Musikstück der Woche vom 19.05.2014

Ganz nach Gusto

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld

Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate für Violine und Klavier G-Dur KV 301 (KV 293a), bearbeitet für Flöte und Klavier

Sie ist eine der besonders schönen Flötensonaten - und gleichzeitig ist sie im Prinzip gar keine. Wolfgang Amadeus Mozart schrieb seine G-Dur-Sonate als 21-Jähriger nämlich ursprünglich für Violine, nach zeitgenössischem Vorbild und zum Gefallen des Publikums in München, Mannheim und Paris. Der Soloflötist Michael Kofler und der Pianist Rudolf Meister spielten das Werk am 6.11.2013 im Kammermusiksaal der Musikhochschule Mannheim.

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Komponiert in Mannheim

Entstanden ist das Werk dort, wo unsere Aufnahme entstand, nämlich 1778 in Mannheim. Den Plan dazu hatte Mozart kurz davor in München gefasst. Beim Blättern durch die Noten seines Dresdner Hofkapellmeisterkollegen Joseph Schuster hatte er den "gusto" der Zeit herausgefunden und schrieb im Oktober 1777 an seinen Vater: "Ich schicke meiner Schwester hier 6 Duetti à Clavicembalo e Violine von Schuster...sie sind nicht übel. Wenn ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen, auf diesen gusto, denn sie gefallen hier sehr." Den Plan für solche Sonaten nahm er im Gepäck mit, als er kurz danach weiter nach Mannheim und schließlich nach Paris reiste. Innerhalb eines Jahres hier entstanden jene sechs "Duetti", die Sonaten KV 301-306, die ihren Beinamen "Kurfürstin-Sonaten" durch die Widmung an die in München residierende Kürfürstin Elisabeth Auguste von Pfalz-Bayern erhielten. Sie sollten trotz des 'Zeitgeschmacks' doch so anders und typisch Mozartisch werden. Denn Mozart verteilte die Rollen in den Duetti neu. Er räumte der Violine einen ebenbürtigen Platz neben dem Klavier bzw. Clavicembalo ein. Sie übernimmt überhaupt auch einen großen Anteil an der Gestaltung der Melodien - ein Umstand, der in der Besetzung mit Flöte natürlich besonders schön zum Tragen kommt. Mit all ihren Klangeffekten verweist besonders die G-Dur Sonate KV 301, die Sie nun hören werden, auf den Ort ihrer Entstehung, der zu Mozarts Zeit als Ort der berühmten "Mannheimer Schule" europaweite Strahlkraft hatte.

Michael Martin Kofler (Flöte)

Der Flötist wurde 1966 in Villach geboren und absolvierte sein Flötenstudium mit Auszeichnung an der Wiener Musikhochschule sowie bei Peter-Lukas Graf an der Musikakademie in Basel. Bereits während des Studiums wurde er Soloflötist im Gustav-Mahler-Jugend-Orchester unter Claudio Abbado, 1987 berief ihn Sergiu Celibidache in gleicher Position zu den Münchner Philharmonikern, wo er bis heute tätig ist. Michael Kofler ist Preisträger bei mehreren internationalen Wettbewerben (ARD, Brüssel, Prag, Bari, etc.). Seit 1983 gibt Michael Martin Kofler weltweit Solokonzerte, Recitals und Kammermusikabende und wirkt als Solist und Kammermusiker bei DVD, CD-, Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen mit. Er ist ein gern gesehener Gast-Solist bei über 80 namhaften Orchestern. Unter den Dirigenten mit denen der Flötist als Solist gearbeitet hat, seien Namen wie James Levine, Sir Neville Marriner, Fabio Luisi, Herbert Blomstedt, Frans Brüggen, Marco Letonja, Ralph Weikert, Milan Horvath, Pavel Kogan, Dimitrij Kitajenko, Ton Koopmann, Jonathan Nott, Hans Graf und Lorin Maazel genannt. Michael Kofler betreut seit 1989 als Professor eine Konzertfachklasse mit größtem Erfolg an der Universität Mozarteum Salzburg.

Rudolf Meister (Klavier)

Der 1963 in Heidelberg geborene Künstler schloss bereits als 20jähriger sein Studium an der Musikhochschule Hannover mit der Reifeprüfung ab (Prof. Konrad Meister). Ausgezeichnet durch mehrere Stipendien des österreichischen Bundesministers für Wissenschaft und Forschung setzte Rudolf Meister sein Studium an der Wiener Musikhochschule fort (Prof. Paul Badura-Skoda). Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er bereits damals durch den Gewinn internationaler Wettbewerbe bekannt. An der New Yorker Juilliard School studierte Rudolf Meister als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Mit 26 Jahren wurde Rudolf Meister auf eine Professur an die Musikhochschule Mannheim berufen, nachdem er bereits als Badura-Skodas Assistent an der Wiener Musikhochschule gelehrt hatte. Seit 1997 führt er die Hochschule als Präsident.

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Kerstin Unseld