Hamburg – Wien – Baden-Baden. In der ersten Stadt ist er geboren, die zweite wurde zur Heimat, die dritte Sommerresidenz. Baden-Baden, am Rande des Schwarzwalds gelegen, hat ihn zu einem seiner schönsten Werke angeregt, bezeichnenderweise fürs „Wald“-Horn geschrieben.
„Unter Tannen liegend…“
„Ich denke mir dich ganze Tage in den Wäldern herum laufend und unter den Tannen liegend“. Clara Schumann schreibt das ihrem Freund Johannes Brahms, nachdem er ihr berichtet hat, dass er für den Sommer ein schönes Domizil in Baden-Baden gefunden hat.
Sie kennt ihren Freund gut: Brahms ist ein Naturliebhaber und Wanderfreund. So ist er überglücklich, in Baden-Baden nicht nur die Nachbarschaft von Clara Schumann zu genießen, die dort ebenfalls ihre Sommermonate verbringt, sondern auch den wundervollen Schwarzwald.
Mit der Landschaft verwoben
Das Horntrio Es-Dur ist wie kaum ein anderes Werk von Brahms inspiriert von der Natur, in der es entstand - beim frühmorgendlichen Spaziergang in Lichtental, jenem Stadtteil Baden-Badens, wo Brahms ab 1865 die Giebelzimmer im Haus von „Frau Advokat Becker“ mietet (das Haus ist bis heute eine Pilgerstätte für Brahmsfreunde, die Räume sind im Originalzustand erhalten).
Er merkt sich die Stelle im Wald genau, wo ihm das Thema des ersten Satzes eingefallen ist – im Morgengrauen, die Sonne brach gerade durchs Laub. Musik als romantisches Naturerlebnis!
Bitte keine „Blechbratsche“!
Es ist eine seltene Kombination, die Brahms hier wählt: Horn, Violine und Klavier. Brahms selbst hat Horn gespielt (neben Klavier und Cello), der Vater hatte ihn auf dem „alten“ Naturhorn unterrichtet, die Mutter liebte Brahms' Spiel. Der dunkle Naturhornklang erinnert Brahms zeitlebens an seine Kindheit.
Für sein Horntrio wählt er darum ausdrücklich das Naturhorn (das moderne Ventilhorn nannte er nur „Blechbratsche“). Überhaupt wird es ein eher nachdenkliches, melancholisches Werk, vor allem das Adagio ist eine Art Trauergesang, poetisch, ergreifend. Wenige Wochen zuvor war Brahms' Mutter gestorben.
Die Pianistin Claire Huangci spielt Werke von Bach, Brahms und Schubert
Stefan Dohr
Stefan Dohr spielte ursprünglich Bratsche, wechselte dann aber zum Horn, nachdem er ein Jagdhorn geschenkt bekam. Nach dem Studium in Essen und Köln spielte er 1993 bei den Berliner Philharmonikern vor, einfach nur, um keine Chance verpasst zu haben – und bekam den Job. Stefan Dohr ist u. a. Gastprofessor an der Hochschule Hanns Eisler in Berlin.
Baiba und Lauma Skride
Sie kommen aus einer musikalischen Familie aus Lettland, Baiba ist die ältere Schwester und Geigerin, Lauma spielt Klavier. Sie sind Freundinnen, sagt sie, sie habe nie das Gefühl gehabt, im Schatten der älteren zu stehen (es gibt noch eine dritte Schwester, Linda, sie ist die älteste und ist Bratscherin).
Nach ersten Studentenjahren in Riga gingen beide zum Studium nach Deutschland. Sie leben in Hamburg und spielen vor allem gerne miteinander im Duo.
Musikstück der Woche Marzena Diakun dirigiert Brahms' Haydn-Variationen
Trägt sie Frack oder Rock? Frauen am Dirigentenpult unterliegen eigenen Gesetzen. Die Chance, in Oper oder Konzert eine Dirigentin vorm Orchester zu sehen, beträgt aktuell zwei Prozent! Aber die Zeiten ändern sich. Marzena Diakun ist seit letztem Herbst Chefdirigentin des Orquesta de la Comunidad de Madrid und hat es für's Musikstück der Woche gleich mit zwei Herren aufgenommen.