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SWR Kultur Gespräch

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Persönlichkeiten aus dem Kulturleben, die etwas zu sagen haben. Irgendwann sind sie alle im SWR KULTUR Gespräch. Und erklären, wie sie den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken. Gegen den Krieg arbeiten. Diskriminierung verhindern wollen. Oder einfach Kunst machen. Und was das alles mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.

  • Kristin Jahn: „Glaube gibt mir Mut, aber auch Demut“

    Kristin Jahn ist in einer Gegend aufgewachsen, die zu den am wenigsten religiösen Regionen Europas zählt – Thüringen. Kirchliches Leben war und ist dort etwas für Minderheiten. Auch Kristin Jahn studierte zunächst Literaturwissenschaft und hatte, „was den Glauben angeht, immer mehr Fragen als Antworten“. Vielleicht deshalb ihr zweites Studium: evangelische Theologie. Danach war sie Pfarrerin der Stadtkirche Lutherstadt Wittenberg. Jetzt ist sie Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Und fragt sich, „was Kirche verändern muss, um relevant zu bleiben“.

  • Pierre Stutz: „Ich war auf der Flucht vor meinen homosexuellen Begabungen“

    „Ich teile mein Leben mit, um anderen Mut zu machen“. Der katholische Theologe und Bestsellerautor Pierre Stutz stellte die Weichen nach einer Lebenskrise neu: Er arbeitete nicht mehr für die katholische Kirche – allerdings ohne auszutreten – und heiratete seinen Lebensgefährten. 2022 zählte er zu den Prominenten, die ihre queere Identität in der Aktion „#OutInChurch: für eine Kirche ohne Angst“ öffentlich machten. „Heute darf ich endlich zu mir stehen“. Seine mehr als 40 Bücher haben eine Auflage von einer Million Exemplare. Seine Autobiografie nennt er „Wie ich der wurde, den ich mag“.

  • Hannes Jaenicke: „Ohne Götz George wäre ich heute nicht da, wo ich bin“

    Er ist viel mehr als einer der bekanntesten deutschen Schauspieler: Hannes Jaenicke ist auch Tierschützer und unermüdlicher Streiter für die Umwelt. Mit seiner preisgekrönten ZDF-Reihe „Hannes Jaenicke im Einsatz“ porträtiert er bedrohte Tierarten, prangert Umweltzerstörung an und zeigt die Folgen des Klimawandels. Doch selbst in seinen hocherfolgreichen Amsterdam-Krimis für die ARD, die er als sein „Baby“ bezeichnet, spielen Umweltthemen eine wichtige Rolle.

  • Alona Karavai: „Meine Generation kennt keine sicheren Zeiten“

    Die Kuratorin und Kulturmanagerin Alona Karavai floh 2014 aus Donezk, acht Jahre vor dem russischen Angriff auf die ganze Ukraine – als der Krieg im Donbas begann und ihre Heimatregion zerstört wurde. Sie studierte später an der TU Kaiserslautern, gründete eine NGO und betreibt im Südwesten der Ukraine eine Artist Residence als Flucht- und Ausstellungsort. So trotzt sie einem Feldzug, der auch der ukrainischen Kultur gilt. Und rettet vom Krieg bedrohte Kunst. 2023 erhielt sie dafür den Kairos-Preis. „Wir haben viel verloren. Nach dem Krieg werden wir da stehen, wo wir vor 40 Jahren waren.“

  • Safiye Can: „Ich bin in die Welt geworfen worden als Dichterin“

    „Lest Gedichte!“ Lautet ihr Motto. Den Aufkleber von Safiye Can heften Leser*innen an Laptops, Autos und Laternenpfähle. Als Lyrikerin ist sie eine Bestsellerautorin: Ihr Gedichtband „Rose und Nachtigall“ ist inzwischen in der achten Auflage erschienen. Poesie und Politik gehen bei ihr als Autorin Hand in Hand: Die studierte Philosophin schreibt Liebesgedichte, aber auch über Diskriminierung von Frauen und Rassismus. Das Gefühl ausgegrenzt zu werden, kennt sie. Safiye Cans Eltern sind aus der Türkei nach Deutschland eingewandert. Ihre Familie hat eine tscherkessische Migrationsgeschichte.

  • Julian Rosefeldt: „Es geht darum, den Mythos mit der Realität abzugleichen“

    „Eine Art von tragischem Humor“, so nennt der Filmkünstler Julian Rosefeldt eines seiner Stilmittel. Zum Beispiel, wenn eine Figur der Goldenen Zwanziger im Film „Deep Gold“ hinter den Kulissen ein Dixi-Klo benutzt. Oder wenn er in „Manifesto“, womit er weltberühmt wurde, Texte der Dadaisten von Cate Blanchett als Grabrede vortragen lässt. Oder zum Mythos des deutschen Walds eine Motorsäge aufheult. Und in „Euphoria“ Obdachlose über Vorteile des Neoliberalismus diskutieren. Mit seinen Filminstallationen für Museen von Melbourne bis New York will er stets „die Mythenmaschine dekonstruieren“.

  • Eva von Redecker: „Unser Freiheitsbegriff scheitert an der Weltlage“

    „Revolution für das Leben“ nennt Eva von Redecker ihre „Philosophie der neuen Protestformen“. Unser bisheriger, liberaler Freiheitsbegriff, meint sie, sei für das Anthropozän ungeeignet. Angesichts weltweiter ökologischer Krisen plädiert sie für solidarische Formen des Handelns, auch im Umgang mit der Natur: Regenieren statt Ausbeuten, Pflegen statt Beherrschen, Teilhaben statt Verwerten. „Bleibefreiheit“ ist für sie die Lösung. Aufgewachsen auf dem Biobauernhof ihrer Eltern, lebt sie heute wieder auf dem Land: „Ich bin kreativ, weil ich die Bindungen zu meiner Herkunft nie gekappt habe.“

  • Karina Urbach: „Der Antisemitismus von links hat mich entsetzt“

    „Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten“: Karina Urbach erzählt, wie der Bestseller ihrer Großmutter Alice, einer Wiener Jüdin, nach dem Anschluss Österreichs unter dem Namen Rudolf Rösch erschien – auch geistiges Eigentum wurde arisiert. Dabei wollte sie eigentlich über ihren Vater Otto Urbach schreiben. Er kam 1945 als US-Spionageoffizier nach Deutschland und deckte Nachkriegsnetzwerke der SS auf. Der Antisemitismus von links nach dem Terroranschlag der Hamas beunruhigt die Historikerin: „Dass man danach noch Leute hat, die das relativieren wollen, hat mich wirklich entsetzt“.

  • Elisabeth Bronfen: „Mich interessieren die Ränder dessen, was wir begreifen können.“

    Wie viel Shakespeare steckt im Netflix-Boom unserer Tage? Warum müssen Frauen in der Kunst so oft sterben - von Richard Wagners Isolde bis zur Femme fatale im Film noir? Und was verraten uns Zombie- und Vampir-Filme über unseren Umgang mit der Corona-Pandemie? Die Fragen, die die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen stellt, sind ungewöhnlich, manchmal unheimlich und immer originell. Und sie überschreitet dabei Grenzen, zwischen Literatur, Oper und Film. Und auch zwischen Europa und den USA, denn Elisabeth Bronfen lehrt an der Universität Zürich und an der New York University.

  • Irina Scherbakowa: „Wenn Putin gewinnt, haben wir alle verloren“

    Die Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation „Memorial“ gilt als unermüdliche Kämpferin für ein demokratisches Russland. Als Historikerin setzt sie sich dafür ein, die Verbrechen der Sowjet-Ära aufzuarbeiten. Dafür ist sie mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt 2022 mit dem Friedensnobelpreis. Irina Scherbakowa lebt heute in Deutschland und Israel. Der russische Krieg gegen die Ukraine ist für die Jüdin und Tochter eines Kriegsversehrten eine Zäsur: „Ich kann gar nicht sagen, was das für mich und meine Generation bedeutet“. Dass auch in Deutschland Menschen der Propaganda des Kreml anhingen, ist für sie schwer erträglich: „Solange Putin da ist, werde ich niemals zurückgehen.“

  • Barbi Marković: „Humor ist für mich ein Mittel, um nachzudenken“

    Barbi Marković, 1980 in Belgrad geboren, erzählt die Geschichte einer verlorenen Generation. Junge Menschen treffen im Nachkriegs-Serbien in „Die verschissene Zeit“ auf gleichgültige Alte, brutale Computerspielfiguren oder einen verrückten Forscher. Zugleich sind sie „Superheldinnen“ - sie entwickeln Superkräfte, führen einen irrwitzigen Selbstbefreiungskampf und nutzen dafür den „Blitz des Schicksals“. Hinter der Groteske und dem Jux lauert bei Marković stets der Abgrund. Auch in ihrem neuen Roman „Minihorror“ wird ein Paar ständig vom Grauen heimgesucht. Die Autorin lebt seit 2006 in Wien.

  • Mina Saidze: „Deutschland ist ein digitales Hinterland“

    Geboren wurde die KI-Spezialistin, Big-Data-Analystin und Expertin für Algorithmen-Ethik Mina Saidze 1993 in Hamburg. Als Tochter afghanischer Einwanderer und politischer Aktivisten fühlte sie sich „oft wie ein Ausreißer im Datensatz, da ich nicht ins Bild des neuen Deutschlands passte“. Seit Jahren verfolgt die 30-Jährige das Ziel, mehr Diversität in die IT- und Tech-Branche zu bringen. Als Gründerin von Inclusive Tech setzt sie außerdem auf eine Demokratisierung von Wissen – nicht nur Nerds sollen etwas von Künstlicher Intelligenz verstehen: „Ich bilde eine Brücke zwischen Menschen und Tech.“

  • Aron Boks: „Nackt in die DDR, ich hab’s gemacht“

    Die DDR war für Aron Boks, geboren 1997 in Wernigerode, lange Zeit kein Thema. Bis seine Großmutter ihm ein Bild seines Urgroßonkels Willi Sitte zeigte, einem der umstrittensten Maler des sozialistischen Realismus. Als regimetreuer Kulturpolitiker verhinderte dieser in der DDR etliche Künstlerkarrieren, unter anderem die von A.R. Penck. Im Zweiten Weltkrieg desertierte der Kommunist Sitte von der Wehrmacht und schloss sich italienischen Partisanen an. So begann Aron Boks zu recherchieren über die DDR-Vergangenheit seiner Familie - und zur Frage: „Was hat die ganze Geschichte mit mir zu tun?“

  • Helena Janeczek: „Auschwitz wird reduzierbar auf ein Mutter-Tochter-Verhältnis“

    „Mit historischem Personal zu operieren, ist ein Risiko“, sagt die Schriftstellerin Helena Janeczek. Genau dieses Risiko geht sie ein, wenn sie Romane über reale Personen schreibt und ihnen Gedanken und Gefühle zuschreibt, zum Beispiel der Kriegsreporterin Gerda Taro im Roman „Das Mädchen mit der Leica“. 2018 bekam sie dafür den wichtigsten italienischen Literaturpreis „Premio Strega“. Helena Janeczek, geboren 1964 in München als Tochter polnisch-jüdischer Eltern, lebt in Mailand und beschäftigt sich als Autorin vornehmlich mit persönlichen Geschichten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

  • Senthuran Varatharajah: „Ich fühle mich nicht mehr bedroht als sonst.“

    Wie ein Naturereignis hat Senthuran Varatharajah 2016 mit seinem Debutroman „Vor der Zunahme der Zeichen“ – über Brüche in migrantischen Biografien – die deutsche Literaturszene betreten. Heimat, sagt der aus Sri Lanka stammende Schriftsteller, sei für ihn ein Ort der Fremde: eine Kategorie, die keine Rolle spiele. In seinem aktuellen Roman „Rot (Hunger)“ beschreibt der studierte Theologe und Philosoph eine brutale Form der Sehnsucht: Einen monströsen Kriminalfall, in dem der Täter das Opfer, wie zuvor vereinbart, tötet, zerteilt und Teile davon isst, erzählt er als Liebesgeschichte.

  • Emil Steinberger: „Ich hab‘ einfach so viel Glück im Leben“

    Über seinen „Emil“ haben viele Millionen seit den 70er-Jahren Tränen gelacht. In diesem Jahr wurde der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger 90, war auf Tournee mit neuem Programm und schreibt seine Autobiografie. Seit 2014 lebt der Luzerner mit seiner Frau Niccel in Basel, mit der er auch immer wieder zusammen Kunst macht. Er erzählt von seiner langen Kabarettkarriere, seiner Zeit in New York, aber auch wie er es schafft, mit 90 noch voller Energie und Neugier zu sein.

  • Mirna Funk: „Porsche ist für Frauen gemacht“

    Mirna Funk polarisiert: Sie schreibt über Sex, über ihr Leben als glückliche Single-Mutter, sie klärt über das moderne Judentum auf und studiert nebenbei Philosophie an der Humboldt-Universität. Zudem ist sie Autorin zweier Romane und zahlreicher Artikel. Mirna Funk wuchs als eine der wenigen Jüdinnen in der DDR auf. In Berlin lebt sie noch heute mit ihrer kleinen Tochter, doch auch Tel Aviv ist für sie Heimat. Für ihre Art zu leben, erfährt sie viel Anfeindungen, auch von linken Feministinnen.

  • Eckhart Nickel: „Pop ist für mich das Schönste.“

    Kaum ein zeitgenössischer Schriftsteller schreibt so elegant, klug und sinnlich über das Reisen wie der 1966 in Frankfurt geborene Gentleman-Traveller Eckhart Nickel. Nickel, der mit seinem Roman „Hysteria“ für den Deutschen Buchpreis nominiert war, bereist naheliegende und weit entfernte Orte gleichermaßen, nutzt alle Verkehrsmittel stets in angemessener Kleidung und mit den passenden Büchern im Gepäck.

  • Aladin El-Mafaalani: „Für mich war es eine geile Strategie, das zu machen, was ich Scheiße fand.“

    Er war Punk und hat mit Nazis geredet, ging als Pazifist zur Bundeswehr und wollte Lehrer werden, obwohl er die Schule als Zwangssystem erlebt hat – Widersprüche ziehen Aladin El-Mafaalani an. Als Soziologe hat der Sohn syrischer Einwanderer eine steile Karriere gemacht: „Ich habe Fragen gestellt, die andere nicht gestellt haben.“ Dass Integration zu mehr Streit führt, davon ist El-Mafaalani überzeugt – und auch, dass unsere Gesellschaft auf Rassismus beruht. Doch statt Empörung bräuchte es beim Thema Rassismus mehr Sensibilität, etwa bei der Frage ‚Woher kommst du‘: „Wir reden andauernd über unsere Herkunft, es muss nur im richtigen Kontext sein. So wie wir alle mal über Sex sprechen.“

  • Stefanie Stahl: „Der reflektierte Mensch ist der bessere Mensch“

    Sie sei „Psychologin aus Leidenschaft“ bekennt Stefanie Stahl. Die Bestsellerautorin sieht das Selbstwertgefühl des Menschen als Epizentrum der Psyche. Just dazu hat sie viele Bücher veröffentlicht, unter anderem „Das Kind in dir muss Heimat finden“. In Ihrer Trierer Praxis arbeitet die Frau, die als Deutschlands erfolgreichste Psychologin gilt, mittlerweile nicht mehr. Stattdessen füllt sie bundesweit Säle mit ihren Vorträgen, hat zwei Podcasts, einen YouTube Channel und einen Blog rund um psychologische Themen. Und das alles, obwohl sie sich selbst als „freizeitorientiert“ bezeichnet.

  • Mareice Kaiser: „Ich hasse, wie wir als Gesellschaft mit Geld umgehen“

    Wie viel Geld ist genug? Wie viel Geld macht glücklich? Vermögen, Einkommen und Chancen sind in Deutschland ungleich verteilt: Die einen leben mit einer ständigen Mangelerfahrung, die anderen in der schönen Welt des Luxus. Mareice Kaiser hat Wohlhabende und Armutsbetroffene gefragt, was sie mit Geld machen und was Geld mit ihnen macht – und antwortet auch mit ihrer eigenen Biografie: kein Studium, weil das Geld fehlte, heute ist sie eine erfolgreiche Autorin. Was können wir tun, damit soziale Ungleichheit nicht weiter begünstigt wird?

  • Sophie von Bechtolsheim: „Geschichte kann erbarmungslos über Familien und Schicksale hinwegrollen.“

    Ein Buch brachte Sophie von Bechtolsheim ab von ihrer Arbeit als Mediatorin: Es verglich ihren Großvater, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, mit islamistischen Attentätern. Empört schrieb die studierte Historikerin eine Entgegnung, die ein unverhoffter Erfolg wurde. Ein zweites Buch über die Last der NS-Verbrechen folgte. Nun hält sie Vorträge und wird zu Lesungen eingeladen. Wie ihre Familie die Geschichte ihrer Vorfahren weiterträgt und wie ihr Engagement für das Andenken an den 20. Juli 1944 immer weitere Kreise zieht, das erzählt Sophie von Bechtolsheim im Gespräch mit Rainer Volk.

  • Klaus Staeck: „Die DDR war damals natürlich auch Barbarei“

    Klaus Staeck hat als Künstler, Grafikdesigner und auch als Jurist und Rechtsanwalt viel bewegt. Seine politischen und zeitkritischen Parolen auf Plakaten und Postkarten regen bis heute zur Gegenkritik und zum Nachdenken an. Sie beschäftigten oft die Gerichte und hingen in vielen Studentenbuden. Als SPD-Mitglied war Staeck auch politisch aktiv, etwa als Mitglied im Kultursenat von Sachsen-Anhalt. Von 2006 bis 2015 amtierte er als Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Staeck lebt in Heidelberg, wo er zu seinem 85. Geburtstag mit der Ausstellung „Satire vor Gericht“ geehrt wurde.

  • Andreas Rödder: „Konservativ sein ist eine Frage der Haltung“

    "Was wir im Moment erleben, spielt in der Champions-League der historischen Krisen", so der Mainzer Historiker Andreas Rödder. Zur Bewältigung von Krieg, Klimawandel und anderen Herausforderungen der Gegenwart, setzt er auf Demokratie, Marktwirtschaft und den Rechtsstaat. Konservativ sein heißt für den gebürtigen Rheinland-Pfälzer, den „Wandel der Zeiten verträglich zu gestalten“. Als erklärter Gegner der Identitätspolitik, leitet Andreas Rödder die „Denkfabrik Republik 21“, deren Ziel eine „neue bürgerliche Politik“ ist.

  • Thomas Hettche: „Wenn man sich `das Urmel`oder `Jim Knopf`anschaut, sind das doch eigentlich immer Geschichten von Patchworkfamilien.“

    Mit seinem aktuellen Roman „Herzfaden“ hat der Berliner Autor Thomas Hettche die Kindheit vieler Generationen heraufbeschworen, indem er auf fantastische Art die Geschichte der Augsburger Puppenkiste erzählt. Und damit auch ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte. Das Surreale, das Märchenhafte, spielt in vielen seiner Romane und Texte eine wichtige Rolle. Für Thomas Hettche ist das Buch nach wie vor konkurrenzfähig, biete es doch die einzigartige Erfahrung, mit einer imaginären Welt allein zu sein. Beim Lesen gehe es um einen Freiheitsraum und dass Worte lebendig werden können.

  • Kateryna Mishchenko: „Die Ukraine gehört schon zu Europa“

    Kateryna Mishchenko ist Autorin, Verlegerin und Übersetzerin. Die Ukrainerin (Jahrgang 1984) lebt mit ihrem Sohn in Berlin. Als der Krieg ausbrach, verließ sie Kiew. Das Wissenschaftskolleg zu Berlin gab ihr ein Fellowship. Mishchenko ist es wichtig, ihre Erfahrungen aufzuschreiben, denn Schreiben „ist einerseits eine Art Zeugenschaft und andererseits eine therapeutische Praxis und Selbstreflexion“. Zuletzt hat sie zusammen mit anderen einen Sammelband von Zeugen des Krieges herausgegeben. Es ist der Versuch, sich in unklaren Zeiten zu behaupten.

  • Parastou Forouhar: „So wie jetzt habe ich Iran noch nie erlebt“.

    Parastou Forouhar gilt als eine der aktuell bekanntesten iranischen Künstlerinnen. Folter und die Unterdrückung von Frauen spielen in ihren Werken – zumeist digitale Zeichnungen – eine große Rolle, aber auch die Liebe zur persischen Dichtung. 1962 in Teheran geboren, lebt und arbeitet Parastou Forouhar seit 1991 in Deutschland. Ihre politisch aktiven Eltern wurden 1998 vermutlich vom iranischen Geheimdienst ermordet. Bis heute bemüht sich Parastou Forouhar um Aufklärung der Morde. Sie reist regelmäßig nach Iran und unterstützt die Proteste gegen das Mullah-Regime.

  • Torsten Braun: „Die Rolle des Künstlers akzeptiere ich voll und ganz.“

    Wie beeinflusst Licht unsere Wahrnehmung, und dann vielleicht sogar unser Handeln? Das sind Fragen, denen der Lichtplaner Torsten Braun aus Limburg nachgeht. Der studierte Psychologe hat sich darauf spezialisiert, Räume ins gewünschte Licht zu setzen. Er hilft aber auch Licht-Kunstwerke anderer zu realisieren, wie etwa für den amerikanischen Künstler James Turrell. Seit 1999 arbeiten die beiden zusammen. "Ich bin kein Künstler", sagt Torsten Braun bescheiden. Er versteht sich eher als Dienstleister in Sachen Licht. Wie er das macht, erzählt er in SWR2 Zeitgenossen.

  • Hanno Rauterberg: „Viele Ideen, die mir wichtig sind, erodieren“

    Hanno Rauterberg ist einer der wichtigsten Kunstkritiker Deutschlands. Der stellvertretende Feuilletonchef der ZEIT liefert immer wieder wichtige Debattenbeiträge zu aktuellen Themen - auch mit seinen Büchern: So fragt er angesichts der neuen Wokeness „Wie frei ist die Kunst?“ oder beleuchtet in „Die Kunst der Zukunft“ Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Intelligenz, die ja schon heute komplexe Texte schreiben, wie Rembrandt malen oder Beethovens 10. Sinfonie zu Ende komponieren kann. Auch der Kunstmarkt und Kunstmuseen werden beim Gespräch Thema sein.

  • Margarethe von Trotta: „Auch historische Filme müssen Gegenwart aufnehmen.“

    Margarethe von Trotta ist die vielfach ausgezeichnete Regisseurin zahlreicher Filme und hat auch als Drehbuchautorin und Schauspielerin gewirkt. Thema ihrer Werke sind oft die deutsche Geschichte und Politik, prägend sind dabei Frauen in starken Rollen, etwa in den biografischen Filmen „Hannah Arendt“ (2012) oder „Rosa Luxemburg“ (1988). Von Trotta, 1942 in Berlin geboren, gewann 1981 als erste Frau den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig mit dem RAF-Drama „Die Bleierne Zeit“. Bei der Berlinale 2023 feierte ihr neuester Film Premiere: „Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste“.

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