Es gibt wieder Konzert bei der Viardot, und da darf man nicht fehlen, wenn man in der Kurstadt Baden-Baden gesehen werden will.
„Alle Majestäten und Hoheiten kommen zu ihr!“
Wenn Komponistin Pauline Viardot-Garcia in Baden-Baden ihre Salons veranstaltet, gibt sich die Prominenz die Klinke in die Hand. Clara Schumann, Johannes Brahms, Anton Rubinstein oder Theodor Storm sind schon da, und ganze Kolonnen von Wagen bringen wie jeden Sonntagmittag den Adel Richtung Tiergartental. Die preussische Königin Augusta bringt heute sogar eine kostbare Brosche als Präsent mit.
Auch durch sie wird Baden-Baden zur Kulturmetropole
1863 zieht Viardot mit ihrem Mann und ihren vier Kindern nach Baden-Baden und sorgte damit für die Entwicklung der Kurstadt zu einer internationalen Kulturstadt. Ein Jahr zuvor, mit 42, hat sich die gefeierte Sängerin von der Bühne zurückgezogen. Jetzt veranstaltet sie Salons und unterrichtet. Früh um sieben spaziert sie noch Tonleiter singend über ihr riesiges Grundstück, um 8 kommen die ersten Elevinnen.
Auch, um den Nachwuchs früh an die Bühne zu gewöhnen, hat Pauline Viardot-Garcia im Park eine „Tonhalle“ errichten lassen, die eingebaute Salonorgel ist geschmückt mit einem großen Medaillon – es zeigt Pauline als Heilige Cäcilia, als Schutzpatronin der Musik. Und wegen der exzellenten Kontakte der international bekannten Künstlerin gibt sich die Crème de la Crème der europäischen Kulturszene gern ein Stelldichein.
Nachbar Turgenjew schreibt die Libretti
Pauline ist verheiratet, doch seit einem Auftritt in St. Petersburg ist der russische Dichter Iwan Turgenjew unsterblich in sie verliebt. Ihretwegen ist er extra nach Baden-Baden gezogen. Und er ist ständiger Gast.
Auf Turgenjews Anregung hin eröffnet Pauline Viardot-Garcia später zusätzlich zur „Tonhalle“ noch ein kleines Theater im Park, das „Théâtre du Thiergarten“. Hier werden Salonoperetten aufgeführt, zu denen sie die Musik, Turgenjew die Texte liefert. Ehemann Louis Viardot darf den Souffleur geben, Turgenjew selbst scheibt die Kulissen und hilft in der Garderobe.
Doch letztlich dreht sich alles um die ominpräsente Gastgeberin- Pauline ist Regisseurin, Dirigentin und korrepetierende Pianistin in Einem, sie rennt plötzlich zum Singen auf die Bühne, tröstet oder ermutigt ihre spielenden Schülerinnen und ist sich auch nicht zu schade, in Verschnaufpausen mit Nadel und Faden Feenkostüme zu reparieren.
Der „Choeur des Elfes“ entsteht zunächst 1867 für eine intime Aufführung mit geladenen Gästen in der Villa Turgenjew, die meisten Rollen werden in der Familie Viardot-Garcia auf die Kinder verteilt.
Die anwesende Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach ist derart begeistert, dass sie Ehemann Wilhelm I. von Preussen überredet, sich die folgende Aufführung doch auch einmal anzusehen. 1869 wird Viardots „Théâtre du Thiergarten“ mit der Kammeroper Musik feierlich eröffnet. Bei der folgenden Sondervorstellung dirigiert niemand geringerer als Johannes Brahms.
Vocalensemble Rastatt
Das Vocalensemble Rastatt zählt mit Dirigent Holger Speck zur internationalen Spitzenklasse. Es steht für Exzellenz, Lebendigkeit und Authentizität. Zwingende, stilgetreue und historisch informierte Interpretationen haben den exzellenten Ruf ebenso begründet wie leidenschaftliches und emotionales Musizieren.
Von der herausragenden Qualität der Ensembles zeugen vor allem die Grammy-Nominierung im Rahmen der CD-Produktion von Mozarts „Le Nozze di Figaro“ bei der Deutschen Grammophon und zahlreiche Produktionen nicht zuletzt für den SWR.