Musikstück der Woche vom 12.08.2013

"... wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt"

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld

Egal woher, in jedem Fall aus völlig neuem Terrain kommen Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierquartette. Das spüren alle, seit Mozart mit dieser neuartigen Musik 1785 auftrat.

In seinem Konzert am 19.11.2012 in Heidelberg präsentierte sich das junge Notos Quartett mit Mozarts Es-Dur-Klavierquartett. Der Mitschnitt stammt von einer Veranstaltung der Gesellschaft der Musik- und Kunstfreunde Heidelberg e.V.

Kammermusik für "erwählte" Zuhörer

Seine beiden Klavierquartette schrieb Wolfgang Amadeus Mozart zwischen 1785 und 1786 in der Zeit, als "Le nozze di Figaro" erstmals auf die Bühne kam. Eigentlich hatte er mit seinem Verleger Franz Anton Hoffmeister einen Vertrag über drei Werke dieser Gattung geschlossen. Nachdem sich aber das erstes in g-moll als ein Ladenhüter entpuppte, bat der Verleger Mozart darum, doch von der Komposition weiterer Klavierquartetten Abstand zu nehmen. Das Honorar könne er zwar behalten, nur solle er keine Klavierquartette mehr schreiben. Tatsächlich erschien das zweite Klavierquartett in Es-Dur dann auch im Verlag Artaria und ein geplantes drittes schrieb Mozart leider nie.

Mozarts Klavierquartette sind Zeugnisse einer Zeit des Umbruchs. Und zwar in dem Sinne, dass Mozart sie - als Kammermusikwerke - durchaus in öffentlichen Konzerten aufführte, was zu dieser Zeit ein Novum war. Da es zur Gattung Klavierquartett in der Besetzung mit Klavier, Violine, Viola und Violoncello keinerlei Vorbilder gab, konfrontierte Mozart sein Wiener Publikum auch durch die Form des Klavierquartetts mit einer absoluten Neuheit. In jeder Hinsicht. Ganz einverstanden waren die Konzertbesucher mit der 'Öffnung' wohl nicht, liest man den Eintrag eines anonymen Autors im Weimarer "Journal des Luxus und der Moden", der 1788 die "Unbesonnenheit" rügt, Mozarts zweites Klavierquartett in "großen, lärmenden Concerten zu producieren. Welch ein Unterschied, wenn dieses vielbemeldete Kunstwerk von vier geschickten Musikern, die es wohl studirt haben, in einem stillen Zimmer, wo auch die Suspension jeder Note dem lauschenden Ohr nicht entgeht, nur in Gegenwart von zwey oder drey aufmerksamen Personen, höchst präcis vorgetragen wird!" Eine Meinung übrigens, die einzige Jahre noch anhielt. So schrieb der Chefredakteur der Leipziger "Allgemeinen musikalischen Zeitung" Johann Friedrich Rochlitz 1800 über Mozarts Klavierquartette: "In diesen Kompositionen, durchaus nur für erwählte kleinere Zirkel, geht der Geist des Künstlers in seltener, fremdartiger Weise, groß und erhaben einher wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt." Immerhin aber stellte Rochlitz ganz genaue Ansprüche auch an die Interpreten dieses ganz besonderen Werkes, die "außer der erforderlichen beträchtlichen Geschicklichkeit ein Herz und einen für Musik sehr reif gebildeten Verstand haben" sollten.

Notos Quartett

Von „technischer Brillanz und Virtuosität“ spricht die Kritik, von einem Musizieren, das sich durch „große Sensibilität, Einfühlungskraft und Temperament“ auszeichnet und von einem „Ensemble mit schönsten Perspektiven“. Mit ihrem Spiel haben die jungen Musiker des Notos Quartetts in den letzten Jahren sowohl ihr Publikum als auch die Fachpresse begeistert. Der Gewinn des Parkhouse Awards in London und des 1. Preises beim Charles-Hennen-Concours in Holland 2011, sowie der zweite Preis, der Sonderpreis für die beste Brahms-Interpretation und der Publikumspreis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb „Città di Pinerolo“ 2013 unterstreichen den Erfolg, den das Ensemble auf Bühnen im In- und Ausland verzeichnen kann. Kein Wunder, dass nach begeisternden Auftritten in der Londoner Wigmore Hall, im Concertgebouw Amsterdam, dem Konzerthaus Berlin, bei den Schwetzinger Festspielen, dem Hambacher Musikfest und dem Rheingau Musik Festival sowie - auf Einladung Einladung des Goethe-Instituts – in Saigon, Hanoi, Jakarta, Surabaya, Phnom Penh, Yangon, Bangkok und Dhaka der Konzertkalender gut gefüllt ist.

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 erhielt das Quartett wichtige Impulse durch Sebastian Schmidt vom Mandelring Quartett, von Valentin Erben und Gerhard Schulz vom Alban Berg Quartett sowie von Menahem Pressler vom Beaux Arts Trio.

2013 wird das Notos Quartett beim Mozartfest in Würzburg, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Usedomer Musikfestival auftreten. Ebenso stehen Reisen nach Island und Schottland an. Einen weiteren Höhepunkt wird ein Konzertprogramm bilden, in dessen Mittelpunkt Franz Schuberts Forellenquintett mit der Kontrabassistin Sophie Lücke steht.

Das Notos Quartett spielt in der Besetzung: Sindri Lederer (Violine), Magdalena Brune (Viola) Florian Streich (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier)

Stand
Autor/in
Kerstin Unseld