Unter den Komponisten ist Karol Szymanowski ein wahres Chamäleon. In der Opulenz der Spätromantik sozialisiert, wandte er sich später teilweise der Atonalität zu. Heute kennt man ihn vor allem für seine beiden Violinkonzerte.
Seine Konzert-Ouvertüre op. 12 hingegen ist ein eher selten gespielter Schatz seines romantischen Frühwerks. Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Lukasz Borowicz spielt das farbenreiche Stück in einem Mittschnitt aus der Stuttgarter Liederhalle.
Als Szymanowski das Werk 1904 skizzierte, stand er noch ganz unter dem Einfluss des großen Richard Strauss. Der Komponist der Salome und Elektra schimmert daher auch noch an allen Ecken und Enden der Ouvertüre unverkennbar durch. Lange, sich windende Geigenkantilenen, orchestrale Farbenpracht wohin das Ohr nur reicht. Um die Klangfülle eines Strauss‘schen Orchesters zu erreichen, ist die Partitur daher auch groß besetzt: Unter anderem mit sechs Hörnern und dreifachen Holzbläsern!