Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 ist eigentlich sein erstes: Er komponiert es bereits 1790 als junger Mann in Bonn und nimmt es mit nach Wien, wo er es bis zur Veröffentlichung 1801 immer wieder umarbeitet.
Sie hören das Werk als Musikstück der Woche mit dem Pianisten Martin Helmchen, begleitet vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter Andrés Orozco-Estrada.
Genie mit Geschäftssinn
Die heute bekannte Druckfassung des Klavierkonzertes Nr. 2 B-Dur op. 19 muss man also als ausnotierte Improvisation verstehen. Beethoven fertigt selbst die Stichvorlage an, die 1801 gedruckt wird. 1809 fügt er noch eine Kadenz für seinen Schüler und Förderer Erzherzog Rudolph hinzu.
Ein Jahrzehnt lang hat er das Werk für sich behalten, bevor er es veröffentlicht: Es ist seine „Musikalische Politik“, mit seinen Kompositionen ein Repertoire zu bilden, das nur er dem Publikum bieten kann. Erst wenn er mehrere Male mit einem Werk aufgetreten ist, verkauft er es an einen Verlag, so dass auch andere Musiker*innen es spielen können. Dass er bis dahin den Solopart nicht ausnotiert, sichert seine Exklusivität, bringt ihn aber bei der Abgabefrist in die Bredouille. In einem Brief entschuldigt er sich bei seinem Verleger für die verspätete Zusendung des Manuskriptes.
Mozart meets Beethoven
Beethoven orientiert sich mit der Besetzung seines Klavierkonzertes Nr. 2 B-Dur op. 19 noch an seinem Vorbild Mozart, mit Streichern, Flöte, Oboen, Hörnern und Fagott. Erst in seinem dritten Klavierkonzert erweitert er die Besetzung um Klarinetten, Pauken und Trompeten.
Dieser klassische Orchestersatz eröffnet das Werk und stellt das Hauptmotiv vor, das sich aus einem rhythmischen und einem gesanglichen Motiv zusammensetzt. Mit dem Eintritt des Klaviers beginnt ein Dialog zwischen Orchester und Solopart, der immer wieder musikalische Gedanken aus dem Orchester übernimmt und weiterspinnt.
Der zweite Satz ist ein träumerisches Adagio in Form eines Variationssatzes. Bemerkenswert ist hier besonders das Ende des Satzes, wenn das Klavier die Musik leise verhallen lässt.
Wie ein Weckruf wirkt danach der Beginn des dritten Satzes mit seinem springenden Rhythmus, der durch das witzige Motiv entsteht, das die zweite Hälfte des Taktes betont. Eine rhythmische Besonderheit bietet der Klavierpart auch im Mittelteil des Satzes, wenn durch eine Aneinanderreihung von Überbindungen ein fast swingender Rhythmus entsteht. Ein langes Decrescendo führt zum Ende des Satzes, der mit zwei lauten Schlussakkorden überraschend abschließt.