Musikstück der Woche

Franz Ignaz Beck: Ouvertüre zu "La mort d'Orphée" mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester

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Autor/in
Kerstin Unseld

Verbunden mit der Tradition der berühmten Mannheimer Schule findet das Kurpfälzische Kammerorchester immer wieder längst vergessene Werke der Frühklassik, die eine Wiederentdeckung lohnen. So spielte das Orchester unter der Leitung von Johannes Schlaefli am 28.9.2014 im Mannheimer Schloss die Ouvertüre "La mort d'Orphée" des in Mannheim geborenen Komponisten Franz Ignaz Beck.

Geflohen nach Frankreich

Franz Ignaz Beck wurde 1734 in Mannheim geboren, bekam wahrscheinlich von seinem Vater und später von Johann Stamitz ersten Musikunterricht, wuchs im Umkreis der berühmten Mannheimer Schule heran – und eines Tages duellierte er sich. Sein Gegner schien tot am Boden zu liegen und Beck musste fliehen.

Über Italien gelangte er zunächst nach Marseille, wo er einige Zeit das Theaterorchester leitete. Später zog es ihn nach Bordeaux weiter und er fand dort die Wirkungsstätte seines Lebens: die Leitung des dortigen Opernorchesters behielt er bis zu seinem Lebensende im Jahr 1809. 

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Fast vergessene Sinfonien

Als 'guter Sohn' der Mannheimer Schule komponierte Beck vorrangig – heute fast komplett vergessene - Sinfonien. Als über Italien und Frankreich geflohener Komponist aber nahm er auch Einflüsse seiner neuen Heimatländer auf. Ein Zeugnis dafür ist die Ouvertüre "La mort d'Orphée", die in Frankreich gelegentlich bei Aufführungen der französischen Fassung von Christoph Willibald Glucks berühmter Oper "Orpheus und Eurydike" als Einleitung gespielt wurde. 

Ovid schildert im zehnten Buch seiner "Metamorphosen" den Tod des Orpheus, erzählt, wie die Maenaden wütend den berühmten Sänger zerreißen und ihn mit roher Gewalt umbringen. Diesen Zorn meint man förmlich in Becks Ouvertüre zu hören, etwa in den erregten Passagen des Hauptteils. Zu Beginn aber, langsam mit Pizzicati-Klängen, entsteht eine Ahnung von Orpheus' Leier, von der legendären Schönheit seines Gesangs.

Wann und wofür Becks Ouvertüre entstand, ist unbekannt

So effektvoll dieses Werk ist, so wenig weiß man darüber, in welchem Kontext es entstand. Wann komponierte Beck diese Ouvertüre? Diente sie als Einleitung zu einem Bühnenwerk? Oder ist sie gar als eigenständige Konzertouvertüre gedacht? Von einer Orpheus-Oper aus Becks Feder ist jedenfalls nichts bekannt, was insofern aber nicht erstaunt, da sich kaum eines seiner Vokalwerke erhalten hat.

Kurpfälzisches Kammerorchester

Seit seiner Gründung im Jahr 1952 hat sich das Kurpfälzische Kammerorchester in besonderem Maße der Wiederentdeckung und Pflege der Mannheimer Schule verpflichtet und steht damit unmittelbar in der traditionsreichen Nachfolge der berühmten Mannheimer Hofkapelle zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor (1724–1799).

Erst mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester kehrte die Mannheimer Schule zurück an Rhein und Neckar und wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Durch seine jahrzehntelange, unermüdliche Arbeit – seien es unzählige Konzertauftritte, Rundfunk- und Tonaufnahmen oder auch Werkeditionen – fanden viele bedeutende Werke der Mannheimer Komponisten wieder Einzug in die weltweiten Konzertprogramme. Bis heute leistet das Kurpfälzische Kammerorchester somit einen unverzichtbaren Beitrag, das außerordentlich reiche musikhistorische Erbe der Region weit über die Landesgrenzen hinaus lebendig zu halten. Seit der Saison 2013/2014 setzt der Schweizer Johannes Schlaefli als neuer Chefdirigent des Kurpfälzischen Kammerorchesters die musikalischen Akzente.

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Als Mozarts in den 1777/78 in Mannheim weilte, waren Sinfonie und Orchesterspiel dort auf dem Höhepunkt. Mozart nahm die Anregungen gerne auf. Das hört man auch in seiner B-Dur-Sinfonie KV 319. Es spielt das Kurpfälzische Kammerorchester.

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Kerstin Unseld