Musikstück der Woche vom 14.03.2016

Shakespeares Texte und Schlegels Übersetzungen

Stand
Autor/in
Annette Eckerle

Frank Martin: Songs of Ariel from Shakespeare’s "Tempest"

2016 ist Shakespeare-Jahr - das Musikstück der Woche klingt mit: Fünf Lieder aus dem "Sturm", gesungen vom Luftgeist Ariel, vertont von dem Schweizer Komponisten Frank Martin. Das SWR Vokalensemble Stuttgart singt unter Leitung seines Chefdirigenten Marcus Creed, die Aufnahme entstand 2012 in der Evangelischen Kirche Stuttgart-Gaisburg.

1) (Act 1, sc.2)
Come unto these yellow sands,
And then take hands:
Courtsied when you have, and kiss’d,
The wild waves whist,
Foot it featly here and there;
And, sweet sprites, the burthen bear.
Hark, hark!
The watch-dogs bark;
Burthen Bowow!
Hark, hark! I hear
the strain of strutting chanticleer
Cry: Cock-a-diddle dow.
1)
Kommt auf diesen gelben Strand!
Fügt Hand in Hand!
Wann ihr euch geküsst, verneigt
(die See nun schweigt)
Hier und dort behende springt,
und den Chor, ihr Geister singt!
Horch! Horch!
(Zerstreute Stimmen.) Wau! Wau!
Es bellt der Hund
(Zerstreute Stimmen.) Wau! Wau!
Horch! Horch!
Der Hahn tut seine Wache kund,
er kräht; Kikiriki!
2) (Act1, sc.2)
Full fathom five thy father lies,
Of his bones are coral made;
Those are pearls that were his eyes:
Nothing of him that doth fade,
But doth suffer a sea-change
Into something rich and strange.
Sea-nymphs hourly ring his knell:
Ding-dong.
Hark! now I hear them,
ding-dong bell.
2)
Fünf Faden tief liegt Vater dein.
Sein Gebein wird zu Korallen,
Perlen sind die Augen sein.
Nichts an ihm, das soll verfallen,
Das nicht wandelt Meeres-Hut
In ein reich und seltnes Gut.
Nymphen läuten stündlich ihm,
Da horch! ihr Glöcklein -- Bim! bim! bim!
3) (Act 4, sc.1)
Before you can say, "Come" and "Go",
And breathe twice, and cry, "So, so,"
Each one, tripping on his toe,
Will be here with mop and mow.
Do you love me, master? No?
3)
Eh' du kannst sagen: komm und geh,
Atem holst und rufst: he he,
mach ich wie ich geh und steh,
dass hier jeder auf der Zeh'
sich im Hokuspokus dreh!
Liebst du mich, mein Meister? – Ne.
4) (Act 3, sc.3)
You are three men of sin, whom destiny,
That hath to instrument this lower world
And what is in't, -- the never-surfeited sea
Hath caused to belch up you; and on this island
Where man doth not inhabit; you 'mongst men
Being most unfit to live. I have made you mad:
And even with such-like valour men hang and drown
Their proper selves. You fools! I and my fellows
Are ministers of fate: The elements
Of whom your swords are tempered may as well
Wound the loud winds, or with bemocked at stabs
Kill the still-closing waters, as diminish
One dowl that's in my plume; My fellow-ministers
Are like invulnerable. If you could hurt,
Your swords are now to massy for your strengths,
And will not be uplifted. But, remember --
For that's my business to you, -- that you three
From Milan did supplant good Prospero;
Exposed unto the sea, which hath requit it,
Him, and his innocent child: for which foul deed
The powers, delaying, not forgetting, have
Incensed the seas and shores, yea, all the creatures,
Against your peace. Thee of thy son, Alonso,
They have bereft; and do pronounce, by me
Ling’ring perdition, -- worse than any death
Can be at once, -- shall step by step attend
You and your ways; whose wraths to guard you from--
Which here, in this most desolate isle, else falls
Upon your heads, -- is nothing but heart-sorrow,
And a clear life ensuing.
4)
Ihr seid drei Sündenmänner, die das Schicksal
(das diese niedre Welt und was darinnen,
als Werkzeug braucht) der nimmersatten See
geboten auszuspein; und an dies Eiland,
von Menschen unbewohnt, weil unter Menschen
zu leben ihr nicht taugt. Ich macht' euch toll.
Und grad in solchem Mut ersäufen, hängen
sich Menschen selbst. Ihr Toren! Ich und meine Brüder
sind Diener des Geschicks; die Elemente,
die eure Degen härten, könnten wohl
so gut den lauten Wind verwunden oder
die stets sich schließenden Gewässer töten
mit eitlen Streichen, als am Fittich mir
ein Fläumchen kränken. Meine Mitgesandten sind
gleich unverwundbar; könntet ihr auch schaden,
zu schwer sind jetzt für eure Kraft die Degen
und lassen sich nicht heben. Doch bedenkt
(denn das ist meine Botschaft) dass ihr drei
Den guten Prospero verstießt von Mailand,
der See ihn preisgabt (die es nun vergolten)
ihn und sein harmlos Kind; für welche Untat
die Mächte, zögernd, nicht vergessend, jetzt
die See, den Strand, ja alle Kreaturen
empöret gegen euren Frieden. Dich,
Alonso, haben sie des Sohns beraubt,
verkünden dir durch mich: ein schleichend Unheil,
viel schlimmer als ein Tod, der einmal trifft,
soll Schritt vor Schritt auf jedem Weg dir folgen.
Um euch zu schirmen vor derselben Grimm,
der sonst in diesem gänzlich öden Eiland
aufs Haupt euch fällt, hilft nichts als Herzensleid
und reines Leben künftig.
5) (Act 5, sc.1)
Where the bee sucks there suck I:
In a cowslip's bell I lie;
There I couch when owls do cry.
On the bat's back I do fly
After summer merrily,
Merrily, merrily shall I live now
Under the blossom that hangs on the bough.
5)
Wo die Bien‘, saug ich ich mich ein,
bette mich in Maiglöcklein,
lausche da, wenn Eulen schrein,
fliege mit der Schwalben Reihn
lustig hinterm Sommer drein.
Lustiglich, lustiglich leb ich nun gleich
Unter den Blüten, die hängen am Zweig

(Übersetzt von August Wilhelm Schlegel)
Stand
Autor/in
Annette Eckerle