Sie haben ihre Karriere mit dem Studium der Schulmusik begonnen. Wie haben Sie den Weg zum Profi-Sänger gefunden?
Ich habe schon immer gerne gesungen, hatte aber früher keinerlei Zugang zum Kunst- oder Operngesang. Im Studium (mein Hauptinstrument war eigentlich das Klavier) war es jedoch ein Pflichtfach und ich habe dann doch relativ schnell Blut geleckt. Ich fing an, parallel zur Schulmusik Gesang zu studieren, anfangs noch mit dem Ziel, eben ein besonders gut singender Musiklehrer zu werden. Dann wurde irgendwann ein Bass für eine halbe Stelle im Opernchor des Theaters gesucht und ich bewarb mich relativ leidenschaftslos, um das Studium zu finanzieren. Aber mit den ersten Auftritten auf der großen Bühne war mir bald klar, dass ich, wenn irgend möglich vom Singen leben möchte. Und diesen Traum darf ich seither auch tatsächlich leben
Sie standen bisher auch immer wieder auf Opernbühnen. Worin besteht für Sie die Besonderheit des Chorsingens? Was macht den Unterschied aus?
Der Unterschied ist gefühlt riesig. Im Ensemble singt man mit sehr "großen Ohren", um genau mitzubekommen, was der Rest des Chores gerade macht. Das Ziel ist die klangliche Verschmelzung, die völlige Eingliederung in das große Ganze. Es ist ein fantastisches Gefühl, wenn das mit hoher Präzision gelingt. Auf der Opernbühne ist dagegen maximale Individualität gefragt. Ich soll klanglich und szenisch herausstechen, was mich körperlich viel stärker fordert. Beides hat seinen absoluten Reiz und ich hoffe sehr, in kleinem Umfang auch in Zukunft noch hin und wieder einmal auf der Opernbühne zu stehen.
An welchem Ort würden Sie gerne mal ein Konzert geben?
Ich hatte das Glück, bereits auf großen Bühnen in renommierten Häusern zu stehen und freue mich zum Beispiel sehr auf unseren Besuch in der Elbphilharmonie in der nächsten Saison. Wenn ich aber an die persönlich beglückendsten Konzerterlebnisse in meiner Laufbahn zurückdenke, dann war das auffallend oft in Kirchen von kleinen abgelegenen Dörfern, die mangels kulturellem Konkurrenzangebot brechend voll mit dankbarem Publikum waren. In solch einem Setting gibt es weniger Leistungs- und Vergleichsdruck und ein viel stärkeres Geben und Nehmen zwischen Künstlern und Publikum. Das würde ich jederzeit gegen die großen Säle eintauschen. Die Antwort lautet also: In den vielen kleinen Kirchen des Landes.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Nun ja, als Papa einer sechsköpfigen Familie mit eher kleinen Kindern kann ich das zur Zeit mein größtes Hobby nennen. Außerdem engagiere ich mich in unserer christlichen Gemeinde vor Ort auf verschiedene Weise. Wenn dann noch Zeit bleibt, baue ich gerne selbst Möbel aus Holz. So wurden zum Beispiel aus einem gefällten Ahorn zwei schöne Kinderbetten. Mit den eigenen Händen an einem geduldigen Werkstück zu arbeiten ist sehr meditativ, fast wie beten. Außerdem kann ich es nach Jahren immer noch anfassen, ganz im Gegensatz zur Musik, die nach jeder Aufführung schon wieder verschwunden ist.