Musikstück der Woche

Das Else Ensemble spielt Robert Kahns Quintett

Stand
Autor/in
Christiana Nobach
Redakteur/in
Doris Blaich
Kerstin Unseld

„Alle Stücke sind auf der Sonnenseite des Lebens concipiert...für stillere und feinere Leute, welche nicht auf grossen Eclat sehen“, schrieb das Musikalische Wochenblatt 1900 über den früh begabten Komponisten Robert Kahn, der 1909 sein Klarinettenquintett op. 54 uraufführte. Von den Nationalsozialisten 1938 zur Emigration gezwungen verbrachte er den Rest seines Lebens in England.

1865 wurde Robert Kahn in Mannheim geboren. Die Zahl seiner renommierten Kompositionslehrer ist zahlreich, angefangen mit Vincent Lachner, der Kahn schon zu Schulzeiten unterrichtete, über Friedrich Kiel und Woldemar Bargiel später an der Musikhochschule in Berlin bis hin zu Josef Rheinberger an der Akademie der Tonkunst in München.

In Wien traf er mehrfach mit Johannes Brahms zusammen, der ihm ebenfalls ein Unterrichtsangebot unterbreitete, das Kahn aber aus mangelndem Selbstvertrauen oder Bescheidenheit ablehnte.

Kahn wurde ein einflussreicher Musikprofessor an der Berliner Hochschule, unter seinen Schülern waren Wilhelm Kempff und Arthur Rubinstein. Während seiner gesamten Berliner Zeit war er als Liedbegleiter und Kammermusikpartner mit den berühmtesten Solisten der Zeit zu erleben, darunter die Sopranistin Emmy Destinn, die Geiger Joseph Joachim und Adolf Busch oder der Klarinettist Roland Mühlfeld.

Im Alter von über 70 Jahren musste er schließlich nach England emigrieren. Er wurde aus einem erfüllten Leben gerissen: Das erfolgreiche Mitglied der Preußischen Akademie der Künste wurde von den Nationalsozialisten gezwungen, das Land zu verlassen.

Anerkennung und Erfolg

Kahn wuchs in einer der wohlhabendsten jüdischen Familien Mannheims auf. Früh erhielt er Klavierunterricht, schon aus seiner Schulzeit stammen die frühesten nachgewiesenen Manuskripte, worauf die vom 14-Jährigen überlieferten Werke im Nachlass hinweisen.

Der knapp 20-jährige Kahn fand dann schnell persönlichen Kontakt, Anerkennung und Förderung bei den maßgeblichen Repräsentanten des romantischen Klassizismus wie Joseph Joachim, Hans von Bülow, Clara Schumann und Johannes Brahms.

Bald ergaben sich daraus in Berlin auch einige größere Aufführungen. In der Berliner Hochschule wurden 1890 etwa die „Zwei Gesänge“ für Soli, Frauenchor und Orchester op. 10 aufgeführt; ebenfalls 1890 spielte das Berliner Philharmonische Orchester unter Hans von Bülow seine Serenade „Aus der Jugendzeit“, und das Joseph-Joachim-Quartett brachte sein erstes Streichquartett A-Dur op. 8 zur Uraufführung.

Im Urteil der Zeitgenossen wurde der junge Kahn mit Komponisten wie Robert Franz und Robert Schumann in Verbindung gebracht. Zugleich erkannte man aber auch seine eigenständige Schaffenskraft, wie es etwa Clara Schumann in ihren Tagebuchnotizen über Kahns erste Violinsonate g-Moll op. 5 (1886) zum Ausdruck brachte. Seine Instrumentalmusik dieser Jahre wurde von der Kritik aufgrund ihrer unprätentiösen Ernsthaftigkeit und Qualität des Stils gewürdigt.

Wie aus der Zeit gefallen

Nach der Jahrhundertwende widmete sich Kahn überwiegend der Kammermusik. Seine noch im wilhelminischen Deutschland entstandenen Werke umfassen Violinsonaten und Cellosonaten, Klaviertrios (beide 1902), sein Klarinettentrio (1906) und die Klavierquartette op. 30 und op. 41 (1904).

Das Klavierquintett op. 54 - das auch in alternativen Besetzungen gespielt werden kann, am reizvollsten aber in der mit Klarinette klingt - gehört zu den gelungensten, melodienseeligen und meisterhaft entwickelten Werken des Komponisten. Es ist allerdings überwiegend geprägt durch die Begegnung mit Johannes Brahms, was in fast jedem Takt unüberhörbar ist.

Wie aus der Zeit gefallen wirken daher die Kompositionen von Kahn dieser und der darauf folgenden Jahre und Jahrzehnte. Das Verharren in der Spätromantik machte ihn spätestens ab den 1920er Jahren zu einem „Konservativen“, der den Aufbruch nach dem Ersten Weltkrieg nicht mitgehen wollte oder konnte.

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Christiana Nobach
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Doris Blaich
Kerstin Unseld