JetztMusik - Glossar

Moderne

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Ein klingendes Räderwerk – so sieht Charlie Chaplin die Moderne in seinem Film Modern Times (1936), dessen Tonspur ganz ohne Sprache auskommt. Chaplin hat sie selbst komponiert. In der überdimensionalen Maschinerie der Moderne, in der – wie bei Chaplin – alles Mögliche irgendwohin, jedenfalls aber weiter transportiert wird, suchen auch Erklärungen und Begriffsbestimmungen das Weite. In der Musik begann die Moderne je nach Herleitung um 1900 oder auch schon früher (mit der Klassik und Romantik). Im heutigen Sprachgebrauch meint „moderne Musik“ zumeist Musik nach der Tonalität, oft erscheint der
Begriff synonym zu Neuer Musik oder musikalischer Avantgarde.

Die Frage, ob und wann die Moderne in der Musik zu Ende gegangen ist, scheint vollends unlösbar. Nach dem lateinischen Begriff „modernus“ (= neu) versucht die Moderne, sich bewusst und deutlich von dem Gewesenen (der „Antike“) abzusetzen. Eines ihrer Leitmotive ist die Idee des Fortschritts. In der Abkehr von dieser Idee sahen manche Philosophen und auch Musikhistoriker ab Ende der 1960er Jahre die Überwindung der Moderne durch die Postmoderne.

Doch scheint der Begriff der Moderne hartnäckiger als der der Postmoderne. „Ist die Moderne unsere Antike?“, lautete eine kontrovers diskutierte Leitfrage der Kunstausstellung documenta 12 (2007). Die modernen Vorstellungen von Identität und Kultur, heißt es dort, prägten das künstlerische Denken und Schaffen bis heute – was vermutlich auf die meisten zeitgenössischen Kompositionen zutrifft. Unter Verwendung eines Begriffs des Kunst- und Architekturtheoretikers Heinrich Klotz gab es bei einem Salzburger Kongress 2005 gar den (wenig nachhaltigen) Versuch, eine „Zweite Moderne“ der Musik auszurufen – basierend auf der Beobachtung, dass sich viele Komponisten gegen postmoderne Strömungen abgrenzen oder längst wieder über diese hinausgehen.

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Autor/in
SWR