Das einzige Septett Beethovens wurde vor genau 220 Jahren im Wiener Burgtheater uraufgeführt.
Es sollte für Jahre eines seiner populärsten Werke sein. Nicht ohne Folgen für seine anderen Werke, wie sich später zeigte.
Die langanhaltende Popularität dieses der Kaiserin Maria Theresia von Österreich gewidmeten Septetts muss Beethoven selbst etwas befremdet haben. Bei der Uraufführung erklangen auch seine erste Sinfonie sowie das erste Klavierkonzert.
Nach der Uraufführung war er nicht gerade bescheiden und hofierte sein neuestes Werk zunächst noch: „Das ist meine Schöpfung“, wohl in Anlehnung an Haydns berühmtes Oratorium.
Ein Kassenschlager
In der Tat war Beethovens Septett ein richtiger Publikumsliebling. Und wie so oft in jener Zeit hat man von populären Werken gerne auch praktikable Arrangements für den Liebhaber*innen- und Hausmusikgebrauch erstellt. Auch das Septett wurde bald nach der Uraufführung vom Komponisten für Klaviertrio (op. 38) arrangiert.
Positiver Nebeneffekt: Mehr Einnahmen für Beethoven. Bis in die 1830er Jahre hinein war es eines seiner meistgespielten Werke. Doch mit der Zeit störte er sich immer mehr daran, sein Werkekatalog umfasste immer kühnere Werke wie beispielsweise die Hammerklaviersonate – und dennoch: das Publikum hatte seinen Favoriten ausgemacht. Nicht ohne bitteren Unterton bemerkte Beethoven später in Bezug auf sein Septett: „Ich wusste in jenen Tagen nicht zu komponieren. Jetzt denke ich, weiß ich es […]“.
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In der ungewöhnlichen Besetzung des Septetts, einem kammermusikalischen „Miniatur-Orchester“ spielen die einzelnen Stimmen in der Tat eine wichtige Rolle im großen Gesamtgefüge. Sie sind dicht und eng miteinander verwoben und brillieren sowohl solistisch als auch in ihrer Tutti-Funktion. Wie in einem großen Orchestersatz spielt Beethoven auch hier unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten durch, stellt Bläser gegen Streicher oder verbindet zum vollen Satz.
Die klassische Adagio-Einleitung versetzt uns zunächst in die noble Erwartung eines sinfonischen ersten Satzes. Mit dem folgenden Allegro con brio-Abschnitt wird jedoch rasch deutlich, dass wir es hier eher mit einem nach allen Regeln der Kunst gesetzten Divertimento zu tun haben.
Ganz im Kontrast dazu taucht uns das Adagio cantabile in einen Kosmos der Glückseligkeit. Melodiös und empfindsam begleitet, verströmt das für Beethoven charakteristische As-Dur seinen ganz besonderen Charme. Weitaus weniger kontemplativ kommt das Menuett daher. Das Thema mit unverkennbaren Gassenhauer-Qualitäten ist dem geneigten Hörer bereits aus der Klaviersonate op. 49 Nr. 2 bekannt, ein kluger Schachzug Beethovens, der die langanhaltende Popularität des Werkes mit erklärt.
Die Variationen bereiten dann wieder allen Instrumenten die Bühne, solistisch zu glänzen, mit einer Ausnahme: der Kontrabass erfüllt seine stützende Rolle mit stoischer Gelassenheit. Nach einem schalkhaften Scherzo, das ganz an eine muntere Straßenszene mit keckem Hin-und-her Rufen der einzelnen Stimmen erinnert, macht das Finale wieder Ernst. Wie elektrisiert treibt der Satz voran, unnachgiebig und mit stürmender Heiterkeit.
Die scheinbare Beschränkung eines Septetts erweist sich für Beethoven wohl als Glücksfall, denn eigentlich ist sie gar keine Beschränkung, sondern ein Geschenk. Unter diesem Brennglas entstand eine Miniatur-Sinfonie von solcher Dichte und Mannigfaltigkeit, voller Witz, Charme und auch Ernst. Ein ganzer Kosmos, und der braucht eben manchmal „nur“ sieben Musiker*innen.