Suk und Dvořák
"Prachtkerl!" soll Antonín Dvořák seinem Schüler Josef Suk zugeraunt haben, als der ihm einen Satz aus seinem Klavierquartett op. 1 vorspielte. Unter den hoch talentierten Kompositionsschülern Dvořáks am Prager Konservatorium stach der damals 17-jährige Suk besonders heraus. Viele Jahre später, 1922, trat Suk dann als Professor der Kompositions-Meisterklasse am Prager Konservatorium in Dvořáks Fußstapfen. (Unter anderem zählte Bohuslav Martinu zu seinen Kompositionsschülern.) Es gibt noch eine weitere, familiäre Verbindung zu Dvořák: 1885 heiratete Suk Dvořáks Tochter Otilie. Leider blieb das Attribut 'Star-Schüler von Dvořák' sein Leben lang – und bis heute – an Suk hängen. Dabei darf man ihn ohne zu zögern zu den wichtigsten tschechischen Komponisten neben Dvořák und Janáček rechnen.
Großer Geiger, wenig Geigenmusik
Suk war ein hervorragender Geiger und ein leidenschaftlicher Kammermusiker. Über 40 Jahre lang spielte er als zweiter Geiger im berühmten "Tschechischen Streichquartett" – seit dessen Gründung 1891. Für seinen Kollegen am ersten Quartettpult, den Geiger Karel Hoffmann, schrieb Suk seine "Vier Stücke für Violine und Klavier" op. 17. Sie entstanden während einer Tournee des Quartetts im Jahr 1900.
Ansonsten schrieb Suk auffallend wenig Violinmusik und auffallend viel Klaviermusik; außerdem eine Reihe von kammermusikalischen Werken verschiedenster Besetzungen. Im Zentrum seines Schaffens steht die Auseinandersetzung mit der Sinfonie. Seine "Asrael-Sinfonie" zählt zu den großen Orchesterwerken des 20. Jahrhunderts. In den letzten Jahren wird Suks Oeuvre allmählich auch außerhalb Tschechiens von Orchestern, Kammermusikensembles und Plattenfirmen entdeckt; eine Bereicherung für unser Musikleben!
Antje Weithaas über Josef Suk
Bei der Konzerteinführung für das Publikum der Bruchsaler Schlosskonzerte sagte die Geigerin Antje Weithaas: "Suk war ein fantastischer Geiger und er schreibt wunderbar für die Geige! Was nicht heißt, dass es leicht ist, aber alles liegt gut auf der Geige – im Gegensatz zum Beispiel zu Beethoven oder auch Schubert, die es eher wenig gekümmert hat, wie ihre Musik auf der Geige zum Klingen zu bringen ist, sondern die vor allem ihre kompositorische Idee im Kopf hatten. Da ist es viel mehr Aufgabe des Spielers, diese Musik zum Klingen zu bringen. Suk weiß natürlich, wie eine Geige am schönsten zu behandeln ist. Das merkt man den Stücken an. Ich finde sie insgesamt von einer unglaublichen musikalischen Tiefe, auch harmonisch durchaus mit neuen Ideen, und sehr aus dem Schatten von Dvořak hinaustreten. Ich finde es schade, dass diese Musik so wenig gespielt wird, und deshalb machen wir es uns zur Aufgabe, Suk den Menschen etwas näher zu bringen. Bis jetzt haben wir eigentlich immer nur ganz erstaunte und begeisterte Feedbacks bekommen, "warum hört man das nie – und das ist so tolle Musik" –ich hoffe, es geht Ihnen heute ähnlich."
Antje Weithaas
Antje Weithaas macht – wie sie selbst sagt – "so ziemlich alles, was man mit der Geige machen kann": Sie gibt als Solistin Konzerte mit den großen Orchestern der Welt, sie spielt leidenschaftlich gerne Kammermusik und hat unter anderem ein eigenes Streichquartett, das Arcanto-Quartett. Außerdem ist sie künstlerische Leiterin der Camerata Bern - ein Kammerorchester, das sie von der ersten Geige aus leitet. Und sie unterrichtet als Professorin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Ihre Geige stammt aus der Werkstatt von Peter Greiner und wurde 2001 gebaut.
Silke Avenhaus
Seit gut acht Jahren machen Antje Weithaas und die Pianistin Silke Avenhaus zusammen Musik. Silke Avenhaus ist gebürtige Karlsruherin, studierte unter anderem bei Sandor Végh und András Schiff Klavier und unterrichtet heute an der Münchner Musikhochschule. Zudem ist sie regelmäßig Dozentin bei der Villa Musica. Die Vermittlung klassischer Musik an die junge und jüngste Generation ist ihr ein besonderes Anliegen, sei es mit Hörbüchern für Kinder, Workshops oder ihrer Beteiligung an dem von Lars Vogt initiierten Projekt "Rhapsody in School". Silke Avenhaus konzertiert als Solistin und Kammermusikerin, wobei sie sich auch besonders für die Neue Musik interessiert und bereits diverse Uraufführungen gespielt hat.