Warm, wärmer, kalt, warm: Mit dem Musikstück dieser Woche ist es ein bisschen wie beim Topfschlagen: Überraschung vorprogrammiert! Unter der Leitung von Petra Müllejans spielt das Freiburger Barockorchester Carl Philipp Emanuel Bachs 5. Sinfonie.
Meister im Finten legen
Nur rund 10 Minuten dauert Carl Philipp Emanuel Bachs h-moll Sinfonie. Doch die haben es in sich. In den drei Sätzen für Streichorchester erweist sich Johann Sebastian Bachs zweitältester Sohn als Meister im Finten legen. Kühn ändert hier die Melodie ihre Richtung, ganz anders als erwartet biegt da eine Schlusswendung ab.
Im kunstvoll angelegten Labyrinth der ineinander übergehenden Sinfonie-Sätze verliert das Ohr jegliches Zeitgefühl. Mehr noch, Bach stürzt die Lauschenden in ein Wechselbad der Empfindungen. Dass die 5. Sinfonie in Moll steht – unter den Bach-Sinfonien eher eine Ausnahme – verschärft die Heiß-Kalt-Kontraste umso mehr.
Bach – das Original
Etwas Neues, noch nie Dagewesenes aus der Kraft des Geistes zu schöpfen, gilt für Komponisten nicht erst seit Beethoven als erstrebenswert. Für seine Originalität wurde schon Carl Philipp Emanuel Bach von seinen Zeitgenossen geschätzt. Berühmt geworden als Kammercembalist von König Friedrich II. von Preußen, entfloh er 1768 der höfischen Enge und übernahm das Hamburger Kantorenamt von seinem Patenonkel Georg Philipp Telemann. Die neue Stelle brachte zwar ein enormes Arbeitspensum, aber auch größere musikalische Freiheit mit sich. Die reizte Bach voll aus und komponierte in den 1770er Jahren eben jene Seelenweide-Sinfonien-Sammlungen, zu denen die h-moll Sinfonie gehört.
„Den Zuhörer in die Leidenschaft zu versetzen…“
In seiner feurigen Interpretation der Sinfonie gelingt der Streicherbesetzung des Freiburger Barockorchesters, was Bach angehenden Virtuosen in seinem berühmten Lehrwerk „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ mit auf den Weg gegeben hat: