Paris – die Stadt der Liebe ist für Mozart plötzlich ein Tränenmeer als seine Mutter 1778 auf der gemeinsamen Reise dorthin verstirbt. Dennoch schreibt der Komponist in Paris einige seiner beliebtesten Werke. Darunter ist auch seine Klaviersonate a-Moll KV 310, eine echte Schmerzens-Musik.
„Unter Vieher und Bestien“
Mozart bricht 1777 mit der Mutter nach Paris auf. Er ist 22 und geht auf Druck des Vaters. Er soll einen Job finden, Erfolg haben, die Familie unterstützen. Dabei wartet zuhause in Salzburg eine Frau, die er begehrt. Die Reise steht unter keinem guten Stern.
Tatsächlich wird Paris ein Desaster: Mozart wartet in kalten Vorzimmern, keiner schert sich um ihn. Er rettet den Lebensunterhalt mit Unterricht, den er so hasst, genauso wie die Franzosen, die keinen „Gusto“ haben. Und dann wird die Mutter krank.
„Der traurigste Tag in meinem Leben“
Mozarts Mutter Anna Maria ist damals 57 und die Reise ist für sie eine Strapatze. Sie beziehen Quartier in einer ärmlichen Absteige in der Rue du Sentier im 2. Arrondissement.
Während Mozart sich vom Pariser Adel eine Abfuhr nach der anderen einholt, sitzt seine Mutter in einem dunklen ungeheizten Zimmer, hungrig und allein. Drei Monate nach ihrer Ankunft stirbt sie nach kurzer Erkrankung im Juli 1778 am Fieber. „Dies war der traurigste Tag in meinem Leben“, schreibt Mozart einem Freund.
Das Klavier als Seelenpartner
Mozart hält noch ein halbes Jahr durch in Paris, bis er „erlöst“ wird. Er komponiert viel. Dem Klavier vertraut er seine Gefühle an. Seine Klaviersonate a-Moll KV 310, die er in Paris vollendet (in Mannheim hatte er sie begonnen), erzählt von seinem ganzen Schmerz.
Die Sonate ist eines seiner wenigen Werke in Moll, mit einem klagenden melancholischen Kopfsatz und hämmerndem Rhythmus der linken Hand. Sie hat ein trostspendendes Andante cantabile con espressione und einen wiederum bedrückenden Schlusssatz. Was wohl der Vater dazu sagt?
Der Vater ist enttäuscht
Leopold Mozart, der mal wieder von seinem Sohn enttäuscht ist – hatte er sich doch so viel versprochen von Paris, wo Mozart auf seiner ersten Reise Jahre zuvor als Wunderkind gefeiert worden war – erwartet ihn in Salzburg mit grimmigem Blick.
Die Klaviersonate a-Moll enthielte harmonische Rückungen, die die meisten Leute nicht begreifen könnten, da wären zwar einige gefällige Melodien drin, die aber schwer zu spielen seien. Heute wissen wir: Leopold hat sich getäuscht.
Zum Interpreten: Martin Stadtfeld
Ganz früh schon, mit sieben Jahren, weiß der Koblenzer Martin Stadtfeld, dass er Konzertpianist werden will. Er wird während der Schulzeit Jungstudent an der Frankfurter Musikhochschule.
Spätestens seit seinem aufsehenerregenden Sieg beim Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig 2002 – als erster bundesdeutscher Pianist – gilt Martin Stadtfeld als Bach-Experte. Der 1. Preis dieses Wettbewerbs war 14 Jahre lang nicht vergeben worden. Aber auch seine Mozart-Aufnahmen werden in höchsten Tönen gelobt!