Wer liebt hier wen? Vermutlich alle alle! Robert Schumann hat seine dritte Violinsonate im Wirrwarr der Gefühle geschrieben, immer klingt im Hintergrund der Freund und Rivale Johannes Brahms mit.
Dreiecksgeschichten, Dreiecksmusik
Die Dreiecksbeziehung des Ehepaars Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms ist wohl eine der berühmtesten Künstlerfreundschaften des 19. Jahrhunderts. Von dem Gespann geht eine besondere Faszination aus, denn neben großer Verehrung verleihen ihm vor allem Vertrauen und Nähe eine geheimnisvoll leidenschaftliche Nuance. Welche Gefühle ungesagt oder doch bloß angedichtet sind, wird gänzlich nie geklärt werden können.
Der 20-jährige Brahms, noch in den zaghaften Anfängen seines Komponierens und auf der Suche nach künstlerischem Beistand, besuchte am 30. September 1853 das Künstlerehepaar zum ersten Mal in Düsseldorf. Robert und Clara waren tief beeindruckt.
Einen knappen Monat später erschien denn auch in der von Robert Schumann gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik der erste Artikel über Johannes Brahms. Unter dem Titel „Neue Bahnen“ prophezeit er: „Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in schwierigen Setzungen der Kunst. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener.“
Frei aber einsam – drei Freunde komponieren eine Sonate
Die Beziehung von Robert Schumann und Johannes Brahms war keinesfalls eindimensional. Schumann protegierte zwar Brahms, doch dieser erweckte Schumanns ausgezehrte Lebensgeister. Einige Tage nach dem Kennenlernen ließen sich Schumann und Brahms durch eine Idee des Geigers Joseph Joachim zu einer Gemeinschaftskomposition inspirieren: eine Violinsonate, die sie zusammen mit Schumanns Schüler Albert Dietrich schrieben.
Als Lehrer und erfahrenster Komponist im Bunde schrieb Schumann gleich zwei Sätze – den zweiten und vierten. Für den Titel wählten sie die Initialen von Joachims damaligem Lebensmotto „Frei aber einsam“. Auf dem Umschlag des Manuskripts heißt es: F. A. E. In Erwartung der Ankunft des verehrten und geliebten Freundes Joseph Joachim schrieben diese Sonate Robert Schumann, Albert Dietrich und Johannes Brahms.
Die Töne f,a,e sowie deren Umkehrung e,a,f dienten als Ausgangsmaterial der musikalischen Themenbildung. Das geschwind fertiggestellte Werk wurde noch am 28. Oktober 1853 mit Clara Schumann als Pianistin im Hause Schumann vorgetragen. Welch energetische und lebensbejahende Kraft diese Zusammenarbeit auf Robert Schumann ausübte, kann nur gemutmaßt werden.
Schumanns Version der F.A.E.-Sonate
Das Kompositionsprojekt ließ ihn jedenfalls nicht mehr los, und er stellte bis zum 1. November 1853 quasi eine eigene F.A.E.-Sonate zusammen: Seinen beiden Sätzen aus der Gemeinschaftskomposition stellte er einen bedeutenden ersten Satz sowie ein Scherzo an die Seite. Seine dritte Violinsonate a-Moll WoO 27 war auf diese Weise geboren.
Zur Veröffentlichung kam es sehr viel später: Sowohl Schumanns Violinsonate als auch die F.A.E.-Sonate blieben in Privatbesitz und wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts gedruckt.
Anfang Februar 1854 verschlechterte sich Schumanns psychischer Zustand drastisch, sodass er am 4. März 1854 auf eigenen Wunsch in die Nervenheilanstalt Endenich bei Bonn eingeliefert wurde.
Musikkritik von Susanne Benda Die CD: "Beethoven: Streichquartette op. 18 Nr. 4-6" des Chiaroscuro Quartetts
Die russische Geigerin Alina Ibragimova gründete 2005 mit Kommilitonen am Londoner Royal College of Music das Chiaroscuro Quartet, das auf Instrumenten der Klassik und der Frühromantik in historisch informierter Stilistik musiziert. Mit dabei sind der spanische Geiger Pablo Hernán Benedí, die schwedische Bratschistin Emilie Hörnlund und die französische Cellistin Claire Thirion. Jetzt ist ihre neue CD mit Beethovens Streichquartetten op. 18 erschienen. „Beethoven mit dem Chiaroscuro Quartet: Das ist eine zarte Zumutung“, findet SWR2 Kritikerin Susanne Benda.