Mendelssohn tritt Beethovens Erbe an
Es waren Ludwig van Beethovens späte, gerade im Druck erschienene Streichquartette, die den 18-jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy veranlassten, in Beethovens Todesjahr 1827 ein zweites Streichquartett zu komponieren. So zumindest äußerte sich Mendelssohn in Briefen an seinen ehemaligen Studienkollegen, den schwedischen Komponisten Adolf Fredrik Lindblad, der ebenfalls bei Carl Friedrich Zelter Kompositionsunterricht gehabt hatte. Deutlich wie kein anderes Werk und vor allem in der Musikgeschichte erstmalig zeugt das Streichquartett a-moll op. 13 von der schöpferischen Auseinandersetzung Mendelssohns mit den aktuellsten Werken Beethovens dieser Zeit. Stärker als sein Vorbild Beethoven arbeitete Mendelssohn aber hier mit polyphonen Techniken, sodass sich Fugati, Umkehrungen und Engführungen von Fugenthemen sowie kleinere fugierende Elemente durch das Werk ziehen, und zwar – das ist der Kunstkniff von Mendelssohn – ohne dass der strenge Stimmensatz das Werk streng wirken lässt. So schrieb der junge Komponist kurz nach Beethovens Tod über : "Die Beziehung aller vier oder drei oder zwei oder ein Stücken einer Sonate auf die andere und die Theile, sodass man durch das bloße Anfangen durch die ganze Existens so eines Stücken schon das Geheimnis weiß... das muß in die Musik."
Mendelssohn gab seinem Streichquartett ein rahmendes Motto mit: er beginnt und beschließt das viersätzige Werk mit einem Adagio-Teil, für den er auf Fragmente seines ebenfalls 1827 entstandenen Klavierlieds "Ist es wahr?" zurückgriff. Der zweite Satz ist formal eine Fuge, besticht aber gleichzeitig durch seine Kantabilität. Das folgende Intermezzo besteht aus drei Teilen, wobei Mendelssohn den Mittelteil wieder als fugato und damit in starkem Kontrast zu den anderen Teilen komponierte. Auch im Finale wechseln sich strengere Fugati mit rezitierenden, freien Passagen ab, bevor zum Schluss wieder das Motto des Anfangs steht und damit die Frage „Ist es wahr?“. Seinem schwedischen Freund und Komponistenkollegen Adolf Fredrik Lindblad sandte Mendelssohn sein Quartett mit den Worten "Du wirst es im ersten und letzten Stücke mit seinen Noten, in allen vier Stücken mit seiner Empfindung sprechen hören". Und ist es nicht wahr, dass dieses "Ist es wahr?" deutlich an Beethovens "Muss es sein?" aus dem Streichquartett op. 135 erinnert?!
Elias String Quartet
Die Mitglieder des in England ansässigen Elias String Quartets stammen aus Frankreich, Schottland und Schweden und haben sich 1998 am Royal Northern College of Music in Manchester als Quartett zusammengefunden. Dort haben sie regelmäßig mit dem kürzlich verstorbenen Dr. Christopher Rowland zusammengearbeitet. Außerdem haben sie ein Jahr beim Alban Berg Quartett an der Kölner Musikhochschule studiert. Zu den weiteren Mentoren des Quartetts zählen Mitglieder der Amadeus, Endellion und Vermeer Quartette, Hugh Maguire, György Kurtág, Gábor Takács-Nagy, Henri Dutilleux, Paul Katz, Rainer Schmidt, Kim Kashkashian und Milan Skampa.
Im Jahr 2003 wurde das Elias String Quartet (damals noch unter dem Namen Johnston String Quartet) beim Internationalen Streichquartett-Wettbewerb in London mit dem zweiten Preis und dem Sidney Griller Preis ausgezeichnet, zwei Jahre später war es Finalist beim Borciani Wettbewerb.
Das Hauptaugenmerk des Quartetts liegt in der Saison 2012/2013 auf dem 2011 begonnen und 2015 vollendeten Beethoven-Zyklus, den die Musiker zusammen mit Unterstützung der Borletti-Buitoni-Stiftung, deren Preis sie 2010 erhalten haben, realisieren. Die Dokumentation ihrer Reise, sowie Erkenntnisse und Ergebnisse werden auf einer eigens dafür gestalteten Website veröffentlicht.
Das Elias String Quartet spielt in folgender Besetzung: Sara Bitlloch und Donald Grant, Violinen, Martin Saving, Viola sowie Marie Bitlloch, Violoncello.