unsere Gesellschaft auf Rassismus beruht. Doch statt Empörung bräuchte es beim Thema Rassismus mehr Sensibilität, etwa bei der Frage ‚Woher kommst du‘: „Wir reden andauernd über unsere Herkunft, es muss nur im richtigen Kontext sein. So wie wir alle mal über Sex sprechen.“

  • Stefanie Stahl: „Der reflektierte Mensch ist der bessere Mensch“

    Sie sei „Psychologin aus Leidenschaft“ bekennt Stefanie Stahl. Die Bestsellerautorin sieht das Selbstwertgefühl des Menschen als Epizentrum der Psyche. Just dazu hat sie viele Bücher veröffentlicht, unter anderem „Das Kind in dir muss Heimat finden“. In Ihrer Trierer Praxis arbeitet die Frau, die als Deutschlands erfolgreichste Psychologin gilt, mittlerweile nicht mehr. Stattdessen füllt sie bundesweit Säle mit ihren Vorträgen, hat zwei Podcasts, einen YouTube Channel und einen Blog rund um psychologische Themen. Und das alles, obwohl sie sich selbst als „freizeitorientiert“ bezeichnet.

  • Mareice Kaiser: „Ich hasse, wie wir als Gesellschaft mit Geld umgehen“

    Wie viel Geld ist genug? Wie viel Geld macht glücklich? Vermögen, Einkommen und Chancen sind in Deutschland ungleich verteilt: Die einen leben mit einer ständigen Mangelerfahrung, die anderen in der schönen Welt des Luxus. Mareice Kaiser hat Wohlhabende und Armutsbetroffene gefragt, was sie mit Geld machen und was Geld mit ihnen macht – und antwortet auch mit ihrer eigenen Biografie: kein Studium, weil das Geld fehlte, heute ist sie eine erfolgreiche Autorin. Was können wir tun, damit soziale Ungleichheit nicht weiter begünstigt wird?

  • Sophie von Bechtolsheim: „Geschichte kann erbarmungslos über Familien und Schicksale hinwegrollen.“

    Ein Buch brachte Sophie von Bechtolsheim ab von ihrer Arbeit als Mediatorin: Es verglich ihren Großvater, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, mit islamistischen Attentätern. Empört schrieb die studierte Historikerin eine Entgegnung, die ein unverhoffter Erfolg wurde. Ein zweites Buch über die Last der NS-Verbrechen folgte. Nun hält sie Vorträge und wird zu Lesungen eingeladen. Wie ihre Familie die Geschichte ihrer Vorfahren weiterträgt und wie ihr Engagement für das Andenken an den 20. Juli 1944 immer weitere Kreise zieht, das erzählt Sophie von Bechtolsheim im Gespräch mit Rainer Volk.

  • Klaus Staeck: „Die DDR war damals natürlich auch Barbarei“

    Klaus Staeck hat als Künstler, Grafikdesigner und auch als Jurist und Rechtsanwalt viel bewegt. Seine politischen und zeitkritischen Parolen auf Plakaten und Postkarten regen bis heute zur Gegenkritik und zum Nachdenken an. Sie beschäftigten oft die Gerichte und hingen in vielen Studentenbuden. Als SPD-Mitglied war Staeck auch politisch aktiv, etwa als Mitglied im Kultursenat von Sachsen-Anhalt. Von 2006 bis 2015 amtierte er als Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Staeck lebt in Heidelberg, wo er zu seinem 85. Geburtstag mit der Ausstellung „Satire vor Gericht“ geehrt wurde.

  • Andreas Rödder: „Konservativ sein ist eine Frage der Haltung“

    "Was wir im Moment erleben, spielt in der Champions-League der historischen Krisen", so der Mainzer Historiker Andreas Rödder. Zur Bewältigung von Krieg, Klimawandel und anderen Herausforderungen der Gegenwart, setzt er auf Demokratie, Marktwirtschaft und den Rechtsstaat. Konservativ sein heißt für den gebürtigen Rheinland-Pfälzer, den „Wandel der Zeiten verträglich zu gestalten“. Als erklärter Gegner der Identitätspolitik, leitet Andreas Rödder die „Denkfabrik Republik 21“, deren Ziel eine „neue bürgerliche Politik“ ist.

  • Thomas Hettche: „Wenn man sich `das Urmel`oder `Jim Knopf`anschaut, sind das doch eigentlich immer Geschichten von Patchworkfamilien.“

    Mit seinem aktuellen Roman „Herzfaden“ hat der Berliner Autor Thomas Hettche die Kindheit vieler Generationen heraufbeschworen, indem er auf fantastische Art die Geschichte der Augsburger Puppenkiste erzählt. Und damit auch ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte. Das Surreale, das Märchenhafte, spielt in vielen seiner Romane und Texte eine wichtige Rolle. Für Thomas Hettche ist das Buch nach wie vor konkurrenzfähig, biete es doch die einzigartige Erfahrung, mit einer imaginären Welt allein zu sein. Beim Lesen gehe es um einen Freiheitsraum und dass Worte lebendig werden können.

  • Kateryna Mishchenko: „Die Ukraine gehört schon zu Europa“

    Kateryna Mishchenko ist Autorin, Verlegerin und Übersetzerin. Die Ukrainerin (Jahrgang 1984) lebt mit ihrem Sohn in Berlin. Als der Krieg ausbrach, verließ sie Kiew. Das Wissenschaftskolleg zu Berlin gab ihr ein Fellowship. Mishchenko ist es wichtig, ihre Erfahrungen aufzuschreiben, denn Schreiben „ist einerseits eine Art Zeugenschaft und andererseits eine therapeutische Praxis und Selbstreflexion“. Zuletzt hat sie zusammen mit anderen einen Sammelband von Zeugen des Krieges herausgegeben. Es ist der Versuch, sich in unklaren Zeiten zu behaupten.

  • Parastou Forouhar: „So wie jetzt habe ich Iran noch nie erlebt“.

    Parastou Forouhar gilt als eine der aktuell bekanntesten iranischen Künstlerinnen. Folter und die Unterdrückung von Frauen spielen in ihren Werken – zumeist digitale Zeichnungen – eine große Rolle, aber auch die Liebe zur persischen Dichtung. 1962 in Teheran geboren, lebt und arbeitet Parastou Forouhar seit 1991 in Deutschland. Ihre politisch aktiven Eltern wurden 1998 vermutlich vom iranischen Geheimdienst ermordet. Bis heute bemüht sich Parastou Forouhar um Aufklärung der Morde. Sie reist regelmäßig nach Iran und unterstützt die Proteste gegen das Mullah-Regime.

  • Torsten Braun: „Die Rolle des Künstlers akzeptiere ich voll und ganz.“

    Wie beeinflusst Licht unsere Wahrnehmung, und dann vielleicht sogar unser Handeln? Das sind Fragen, denen der Lichtplaner Torsten Braun aus Limburg nachgeht. Der studierte Psychologe hat sich darauf spezialisiert, Räume ins gewünschte Licht zu setzen. Er hilft aber auch Licht-Kunstwerke anderer zu realisieren, wie etwa für den amerikanischen Künstler James Turrell. Seit 1999 arbeiten die beiden zusammen. "Ich bin kein Künstler", sagt Torsten Braun bescheiden. Er versteht sich eher als Dienstleister in Sachen Licht. Wie er das macht, erzählt er in SWR2 Zeitgenossen.

  • Hanno Rauterberg: „Viele Ideen, die mir wichtig sind, erodieren“

    Hanno Rauterberg ist einer der wichtigsten Kunstkritiker Deutschlands. Der stellvertretende Feuilletonchef der ZEIT liefert immer wieder wichtige Debattenbeiträge zu aktuellen Themen - auch mit seinen Büchern: So fragt er angesichts der neuen Wokeness „Wie frei ist die Kunst?“ oder beleuchtet in „Die Kunst der Zukunft“ Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Intelligenz, die ja schon heute komplexe Texte schreiben, wie Rembrandt malen oder Beethovens 10. Sinfonie zu Ende komponieren kann. Auch der Kunstmarkt und Kunstmuseen werden beim Gespräch Thema sein.

  • Margarethe von Trotta: „Auch historische Filme müssen Gegenwart aufnehmen.“

    Margarethe von Trotta ist die vielfach ausgezeichnete Regisseurin zahlreicher Filme und hat auch als Drehbuchautorin und Schauspielerin gewirkt. Thema ihrer Werke sind oft die deutsche Geschichte und Politik, prägend sind dabei Frauen in starken Rollen, etwa in den biografischen Filmen „Hannah Arendt“ (2012) oder „Rosa Luxemburg“ (1988). Von Trotta, 1942 in Berlin geboren, gewann 1981 als erste Frau den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig mit dem RAF-Drama „Die Bleierne Zeit“. Bei der Berlinale 2023 feierte ihr neuester Film Premiere: „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“.

  • Klaus von Dohnanyi: „Als Politiker ist man nur Assistent der Geschichte.“

    „20 Jahre – dann ist Schluss“ schwor sich Klaus von Dohnanyi, als er 1968 Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium wurde. Durch den Rücktritt 1988 als Bürgermeister von Hamburg hielt er die Vorgabe zwar ein. Doch der fast 95-Jährige mischt politisch bis heute mit, zuletzt durch sein Buch „Nationale Interessen“. „Die beste Zeit war die in der Kommunalpolitik“, sagt Dohnanyi. Er erzählt von seinem Vater Hans und dem Onkel Dietrich Bonhoeffer, die die Nazis im KZ ermordeten; wie er die SPD-FDP-Koalition Brandt-Scheel mitschmiedete – und von der Episode als SPD-Landeschef in Rheinland-Pfalz.

  • Tonio Kleinknecht: „Theater ist auch ein Stück weit Forschung.“

    Der Chef des Aalener Theaters klettert zuweilen auch in den Aufzug, um dort mit einem Mini-Auftritt die neuen Produktionen vorzustellen. Nach dem Studium hat Tonio Kleinknecht als freier Regisseur Erfahrungen an den verschiedensten Bühnen in Deutschland gesammelt. 11 Jahre als Intendant am Rottweiler Zimmertheater haben ihn für seine Leitungstätigkeit in Aalen gestählt. In der SWR2 Zeitgenossen-Sendung von den 26. Baden-Württembergischen Theatertagen berichtet er u.a. über sein Anliegen, Institutionen, Vereine und Bürger*innen über Kunst, Musik und Tanz miteinander zu vernetzen.

  • Matthias Maurer: „Als Astronaut hat man eine Utopie vom perfekten Leben“

    Früher dachte Matthias Maurer, Astronauten seien „Supermänner“, bis er verstand, dass Astronauten vor allem eines sind: Wissenschaftler – so wie er selbst. Der Materialforscher aus dem saarländischen St. Wendel bewarb sich bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), als diese neue Astronauten suchte. Er wurde angenommen, bestand alle Tests, doch dann wurde er erst einmal aussortiert, blieb aber als Ingenieur bei der ESA. 2015 konnte Matthias Maurer – für ihn völlig unerwartet – als Astronaut nachrücken. So sollte sich sein Lebenstraum doch noch erfüllen. Knapp sechs Monate verbrachte er auf der Internationalen Raumstation (ISS).

  • Gabriel Zuchtriegel: „Die Toten von Pompeji, das sind wir alle“

    Als er von seiner Berufung erfuhr, habe sich das angefühlt, als sei er Papst geworden oder Präsident der Vereinigten Staaten. Sagt Gabriel Zuchtriegel, der Direktor des Archäologischen Welterbes Pompeji. Seit zwei Jahren sorgt der 41-jährige Oberschwabe aus Weingarten für frischen Wind in der wichtigsten Ausgrabungsstätte des Landes. „Public archeology“ lautet seine Formel, mit der er die antiken Kulturstätten zu erlebbaren und belebten Orten machen möchte. Seine Philosophie beschreibt er in seinem neuen Buch: „Vom Zauber des Untergangs. Was Pompeji über uns erzählt“.

  • Christine Hannemann: „Wohnen ist die neue soziale Frage.“

    Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Christine Hannemann. An der Universität Stuttgart hat sie den einzigen Lehrstuhl für Architektur- und Wohnsoziologie in Deutschland inne. Sie forscht zu gesellschaftlichen Veränderungen beim Wohnen Im Fokus stehen beispielsweise flexiblere Grundrisse für Wohnungen genauso wie der zu hohe Flächenverbrauch. Außerdem fordert die Wohnsoziologin, dass sich die Bau- und Wohnungspolitik wieder stärker am Gemeinwohl orientieren sollte.

  • Norbert Bolz: „Ich war nie ein guter Linker“.

    Norbert Bolz, Jahrgang 1953, ist eine Reizfigur. Bekannt geworden als Medientheoretiker des frühen Internet-Zeitalters, arbeitet sich der frühere Adorno-Anhänger heute am links-grünen Zeitgeist ab. Für seine Kritiker ist es gefährliche Polemik, wenn der pensionierte Professor einen Konformismus des Denkens beklagt, in Klimafragen vor einer Politik der Angst warnt und versucht, den alten weißen Mann zu rehabilitieren - Bolz dagegen nennt es Mut zur eigenen Meinung.

  • Artur Walther: „Man ist besessen, sonst funktioniert das nicht.“

    Als Investmentbanker an der Wall Street ist er reich geworden. Der seit langem in den USA lebende Artur Walther hat in 25 Jahren eine beeindruckende Sammlung afrikanischer und asiatischer Fotografien aufgebaut.

  • Helga Breuninger: „Ich mache aus jedem Problem eine Geschäftsidee.“

    „Was du gibst, kommt zu dir zurück“, sagt die Stifterin Helga Breuninger. Für ihr Engagement erhielt die heute 75-jährige Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz. Die gebürtige Stuttgarterin studierte Volkswirtschaft und promovierte in Psychologie. Ihr Vater vermachte das Familienunternehmen Breuninger nicht der Tochter, sondern überführte es in eine Stiftung. Was hat Helga Breuningers Kindheit mit ihrer Förderung von Bildung und Erziehung zu tun? Welche Rolle spielen Stiftungen für die Demokratie? Fragen, die Helga Breuninger in SWR2 Zeitgenossen und mit ihrem Lebenswerk beantwortet.

  • Jörg Bong: „Demokratie ist kein Normalzustand.“

    Jörg Bong ist Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, er war zudem bis 2019 verlegerischer Geschäftsführer der S. Fischer Verlage. Unter dem Namen Jean-Luc Bannalec veröffentlicht er seit 2012 Krimis rund um den französischen Kommissar Dupin, die regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen und für die ARD verfilmt worden sind. Jörg Bongs neues Buchprojekt ist allerdings seiner Leidenschaft als Historiker geschuldet. „Die Flamme der Freiheit“ ist der erste Band einer Trilogie über die Revolution von 1848/49, die sich 2023 zum 175. Mal jährt.

  • Monika Helfer: „Kritik ist immer brutal“

    Die 1947 im Bregenzerwald geborene Schriftstellerin Monika Helfer veröffentlicht seit Jahren Romane, Erzählungen und Kinderbücher. Aber erst mit ihren autobiografisch grundierten Bestsellern „Die Bagage“ und „Vati“ wurde sie einem breiten Publikum bekannt. In ihrem vorerst letzten Erinnerungsbuch schreibt sie über ihren Bruder Richard. „Löwenherz“ ist nicht nur die berührende Geschichte eines liebenswerten Sonderlings. Helfer hat auch einen Abgesang auf unsere Gesellschaft vorgelegt, in der Lebenswege abseits der Norm kaum eine Chance haben

  • Yuval Lapide: „Jesus war viel judenfreundlicher.“

    Die Verständigung zwischen Christen und Juden begleitet den jüdischen Religionswissenschaftler Yuval Lapide seit seiner Geburt. Er ist der Sohn von Ruth und Pinchas Lapide. Beide flohen vor Nazideutschland nach Palästina und profilierten sich dort als Kenner des Alten und des Neuen Testaments. Anfang der 1970er-Jahre zogen sie mit ihrem Sohn nach Deutschland, um Versöhnungsarbeit zu leisten zwischen Christen und Juden; oder, wie Ruth Lapide es ausgedrückt hat: „damit sich solch ein Übel niemals wiederhole“. Heute ist Yuval Lapide überzeugt: Die Religionen verbindet mehr als sie trennt.

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