Regeln muss man zunächst einmal kennen, um sie brechen zu können: Franz Schubert kannte die Streichquintett-Prinzipien schon von Kindesbeinen an. Doch als er sein Quintett in C-Dur komponierte, ging er eigene Wege.
Familiäre Jam-Sessions zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Die Familie Schubert sitzt gemütlich beisammen, jeder mit einem Instrument ausgestattet: Geige, Bratsche oder Cello. Und mittendrin beugt sich Franz Schubert Junior über sein Notenblatt. Gespielt wird nicht im Konzertsaal, sondern bei Schuberts in der guten Stube, Säulengasse 3 in Wien.
Heute befindet sich dort eine Autowerkstatt: die „Schubertgarage“. Wo heutzutage geschraubt, lackiert und ausgebeult wird, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts kräftig in die Saiten gegriffen. „Hausmusik“ lautet das Stichwort – das heißt, Musik, die im Familien- oder Freundeskreis gespielt wird. Solche familiären „Jam Sessions“ waren im 19. Jahrhundert ein beliebter bürgerlicher Zeitvertreib.
Auch bei Familie Schubert gehörte Hausmusik ganz selbstverständlich dazu. Schöner Nebeneffekt: Auf diese Weise lernte Franz Schubert viele Kammermusikwerke kennen, die ihm für seine eigenen Kompositionen als Vorbild dienten.
Streichquintette mit neuer Rezeptur und Besetzung
Unter Franz Schuberts heimischen Notenstapel befanden sich auch Mozarts Streichquintette. Er kannte sie also, vor allem die erste Bratschenstimme; die lag nämlich auf seinem Notenpult.
Als er sich aber einige Jahre später an seinem eigenen Streichquintett in C-Dur zu schaffen macht, schert er sich nicht um Mozarts Herangehensweise. Zumindest, was die Besetzung anbelangt: Aus vier mach fünf. Das heißt bei Franz Schubert: Man nehme ein Streichquartett und statte es mit einem zweiten Cello aus.
Schaut man sich aber Schuberts Vorbilder in Sachen Streichquartett an, dann fällt auf: Diese Rezeptur ist gar nicht so üblich, denn Mozart und seine Mitstreiter erweitern das Streichquartett nicht um ein zweites Cello, sondern um eine zweite Bratsche. Diese Standardbesetzung war Schubert schon aus Kindheits- und Jugendtagen bekannt, denn im familiären Hausmusik-Ensemble lagen eben solche Kompositionen auf dem Notenpult.
Ein zweites Cello sorgt für Tiefgang und neue Duettmöglichkeiten
Bei seinem eigenen Streichquintett entscheidet sich Franz Schubert aber für eine andere Besetzungsvariante: Ein zweites Cello sollte also her und damit sorgte Schubert für ordentlich Tiefgang und unglaublich schöne Cello-Duette.
Entstanden ist das Streichquintett in C-Dur 1828. Zu diesem Zeitpunkt war Franz Schubert 31 Jahre alt, aber seine Tage waren schon gezählt: Er litt an Syphilis und verstarb noch im selben Jahr. Bis das Streichquintett in C-Dur allerdings veröffentlicht wurde, dauerte es noch eine Weile. Erst 20 Jahre nach Schuberts Tod erschien das Werk im Druck und auf der Konzertbühne.
Spaniens erstes Profi-Quartett: Cuarteto Casals
Als sich das Ensemble 1997 gründete, war es das erste spanische Profi-Quartett. Heute gehört das Cuarteto Casals zu den „Big Five“ der internationalen Quartettszene und tritt offiziell als Kulturbotschafter seiner katalanischen Heimat auf. Der Name der Formation ist eine Hommage an den spanischen Cellisten Pablo Casals.
Kolumbianischer Cellist mit Weltkarriere: Santiago Cañón-Valencia
Santiago Cañón-Valencia, 1995 in Bogota geboren, gilt als einer der vielversprechendsten Cellisten seiner Generation. Er studierte in Kolumbien, Neuseeland, in den USA und an der Kronberg Academy for Young Soloists. Sein Cellospiel führte ihn um die ganze Welt mit Orchestern wie den Brüsseler und den Sankt Petersburger Philharmonikern, dem Radio-Sinfonieorchester Frankfurt und dem Münchener Kammerorchester.
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